Radikale Freundlichkeit gegen düsteren Untergang
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In der Science-Fiction-Literatur tobt ein Richtungskampf: „Hopepunk“ gegen „Doomer Lit“, radikaler Optimismus gegen düsterste Dystopien. Was ist die bessere Literatur? Unser Kritiker Marten Hahn hat eine klare Meinung.
Hopepunk ist ein Sub-Genre der Science-Fiction-Literatur. Es setzt auf radikale Freundlichkeit und Optimismus. Der Begriff sei von der US-Autorin Alexandra Rowland geprägt worden, berichtet unser Literaturkritiker Marten Hahn.
Rowland zufolge geht es bei Hopepunk weniger darum, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Viel wichtiger sei, dass überhaupt Wasser im Glas ist. Dafür lohne es sich dann zu kämpfen. Es gebe immer Hoffnung, denn in einer Welt voller brutalem Zynismus sei Freundlichkeit ein politischer Akt, ein Akt der Rebellion.
Krisen sind mit Emphatie zu bewältigen
Die Botschaft in allen Hopepunk-Werken lautet, dass schlimme Krisen mit Empathie und Menschlichkeit bewältigt werden können. Es gehe stets um positives Denken und ein ebensolches Menschenbild - nicht aber um Realismus, kritisiert Hahn.
Becky Chambers oder Mary Robinette Kowal sind Autorinnen, deren Werke man dem Hopepunk zuordnen kann. Beide waren 2019 beim Science-Fiction Preis "Hugo Award" nominiert, Kowal gewann mit ihrem Buch "The Calculating Stars".
Witziger, smarter und gelungener
Die jüngst entstandene Gegenströmung, die sogenannte "Doomer Lit", findet Hahn viel interessanter. Doomed bedeutet so viel wie "dem Untergang geweiht". Der Roman "Weather" von Jenny Offhill handelt beispielsweise von einer Bibliothekarin, die an der kommenden Klimakrise verzweifelt.
Und in "Gold Fame Citrus" von Claire Vaye Watkins kann niemand mehr sagen, wann es das letzte Mal in Kalifornien geregnet hat. Beide Romane seien um einiges düsterer als bisherige Dystopien, aber auch um einiges witziger, smarter und gelungener als die Hopepunk-Romane, urteilt unser Literaturkritiker.