Klimabewegung Scientist Rebellion

Fakten statt Kartoffelbrei

07:44 Minuten
Aktivisten der Klimabewegung "Scientist Rebellion" kleben Plakate mit Fakten über die Erderwärumg an eine Filiale der Deutschen Bank in München.
Mit großformatigen Plakaten wollen die Aktivistinnen und Aktivisten über die Erderwärmung informieren. © picture alliance / dpa / Peter Kneffel
Nana-Maria Grüning im Gespräch mit Dieter Kassel  · 02.11.2022
Audio herunterladen
Die Klimabewegung Scientist Rebellion will nicht nur protestieren, sondern vor allem aufklären. Ziviler Ungehorsam ist aber auch für sie das Mittel der Wahl. Denn, so Mitglied und Forscherin Nana-Maria Grüning: "Naturgesetze sind nicht verhandelbar."
Kaum eine Woche vergeht, in der Klimaaktivistinnen und -aktivsten nicht mit spektakulären Aktionen auf die Erderwärmung aufmerksam machen. Vor allem die Gruppe Letzte Generation sorgt dabei immer wieder für Empörung, zuletzt durch eine Straßenblockade in Berlin, die offenbar einen verzögerten Rettungseinsatz zur Folge hatte; aber auch durch Anschläge auf Kunstwerke, wie die Kartoffelbrei-Attacke auf ein Monet-Gemälde in Potsdam.

Mit Informationen bewaffnen

Mit einem etwas anderen Akzent will die Bewegung Scientist Rebellion auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen. "Wir bewaffnen uns mit Informationen", sagt Nana-Maria Grüning, Molekularbiologin am Institut für Biochemie der Berliner Charité und Mitglied der Gruppe, der vor allem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehören.
"Wir kleben großformatige wissenschaftliche Publikationen an Gebäude, von denen wir denken, dass die Menschen darin sie wahrscheinlich immer noch nicht gelesen haben", so Grüning weiter. Das Ziel: "Auf die große Lücke hinweisen zwischen dem, was man weiß und dem, was immer noch nicht getan wird."
Die Grenze bei solchen Aktionen liegt für die Aktivistin "ganz klar da, wo Gewalt ausgeübt würde". Man werde demnach nie Menschen beschimpfen oder aggressiv auftreten. "Sämtliche Aktionen werden mit stoischer Ruhe durchgeführt, sodass von uns als Personen keine Gefahr ausgeht."

Ziviler Ungehorsam für die Demokratie

Ziviler Ungehorsam ist für Grüning allerdings unabdingbar und ein legitimes Mittel, "das es schon immer gab und das Demokratie schon immer vorwärtsgebracht hat". Als Beispiel führt sie an: "So etwas wie ein Frauenwahlrecht kam ja auch nicht einfach so - das haben Menschen erstritten über den zivilen Ungehorsam."
Abzuwarten, bis der demokratische Prozess entsprechende Gesetzte hervorbringt, hilft aus Sicht der Klimaaktivistin nicht effektiv genug weiter: "Naturgesetze sind nicht verhandelbar. Und wenn man sie lange genug ignoriert, dann hauen sie einem Chaos um die Ohren."
Mehr zum Thema