Sechs Deutsche in China

Von Petra Aldenrath |
Vor zwei Jahren entschloss sich Robert Zollitsch, nach Peking zu ziehen. Mit dem Ziel, traditionelle chinesische Musik mit westlichen Klängen zu verbinden. Er gründete das chinesich-deutsche Ensemble "Wu Xing". Es ist ein bisher einzigartiges Projekt in China.
Die Bewohner des Hochhauses in der Sinujie haben sich bereits daran gewöhnt, dass aus dem 8. Stock immer wieder für chinesiche Ohren recht ungewöhnliche Töne klingen. Hier wohnt Robert Zollitsch, samt Frau Linnar und Baby in einer geräumigen Vier-Zimmer-Wohnung.
Im hinteren Teil der Wohnung hat Robert Zollitsch ein Musikstudio eingerichtet. Ein Klavier steht dort, eine bayrische Zither und zwei chinesische Saiteninstrumente, die Guqing und die Yanqing. Vor zwei Jahren entschloss sich Robert Zollitsch, nach Peking zu ziehen. Mit dem Ziel, traditionelle chinesische Musik mit westlichen Klängen zu verbinden. Er gründete das chinesich-deutsche Ensemble "Wu Xing". Ein Projekt, das, so Robert Zollitsch, bisher einzigartig in China ist:

"Es ist ganz deutlich spürbar ein Bedarf an einer Entwicklung in diesem Bereich. Aus der chinesischen traditionellen Musik entsteht so ein Sog nach etwas Neuem. Das, was wir machen, ist ein Versuch anzuknüpfen an chinesische Musiktradition und die nicht ganz zu verlassen und was Eigenes zu machen. Daraus wird natürlich eine neue Musik, eine ganz eigene Musiksprache."

Beim Ensemvle "Wu Xing" spielen deutsche und chinesische Musiker gemeinsam. Robert ist der Kopf der Truppe. Er ist 38 und hat sich in Deutschland als Komponist, Produzent und Musiker im Bereich der Weltmusik einen Namen gemacht. Seine bayrische Zither trifft auf tibetische, mongolische und nun auch auf chinesische Klänge. Mit diesen ungewöhnlichen Kombinationen hat er Erfolg. Seine CDs sind in Deutschlands Weltmusikläden zu haben, und es gibt kaum ein Weltmusikfestival, bei dem Robert Zollitsch nicht mitmacht. In China sucht er nun eine neue Herausforderung:

"Für uns war ganz klar: Wenn wir 'ne chinesische Weltmusik machen wollen, wenn wir hier anfangen wollen an der Schraube zu drehen und das chinesische Musikrad etwas nach vorne zu bewegen, dann müssen wir das in China tun, und es ist für uns ganz wichtig, dass es in China ankommt."
Ein paar Monate durchkämmte Robert Zollitsch Peking auf der Suche nach neuen Musikern, die Spaß haben an Experimenten. Auf der Suche dabei fand er als Erstes Linna. Sie wurde Roberts große Liebe und gibt als ausgebildete Sängerin musikalisch den Ton des Ensembles an.
Danach fand er den Rest der Crew und begann mit ihnen gemeinsam traditionelle chinesische Musik neu zu interpretieren. Traditionell gespielt klingt die chinesische Guqín so:

(Zuspielung Guqin)

Roberts Ensemble hauchte der Musik Pepp und Tempo ein:

(Zuspielung Guqin)

Musikschuppen und Kneipen, in denen Rock, Pop, Punk oder HipHop gespielt werden, schießen in den chinesischen Städten wie Pilze aus dem Boden. Doch all diese Läden sind hoch kommerzialisiert und entsprechen dem Massengeschmack der westlich orientierten Jugend. So wie schon in Deutschland sucht Robert Zollitzsch nun auch in China nach Bühnen - auf denen ungewöhnliche Musikstile angesagt sind:

"Es ist noch immer so in China, dass es kaum Konzerte gibt, kaum Aufführungsorte für Musik im kleineren Rahmen. Es gibt riesengroße Hallen und große Veranstaltungen, aber kleine Konzerte findet man wenig. Es gibt den Rahmen noch nicht und das ist es, was es für uns als Ensemble so spannend macht. Wir haben keinen Rahmen, wo wir sagen: Ach da fragen wir an, ob die ein Konzert mit uns machen. Das können wir in Europa ohne Probleme. Bei uns ist es ja auch so: Jetzt kann man in Europa mit einem Streichquartett auf eine Hardrockbühne gehen, aber das war vor 10 Jahren noch nicht so und diese Entwicklungen sind in China noch nicht zu sehen."

Robert Zollitsch will Licht ins Dunkel bringen. Mehrere Aufträge hat er bereits an Land gezogen und auch eine CD soll demnächst in China entstehen. Und so ist es für ihn nur eine Frage der Zeit, bis sich die Chinesen daran gewöhnt haben: Dass eine bayrische Zither auf eine chinesische Guqin trifft und eine Chinesin gemeinsam mit einem echten Bayern jodelt.