Hören Sie in der Sendung "Fazit", ab 23:05 Uhr ein Gespräch mit dem Gewinner des Deutschen Buchpreises 2016 sowie eine Einschätzung der Entscheidung von Literaturredakteur Kolja Mensing.
Wer gewinnt den Deutschen Buchpreis 2016?
An heutigen Montagabend wird der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2016 verkündet. Hier geben wir noch einmal einen Blick auf die Shortlist, Hintergründe zur Jury-Arbeit und die Einschätzungen unserer Literaturexperten.
Auf der Longlist standen noch 20 Kandidaten für den Deutschen Buchpreis 2016, auf die Shortlist hatten es dann noch sechs Finalisten geschafft:
Am heutigen Montag, den 17. Oktober, dem Vorabend der Frankfurter Buchmesse, wird der Gewinner des Deutschen Buchpreises von der Jury bekanntgegeben. Der Sieger erhält 25.000 Euro. Die Auszeichnung für den besten Roman des Jahres in deutscher Sprache wird seit 2005 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Im vergangenen Jahr erhielt Frank Witzel den begehrten Preis für seinen Roman "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969".
Wie viel Macht und Einfluss der Deutsche Buchpreis und die Jury haben, darüber sprach der Jury-erfahrene "taz"-Literaturredakteur Dirk Knipphals im Deutschlandradio Kultur.
Eine Einschätzung der Shortlist gaben Literaturexperte Jörg Plath und unser Literaturredakteur Kolja Mensing in der Sendung "Lesart". Ersterer hielt die Auswahl durchaus für ausgewogen. "Wir haben ein Debüt mit Philipp Winkler - 'Hool' - ein ziemlich starkes Debüt über Hooligans, wir haben ein Alterswerk von Bodo Kirchhoffs 'Widerfahrnis' (...) und dann haben wir einen wichtigen Mann mittleren Alteres, das ist Reinhard Kaiser-Mühlecker mit einem Stoff vom Land."
Leichtere Kost und formale Experimente
Kolja Mensing gefiel die heterogene Auswahl auf der Shortlist. "Da gibt es Bücher, die man so richtig so runterlesen kann, die sich leicht lesen lassen. Das ist sicher André Kubiczeks DDR-80er-Jahre-Roman 'Skizze eines Sommers' - ein wunderschönes leicht zu lesendes Buch - und sicherlich auch Bodo Kirchhoffs 'Widerfahrnis' - ein Buch über eine Italien-Reise, die schmökert man so weg." Auf der anderen Seite gebe es aber auch Bücher, die formale Experimente wagten, wie zum Beispiel Thomas Melle mit seinem autobiografischen Roman "Die Welt im Rücken" über seine bipolare Störung.
Obwohl bei der Auswahl auch immer wieder interessante Bücher nicht berücksichtigt würden, habe der Buchpreis dazu beigetrachten, das Gespräch über Bücher zu beleben, so Mensing. Dass es ein Auswahl gebe, über die man sich streiten könne, sei eine gute Sache. "Dass das dann auch ein Marketing-Instrument ist, das gehört halt dazu."
Welche Autoren in diesem Jahr von der Jury des Deutschen Buchpreises zu Unrecht gänzlich übersehen wurden, das machte unter anderen Literaturkritikerin Sigrid Löffler im Deutschlandradio Kultur deutlich. Ihr fehlten nicht nur die mit neuen Büchern vertretenen Büchnerpreisträger Brigitte Kronauer, Wilhelm Genazino oder Martin Mosebach, sondern auch ein Autor wie Christoph Ransmayr, der sein bestes Buch seit vielen Jahren herausgebracht habe.