Seeed-Konzerte als Forschungsobjekt
Fünf Konzerte der Band Seeed wurden in der Konzertarena Parkbühne Wuhlheide zum Versuchslabor in Sachen Nachhaltigkeit. © picture alliance / Geisler Fotopress
Nachhaltigkeit in der Konzertarena
08:17 Minuten
Ob sich Großkonzerte und der Schutz vor Corona vertragen, wurde vor kurzem beforscht. Jetzt untersucht ein neues Projekt, wie es um die Nachhaltigkeit von Konzerten bestellt ist. Die Band Seeed stellte ihre Open Air-Auftritte dafür zur Verfügung.
Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Klimawandel beschäftigen auch die Musikbranche. Zuletzt machte Coldplay von sich reden: Die britische Band versucht, ihre Konzerte klimaneutral zu gestalten und Energie zu sparen. Die meisten Fans reagieren begeistert.
Nun zeigen auch die Berliner Band Seeed und der Betreiber der Konzertarena Parkbühne Wuhlheide Engagement: Die Musiker unterstützen ein Forschungsprojekt der Berliner Hochschule für Technik (BHT) mit der Nachhaltigkeitsagentur The Changency. Dafür wurden die fünf Konzerte der Band an fünf aufeinander folgenden Tagen in der Konzertarena zum Versuchslabor.
Essen die Konzertbesucher Currywurst oder vegan?
Allerlei Untersuchungen zu verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit wurden durchgeführt: Wie viele Konzertbesucherinnen und -besucher reisen umweltfreundlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln an? Wie viel Müll hinterlassen sie, etwa in Form von Zigarettenkippen? Konsumieren sie eher Currywurst oder veganen Döner? Und wie viel Energie verbraucht die gesamte Konzertproduktion inklusive Transporten und Betrieb des Equipments?
Thomas Sakschewski leitet das Projekt. Er ist Professor für Veranstaltungsmanagement an der BHT, und vermutlich haben sich seine studentischen Forschungsassistentinnen und -assistenten um den Job gerissen: Während der Konzerte waren sie jeweils zwischen 14 Uhr und Mitternacht vor Ort, interviewten Besucher, zählten die hungrigen Konzertbesucher in den Schlangen vor der Currywurst- und vor der Vegan-Döner-Schlange, führten Grobschätzungen bei den Zigarettenkippen durch.
Keine "post-fossile Glaskugelleserei" betreiben
Aber nicht nur das zählt zur Nachhaltigkeit, wie Sakschewski betont: „Wir haben gleichzeitig auch überprüft: Wie fühlen sich denn eigentlich die Rollstuhlfahrenden an ihren Rollstuhlfahrer- und -fahrerinnenplätzen überhaupt wohl. Denn Nachhaltigkeit ist ja nicht nur Ökologie, das betrifft auch Soziales.“
Insgesamt hält Sakschewski deshalb auch nicht so viel davon, alle ermittelten Werte zum Thema Nachhaltigkeit immer „in CO2-Äquivalenzen umzurechnen, weil das eine – nennen wir das mal so – post-fossile Glaskugelleserei ist“.
Die meisten reisten mit ÖPNV an
Später sollen die Ergebnisse ausgewertet und dann publiziert werden. Schon jetzt ist klar: Die allermeisten Konzertbesucherinnen und -besucher sind mit dem ÖPNV angereist. Die Publikationen, die rund um das Projekt entstehen, sollen auch für den Betreiber der Konzertarena von Nutzen sein: „Wir haben eine ganze Menge Tipps und Empfehlungen über die fünf Tage sammeln können, was man vielleicht ein bisschen besser machen könnte", berichtet Sakschewski.
Da die Bands mittlerweile den größten Teil ihrer Einnahmen über Konzerte erwirtschaften, sei es für alle Beteiligten von Interesse, wie Konzerte energiefreundlich und umweltfreundlich gestaltet werden können. Als ein Beispiel nennt Sakschewski die für Bühnenshows beliebte Pyrotechnik: Es lohne sich für alle, über alternative Brennstoffe für das Bühnenfeuerwerk nachzudenken.
(mkn)