Seelische Schmerzen

Finger weg von Pillen gegen Liebeskummer

Eine Frauenhand mit rot lackierten Fingernägeln berührt am 03.03.2014 in Berlin ein schwarzes Herz, das auf eine Mauer gespüht wurde.
Liebeskummer ist keine Krankheit, sondern normales psychisches Erleben. © dpa / Inga Kjer
Iris Hauth im Gespräch mit Ute Welty |
Medikamente können Liebeskummer lindern, doch bei der Verarbeitung hilft das nicht. Die Psychiaterin und Psychotherapeutin Iris Hauth warnt vor Suchtgefahr: Von der Liebe enttäuschte Menschen sollten ihre Trauerphase besser mit Freunden und Ablenkungen durchstehen.
Wieder wurde eine Studie veröffentlicht, die über die Linderung des Liebeskummers durch Schmerzmittel berichtet. Denn auch seelische Schmerzen tun weh. "Wir wissen (…), dass Liebeskummer auch im Gehirn in ähnlichen Regionen wir körperlicher Schmerz Aktivierungen macht", sagte dazu die Berliner Psychotherapeutin und Psychologin Iris Hauth im Deutschlandfunk Kultur. Und solche Aktivierungen würden ähnlich wie körperlicher Schmerz erlebt.
Die Psychotherapeutin und Psychiaterin Iris Hauth 
Die Psychotherapeutin und Psychiaterin Iris Hauth © picture alliance / Ruppert Mayr/dpa-Zentralbild/dpa
Hauth warnte jedoch eindringlich davor, seelische Schmerzen mit Medikamenten zu überdecken. Das führe zur Sucht und habe körperliche Nebenwirkungen:
"Gerade auch das Paracetamol, das da untersucht worden ist, hat natürlich auch erhebliche Nebenwirkungen. Zum Beispiel Leberschädigungen. … Aber es ist natürlich auch eine Gefahr, wenn man dazu neigt zu sagen 'Ich möchte das jetzt nicht, ich möchte kein Leid haben', dass man leicht davon abhängig werden kann."
"Ein normal-menschliches Phänomen"
Der angemessene Umgang mit Liebeskummer sei es, diesen - "ähnlich wie bei anderen Trauerreaktionen" - zu verarbeiten. Typisch sei, dass der Verlust zunächst verleugnet werde, dass man traurig und aggressiv werde, bis man sich abfinde und neu orientiere. Aus solchen Prozessen gehe man gestärkt heraus und erlebe sich dann "wirklich auch getrennt", so Hauth.
Liebeskummer sei keine Krankheit, betonte Hauth, sondern "ein normal-menschliches Phänomen". Deshalb sollte er auch nicht mit Medikamten angegangen werden, sondern als normale psychologische Erlebnisweise akzeptiert werden. Hauth empfahl, sich abzulenken, mit Freunden zu sprechen und durchzuhalten:
"Und nach einigen Wochen wird man gestärkt und distanziert – auch von dem Menschen, der einen verletzt hat – da herausgehen."
(huc)
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