Die Helfer auf See
Sie fahren bei Wind und Wetter hinaus, wenn Menschen auf See in Not geraten - die Seeleute der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. 81.000 Menschen hat die DGzRS seit ihrer Gründung im Jahr 1865 gerettet.
Rettungskreuzer "Hermann Helms" auf Kontrollfahrt in der Außenelbe vor Cuxhaven. Am Bug steht in großen Lettern SAR: "Search and Rescue" - Suchen und Retten. Das auffällig weiß-rot lackierte Schiff gehört zur Flotte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.
"Wir haben ein sehr buntes Einsatzspektrum und auch relativ viel zu tun."
Hanno Renner steht am Steuerstand. Der 42-Jährige ist der Kapitän, oder wie man hier sagt: der Vormann des Rettungskreuzers.
"Das reicht von Hilfeleistungen für die Berufsschifffahrt, von medizinischen Einsätzen bis hin zu den Hilfeleistungen für die Sportschifffahrt, die gerade im Sommer dann zunimmt und einen Großteil unserer Arbeit ausmacht. Zudem ist die Elbe ein sehr schwieriges Revier aufgrund der starken Strömungen, der vielen Sandbänke und Untiefen. Auf die Art und Weise wird es hier nie langweilig."
Die "Hermann Helms" fährt raus in die See, wenn andere in Not sind. Wenn ein Matrose einen Herzinfarkt erleidet oder der Sturm einer Segeljacht den Mast gekappt hat.
Eine lange Tradition
Die Helfer auf See blicken auf eine lange Tradition zurück. Am 29. Mai 1865 gründeten Fahrensmänner und Kaufleute, Advokaten und Schiffsreeder in Kiel die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Wenige Jahre zuvor war das Auswandererschiff "Johanne" vor Spiekeroog gestrandet, 84 Menschen ertranken. Es heißt, die Inselbewohner hätten tatenlos vom Ufer aus zugesehen und auf Strandgut aus dem Wrack gewartet.
Zunächst mit offenen Ruderbooten, ab 1911 auch mit Motorschiffen, rückten die Retter aus. Freiwillig, und ohne Geld für den oft lebensgefährlichen Einsatz zu verlangen. Von Anfang an finanzierte sich die Gesellschaft ausschließlich aus Spenden. Heute verfügt sie über 54 Stationen und 60 Fahrzeuge, 180 Mann sind inzwischen fest angestellt.
"Wir sind ausgerüstet wie ein ganz normaler Rettungswagen an Land auch. Wir haben alles, was wir brauchen: EKG, Sauerstoff, Defibrillator. Und Verbandszeug und alles, was dazu gehört."
Der Esstisch wird zum Krankenbett
Kai Schöps ist der Rettungsassistent in der vierköpfigen Besatzung. Wenn es ernst wird, schnappen die Männer in den roten Overalls die vorbereiteten Sanitätskoffer und setzen über zu dem Schiff, das medizinische Hilfe braucht. Oder sie holen Kranke und Verletzte per Trage rüber auf ihren Rettungskreuzer. Dann wird der Esstisch zum Krankenbett.
Für Einsätze, etwa im flachen Wattenmeer, wird das auf dem Heck festgeklinkte Tochterboot "Biene" zu Wasser gelassen.
30 Jahre hat die "Hermann Helms" auf dem Buckel. Aber der 27 Meter lange Kreuzer ist immer noch den Anforderungen in der rauen Elbmündung gewachsen. Erst im vergangenen Sommer hat die Mannschaft drei Berufsfischer gerettet. Timo Wieck, der zweite Nautiker, war dabei.
"Es herrschen dort sehr starke Strömungen. Da hat der Fischkutter einen Netzhaker gehabt, dass das Netz am Grund mit einem Stein oder einem alten Baumstamm kollidiert ist, und so ist das Schiff gekentert."
Der Krabbenkutter "Wattenmeer" treibt kieloben. Die Fischer haben es geschafft, sich auf den umgeschlagenen Bootsrumpf zu retten. Timo Wieck nimmt sie mit dem Tochterboot auf.
Glückliche Rettung auch im Falle der "Lisco Gloria" im Oktober 2010. Auf der Ostsee Höhe Fehmarn gerät die Autofähre in Brand. Andreas Lubkowitz, der damalige Pressesprecher der Seenotretter, im Radio:
"Das war eine sehr bewegende Situation an Bord, die Menschen dort zu sehen, die da in der Ecke kauerten, die teilweise keine Schuhe anhatten, Kinder mit ihren Müttern, sodass wir dann also auch zusehen mussten, dass wir sie möglichst schnell von Bord bekommen, warm, trockene Decke, mit Lebensmitteln versorgen."
28 Personen sind verletzt, aber alle 236 Menschen an Bord der "Lisco Gloria" können gerettet werden.
Nicht immer haben solche Einsätze ein glückliches Ende.
Nicht immer haben solche Einsätze ein glückliches Ende.
"Adolph Bermpohl, bitte melden Sie sich, Adolph Bermpohl."
Wenn der Retter zum Opfer wird
Aber die "Adolph Bermpohl" meldet sich nicht mehr. Im Februar 1967 wird der Rettungskreuzer selbst Opfer eines Orkans. Die vier Besatzungsmitglieder und drei schiffbrüchige niederländische Fischer, die die "Bermpohl" zuvor an Bord genommen hatte, kommen ums Leben.
Doch allen Unglücken zum Trotz: 81.000 Menschen hat die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger bisher aus Seenot gerettet. 45 Rettungsmänner haben diesen Einsatz mit ihrem Leben bezahlt.