Sein und Streit - die ganze Sendung

Menschenwürde, eine Frage der Selbstbestimmung

Zwei Hände halten sich umschlossen auf einem Laken. Die Linke Hand trägt einen Ehering.
Die Mitarbeiterin eines Hospizes hält einem Patienten die Hand. © imago stock & people
Moderation: Simone Rosa Miller · 29.01.2017
Die Menschenwürde ist nichts Naturgegebenes, sondern eine Frage der Selbstbestimmung, sagt die Philosophin Eva Weber-Guskar in unserem Interview. Außerdem in der Sendung: die Frage nach dem richtigen Holocaust-Gedenken - und eine "ausgezeichnete Idee".
"Würde zu haben heißt, mit sich in Übereinstimmung zu leben". Würde ist nicht naturgegeben und auch kein absoluter Wert, sondern: Nur wer selbstbestimmt lebt, besitzt Würde. Diese These vertritt die Philosophin Eva Weber-Guskar in "Sein und Streit". Und: Würde setzt ein gewisses Maß an Selbstreflektion voraus. "Wenn man davon ausgeht dass sie [Behinderte] gar kein Verständnis von sich als Mensch haben sondern nur auf einer basaleren, sinnlicheren Ebene, dann ist es so, dass sie tatsächlich nicht eine Menschenwürde in diesem Sinn haben", so Weber-Guskar. "Gerade wenn ein Mensch keine Würde besitzt, dann geht es umso mehr darum, ihn darin zu unterstützen, zu einem Selbstbild zu kommen. Oder, wenn das gar nicht möglich ist, stellvertretend für den Menschen zu agieren […] und sie zu schützen."

Eva Weber-Guskar: Würde als Haltung. Eine philosophische Untersuchung zum Begriff der Menschenwürde
Mentis Verlag, Münster 2016
269 Seiten, 38 Euro

Außerdem in der Sendung:
Am Holocaust-Gedenktag sollten die Nachfahren der Täter und die Nachfahren der Opfer auseinandertreten, meint der Schriftsteller Per Leo in unserem philosophischen Wochenkommentar. Denn die Verneigung vor den Opfern gehe einher mit dem Verbot, sich mit ihnen zu identifizieren. Leo plädiert für ein Gedenken aus Täterperspektive, das diesen Zwiespalt aushält.
Und auch ein neues Format haben wir in dieser Sendung:
Die "Ausgezeichnete Idee"
Ganz gleich, ob ein Gesprächsfetzen in der Ubahn, ein Tweet, ein Essay, eine Sentenz oder ein Buch - unsere neue Rubrik spürt kluge Gedanken zu brodelnden Debatten auf und diskutiert sie in der Sendung.
"Niemand hat das Recht zu gehorchen!" Unsere erste "ausgezeichnete Idee" nimmt ihren Ausgang bei der Frage: Wie können wir Widerstand gegen die Trump-Regierung und den Rechtspopulismus leisten? Inspirieren lässt sich Svenja Flaßpöhler von Judith Butlers jüngst vorgebrachtem Plädoyer für die Unterlassung.
Mehr zum Thema