Politik der "Opfer": Herabsetzung oder Ermächtigung?
Die Selbstzuschreibung "Opfer" ist heute scheinbar allgegenwärtig: Die Publizistin Margarete Stokowski und der Sozialpsychologe Harald Welzer diskutieren über einen ambivalenten Begriff. Außerdem Thema: Ungleichheit in der Gesellschaft und aussterbende Tierarten.
Diskriminierung, Gewalt, Benachteiligung – Menschen, die davon betroffen sind, fühlen sich oft als Opfer. Und treten immer häufiger in dieser Rolle auf, wie zuletzt in der #MeToo-Debatte. Die Selbstzuschreibung "Opfer" ist heute scheinbar allgegenwärtig. Steckt darin eine Form von Selbstermächtigung gegen die Täter? Oder bloß eine Abwehr aller eigenen Verantwortung, ein Rückzug in die Passivität? Gibt es heute mehr "Opfer" oder sind sie einfach nur sichtbarer? Und was bedeutet die Inflation des "Opfers" für den politischen Diskurs? Diese Fragen diskutieren wir mit der Publizistin Margarete Stokowski und dem Soziologen Harald Welzer.
Außerdem in der Sendung:
Grenzenlose Machbarkeit – ein Nashorn soll "wiederbelebt" werden
Das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn ist in dieser Woche eingeschläfert worden: Eine weitere Tierart, die der Mensch auf dem Gewissen hat. Aber nun gibt es Pläne, sie per Molekulargenetik "wiederzubeleben". Was verraten solche Bemühungen über das Verhältnis von Mensch und Natur? Dieser Frage geht David Lauer nach, in unserem philosophischen Wochenkommentar.
Wie macht Ungleichheit eine ganze Gesellschaft krank? Siri Hustvedt in Berlin
Die amerikanische Autorin Siri Hustvedt schreibt nicht nur Bestseller, sondern beschäftigt sich in Essays und Vorträgen auch mit philosophischen und psychologischen Fragen. Auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Berlin hat sie darüber nachgedacht, warum und wie ungerechte Gesellschaften krank machen. Tobias Wenzel war für uns dabei.