Von guten Menschen und dem nötigen Wandel
Die ständige Kritik an Menschen, die einfach Gutes tun wollen, sei extrem kontraproduktiv, findet die Philosphin Hilal Sezgin. Die Kritiker wollten damit auch ihre Scham verbergen, nicht selbst auf gute Ideen gekommen zu sein.
In der Flüchtlingskrise haben wir gezeigt, dass es möglich ist, schnell und direkt zu helfen. Daran sollten wir unbedingt anknüpfen, sagt die Philosophin Hilal Sezgin im Gespräch mit Sein und Streit.
Eigentlich wolle niemand ein Arschloch sein, doch das Diskreditieren von Gutmenschen gehört mittlerweile ganz handfest zum politischen Diskurs. Das engt uns ein, sagt Hilal Sezgin. Denn die permanente Kritik an denjenigen, die versuchen, Gutes zu tun, die ständige "Aber-Welle" sei kontraproduktiv und zeige, dass wir uns eigentlich genieren, nicht selber auf eine gute Idee gekommen zu sein. Damit basierten die Einwände letztlich auf Schuldgefühlen. Das belege auch empirische moralpsychologische Forschung. Menschen reagierten auf Schuldgefühle in der Regel mit prompter Abwehr.
Es geht nicht um Verwertbarkeit
Wir mögen es nicht von anderen in Frage gestellt zu werden, weil es sich nicht mit unserem Selbstbild vertrage. "Das ist blöd", beinhalte aber auch eine positive Nachricht, findet Hilal Sezgin. Es ist uns anscheinend wichtig, kein Arschloch zu sein. Nur wären wir lieber selber auf die Idee gekommen.
Wir seien alle soziale Wesen und hätten ein Interesse an einer gerechten Welt, unterstreicht die überzeugte Kantianerin. Es gehe darum, den Anderen um seiner selbst willen zu respektieren und nicht, wie in unserer kapitalistischen Welt üblich, auf Verwertbarkeit zu überprüfen. Dabei helfen keine abstrakte Ethik, oder ein dogmatisches Müssen, sondern vielmehr zweckorientierte Vorschläge und Aufforderungen. Denn im Grunde wisse doch heute jeder, dass die vielen Dinge, die wir konsumieren, andere Menschen sehr viel gekostet haben.
An erster Stelle steht ein harmonisches Verhältnis
"Für mich geht es darum", so Hilal Sezgin "uns miteinander in ein gutes, fruchtbares und harmonisches Verhältnis zu bringen." Und nicht wie es zum Beispiel der effektive Altruismus nach Singer propagiere, selbst beim gut handeln noch effektiver zu werden. Das bedeute das Ende der Moral. "Wir wissen doch alle, dass wir die Sachen grundsätzlich angehen müssen." Das Ziel sei, einen allgemeinen Willen auszubilden, um die Welt so umzubauen, dass sie annähernd gerecht wird. Und zwar mit dem Bewusstsein, dass jeder einzelne dazu letztlich nur die eigenen, kleinen und begrenzten Möglichkeiten habe.
Über das Veränderungspotential der Automobilbranche denkt diese Woche Rainer Hank von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung nach.
In unserem philosophischen Kommentar fragt er, ob die aktuelle Ausweitung des Diesel-Skandals endlich den Schritt für konsequente Änderungen bedeutet.
Soll man jetzt rasch den Verbrennungsmotor verbieten und ganz auf Elektromobilität setzen?
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Außerdem Thema in der Sendung:
Dieselskandal: Im Philosophischen Wochenkommentar denkt Rainer Hank, Redakteur der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", anlässlich des Dieselskandals über das Verdrängungspotenzial der Automobilbranche nach. In unserem philosophischen Kommentar fragt er, ob die aktuelle Ausweitung des Diesel-Skandals endlich den Schritt für konsequente Änderungen bedeutet.
Die Philosophie des Spazierengehens: In unserer kleinen Sommerreihe zum Thema Bewegung starten wir heute mit der Philosophie des Spazierengehens - ganz ohne gesundheitspräventive oder sportliche Apelle. Denn jeder Spaziergang ist einzigartig und kann ein enormes Geflecht von Gedanken auslösen, deren Weg sich nicht zurückverfolgen lässt.