Auflösung I: Das erste Sonntagmorgen-Rätsel war heute Johnny Cash gewidmet. Cash, 2003 gestorben, war schon zu Lebzeiten eine Legende, Als "Mann in Schwarz" ging er in die Countrygeschichte ein. Seine letzten Aufnahmen, die American Recordings, brachten ihm einen späten Ruhm selbst bei der MTV-Generation ein. Die heute gehörten Lieder entstanden alle am Ende der 50er und zu Beginn der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Cash, der seine Militärzeit in Landsberg (Lech) abdiente, nahm vier Lieder in deutscher Sprache auf: "In Virginia", "Wer kennt den Weg", "Kleine Rosemarie" und "Besser so, Jenny Joe."
Zeit vertreibt Zeit
Hetzen, rennen, eilen - der moderne Mensch macht sich zum Sklaven der Zeit und kann sie doch nie einholen. Die Sekunde ist schon verstrichen, bevor wir sie festhalten können, die Vergangenheit unser stetiger Begleiter. Was könnte man nicht alles mit der Zeit anfangen, wäre sie nicht so flüchtig wie ein Atemzug?
Zeit, das ist das Thema an diesem Sonntagmorgen. „Die Zeit, sie eilt im Sauseschritt, 1 - 2 -3, wir eilen mit" hat Wilhelm Busch der "Frommen Helene" ins Buch geschrieben. Und wie die Zeit saust!
Im Internationalen Einheitensystem wird die Zeit mit einer Sekunde gemessen - und um wirklich ganz genau festzulegen, was denn nun eine Sekunde ist, legt das Bureau International des Poids et Mesures in Paris die Internationale Atomzeit als Referenzzeit fest. Diese Referenzzeit errechnet sich aus über 260 Atomuhren weltweit. Und das alles für eine Sekunde. Aber, was verstehen Wissenschaftler schon von der Zeit? Sie schaffen Uhren um alles in das passende Korsett einer physikalischen Einheit zu zwängen, die menschliche Zeit wird dabei schlicht übergangen.
"Die Zeit ist eine gute Lehrmeisterin. Schade ist nur, dass sie alle ihre Lehrlinge umbringt" (Curt Götz)
Zeit ist eines der Phänomene, die der Mensch nicht wirklich fassen kann. Eine Sekunde kann eine gefühlte Ewigkeit dauern, eine Stunde schneller vorübergehen als eine Minute. Und irgendwer erkannte einmal: „Vergangenheit ist die in die Jahre gekommene Zukunft." Und so sehr wir uns auch beeilen, wir werden die Zeit niemals einholen, wir messen sie mit Uhren, die präziser sind als unser Herzschlag und doch bestimmt der letztlich unsere Zeit auf Erden. Wir träumen von Reisen in und durch die Zeit, wünschten uns in anderen Jahrhunderten geboren zu sein und können uns doch nicht von der herrschenden Zeit befreien - Zeitgeist oder wie der große Karl Valentin erkannte: Die Zukunft war früher auch besser!
Die Zwitschermaschine
So klingt ein Metronom:
--Tak-Tak-Tak-Tak
Die dahinfließende Zeit wird in exakt gleiche Teile zerstückelt.
---- Tak Tak Tak------
Und so klingen hundert Metronome:
--Tak-k-k-k-k-k-k-k-k-k-k-k-k-k-k: Poéme Sinfonique (Ligeti)
...die hier die Zeit quasi hundertfach zerteilen. Solches geschieht in György Ligetis „Poème Sinfonique". Alle 100 Metronome sind auf exakt eingestellte versSo klingt chiedene Tempi fixiert und laufen so lange bis ihre mechanischen Uhrwerke abgelaufen sind...
----Takkk Tak takkkkk taktkaktkaktka
...bis schließlich im Finale dieser Klang-Installation nur noch ein einsames Metronom übrig bleibt, bis auch das spektakulär stehen bleibt. Und den staunenden Hörer schließlich in die Stille entlässt, die symbolträchtig für Ewigkeit steht.
--Tak Tak Tak – The Times they are achangin' (Dylan)--- Countdown-------
Überall wo es um große, existenzielle, erhabene, mysteriöse Dinge geht, da werden gern Gleichnisse, Bilder, Metaphern mit dem Zeitbegriff in Verbindung gebracht.
-----All This Time (Sting)-------------- Big Ben -----------------
... Zeiten ändern sich, sie fließen oder fliegen dahin, man spricht vom „Puls" oder vom „Zahn" der Zeit. Manchmal wird die Zeit totgeschlagen oder aus dem Fenster geworfen.
Die Zeit rast, fliegt dahin oder sie geht im Sauseschritt...
------------3 Metronome: Poème Sinfonique (Ligeti)
--------------------Ich bin der Sensenmann (Helge Schneider)
...jemand segnet das Zeitliche, goldene oder glückliche oder „gute alte Zeiten" werden beschworen, oder gar das Ende aller Zeiten wird prognostiziert, z. B. in Messiaens Quartett „Pour la fin du temps", daraus hier ein Vogel bzw. eine Klarinette als Prophet.
--pour la Fin du Temps...(Messiaen)
„...hartnäckig weiter fließt die Zeit, die Zukunft wird Vergangenheit" – konstatiert Wilhelm Busch und beschreibt damit wahrheitsgetreu eine alltägliche Erfahrung...
---Moderne Zeiten (Chaplin)
„Factory Machines" in Charlie Chaplins Film „Modernen Zeiten", die inzwischen in die sprichwörtlichen Jahre (Jahrzehnte) gekommen sind.
-------Moderne Zeiten weiter (Chaplin)
------I'm Outta Time (Oasis)
„Oasis" betrachtet sich selbst hier als „aus der Zeit gefallen". - Und überhaupt ist das Prinzip rückwärtiger Verklärung offensichtlich eine universelle kulturelle Kraft, die in den zahlreichen musikalischen Retro-Stömungen der Gegenwart ebenso wirksam ist wie in früheren jeweiligen „Renaissancen" der Literatur-, Kunst- oder Musikgeschichte. Das melancholische „Sich zurückfallen lassen" finden wir bei Freddy Quinn aber auch bei Arnold Schönberg.
------- Pierrot Lunaire „O alter Duft aus Märchenzeit..." (A. Schönberg)
------- Fanfare: „Schön, so schön, schön war die Zeit..." aus „Heimweh" (Freddy Quinn)
„...mein Gott wie die Zeit vergeht", ein quasi zeitloser Stoßseufzer, der sich durch die tägliche zwischenmenschliche Kommunikation aller Zeiten aller Schichten aller oder vieler Sprachen zieht.
------------------------------Die Uhr (Carl Loewe)
Täglich haben wir mit der Zeit zu tun, sind irgendwie mit ihr vertraut, dennoch ist sie wie nichts sonst unergründlich, Poeten und Physiker, Philosophen, Komponisten beschäftigten sich immer wieder mit ihr: u. a. Albert Einstein und Helge Schneider, Erasmus von Rotterdam, Wilhelm Busch, Thomas Mann, György Ligeti:
----Tak Tak TakkkkTakkk: Poème Sinfonique (Ligeti)
...er möchte uns in seinem „Poème Sinfonique" dieses unergründliche Phänomen nahebringen; der Hörer „durchlebt" im Zeitraffer unterschiedlichste Phasen von Überlagerungen periodischen „Gleichklängen" und Verschiebungen bis schließlich die verschiedenen Chaos-Zustände durchschritten sind, die in die Stille, in eine perfekte Ordnung einmünden: Eine Art Countdown an der Grenze zur Ewigkeit...
---------3 Metronome-----2 Metronome ---- Tak ----- Tak ------------ Big Ben
-------Pour la fin du temps (Messiaen)
Auflösung II: In unserem zweiten Sonntagmorgen-Rätsel suchten wir heute die Kult-TV-Serie "Raumschiff Enterprise" ("Star Trek"). In Deutschland strahlte das ZDF die Serie um die Enterprise und ihre Besatzung von Mai 1972 an aus. Anfangs gab man der von Gene Roddenberry entwickelten Serie nur wenig Erfolgschancen, doch die Abenteuer von Captain James Tiberius Kirk, Mr. Spock und der Enterprise-Crew setzten sich beim Publikum und bei den Kritikern durch und wurde im Jahr ihres USA-Debüts, 1966, bereits mit dem "International Hugo Award for Best Science Fiction Dramatic Presentation" ausgezeichnet. In unserem Rätsel waren übrigens Mr. Spock alias Leonard Nimoy und William Shatner (James T. Kirk) als Gesangssolisten zu hören.