Ein Sender fast nur für Trump-Anhänger
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Manches muss man selbst erleben, dachte sich unser Autor. Er holte sich einen Kaffee und begann seinen Selbstversuch: Einen Tag lang schaute er den US-Sender "Fox News". Was macht das mit einem, fragte er sich und einen Medienwissenschaftler.
6 Uhr morgens, ich hol mir schnell einen Kaffee. Dann beginne ich mein kleines TV-Experiment.
Und damit dürfte ich mit einiger Wahrscheinlichkeit gerade das gleiche machen – wie Donald Trump. Der guckt nämlich auch immer Frühstücksfernsehen, natürlich "Fox News" und die Sendung heißt: "Fox and Friends"
Frühstücksfernsehen "Fox and Friends"
Drei Moderatoren sind zu sehen, zwei Männer eine Frau, die sich über die wichtigsten Themen des Morgens unterhalten. Ein ganz großes Thema heute in allen Zeitungen: Dass die US-Frauen bei der Fußball-WM dem Titel gewonnen haben und sich gleichzeitig positioniert haben, unter anderem gegen Donald Trump. Auch die drei von "Fox and Friends" greifen das auf:
"Wird er sie ins Weiße Haus einladen und werden sie dann auch hingehen?" fragt der Moderator.
"Und wenn Sie nicht gehen, was passiert dann?" spinnt eine Moderatorin den Faden fort.
"Na, dann werden sie schon ihre Antwort bekommen – und es wird mit Sicherheit eine treffende Antwort sein. Wenn der Präsident der Vereinigten Staaten, der für die Gleichberechtigung von Frauen eingetreten ist und alle diese guten Sachen macht, wenn der die einlädt, dann gehst du ins Weiße Haus und feierst deinen Sieg", lautet die Antwort.
Empörung über die Demokraten
Kurze Werbepause. Weiter geht’s mit dem eigentlichen Thema der nächsten drei Stunden: Der vermeintlich superharte Linksruck in der Demokratischen Partei.
"Vor vier Jahren hat es noch keine Anhaltspunkte gegeben, dass sie illegale Grenzübertritte entkriminalisieren wollen. Es hat auch noch keine Unterstützung für Städte gegeben, die Migranten nicht zurück deportieren."
Der zweite Mann pflichtet seinem Kollen bei: "Absolut! Sie entkriminalisieren die Grenze, unterstützen die Migrantenstädte, versorgen die Illegalen mit Führerscheinen und kostenloser Krankenversorgung. Und dann checken sie nicht einmal mehr deren Identität."
Wieder große Einigkeit und vor allem Empörung in der Runde über die Demokraten, was sich auch mit dem nächsten Interviewgast nicht ändert: Scott Taylor, republikanischer Kongressabgeordneter aus Virginia. Er spüre im demokratisch regierten Virginia den Hunger nach einem Führungswechsel, sagt er. "Wir haben eine Führungskrise. Deswegen werde ich bei der nächsten US-Senatswahl kandidieren."
Reaktion des Moderators: "Very cool!" – "Sehr Cool!"
Fragen an einen Medienwissenschaftler
Im Hintergrund läuft Werbung, ich mache mal leiser und ziehe ein kleines Zwischenfazit nach drei Stunden Frühstücksfernsehen "Fox and Friends": Ich habe viel Kritik an den Demokraten und ganz viel Lob für Trump und die Republikaner gesehen.
Was macht das mit den Zuschauern? Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie glauben zwölf Prozent der Fox-News-Zuschauer an den Menschen gemachten Klimawandel und 78 Prozent der Fox-News-Seher halten Trump für den erfolgreichsten Präsidenten in der Geschichte der USA.
Das wirft natürlich Fragen auf. Die hat mir der Medienwissenschaftler Michael Socolow von der University of Maine beantwortet.
"Fox News spiegelt den konservativen Block Amerikas wieder und bestärkt ihn", sagt Socolow. Er schätzt, das seien rund 30 Prozent der Wahlberechtigten. Natürlich würden die Meinungssendungen auf Fox News keinen journalistischen Standards entsprechen. Aber: "Kabelfernsehen in den USA funktioniert nun mal so, dass das Programm entsprechend den Wünschen seiner Zielgruppe angepasst wird. Genauso wie MSNBC seine Meinungsinhalte absolut seiner linksliberalen Zielgruppe anpasst, tut Fox News das für seinen Wählerblock. So läuft das halt heute hier."
Der Moderator, der Einfluss auf Trump haben soll
Primetime, 20 Uhr – jetzt schauen drei Millionen Menschen zu. Zuerst, eine Stunde lang, Tucker Carlson. Er gilt als der Moderator, der teilweise mehr Einfluss auf Donald Trump haben soll als seine engsten Berater. Er ist ein Isolationist und ein Nationalist, also genau wie Trump. Seine Sendung ist im Prinzip ein reiner Monolog. Seine Lieblingsfeinde: Das sogenannte Establishment, vorwiegend die Demokraten.
"In den fast 200 Jahren ihres Bestehens sind die Demokraten von einer normalen Partei zu einem religiösen Kult geworden. Widerspruch wird dort nicht mehr geduldet. Jeder, der den Linkskurs kritisiert, wird als rassistischer Häretiker gebrandmarkt."
Nach einer Stunde Tucker Carlsen geht es mit dem berühmtesten Moderator aus der Fox-News-Welt weiter: Sean Hannity, der kurz vor den Zwischenwahlen im vergangenen Herbst sogar noch zusammen mit Trump Wahlkampf machte. "Versprechen gemacht, Versprechen gehalten", rief er damals in die Menge.
Und auch heute gibt es für ihn nur eine Richtung: Die Erfolge von Donald Trump gegen die Bösartigkeit der Mainstream-Medien und die vermeintlich korrupten Demokraten, allen voran Trumps wahrscheinlicher Gegenkandidat Joe Biden, beziehungsweise, er nennt ihn anders: "Schläfriger, gruseliger, verrückter Onkel Joe".
Wieviel Einfluss hat Fox News
Ich frage mich, wie viel Einfluss hat Fox News mit dieser Art der Berichterstattung, eine Stimmung im Land nachhaltig zu drehen, zu verändern. Deshalb hab ich Michael Socolow, dem Experten von der University of Maine, noch einmal eine Sprachnachricht geschickt. Gerade habe ich dankenswerterweise noch schnell die Antwort von ihm bekommen – und damit entlasse ich Sie und mich aus diesem Experiment.
"Fox News verstärkt die Motivation von Republikanern, Republikaner zu wählen. Aber Fox News überzeugt keine Leute. Als Nicht-Konservativer wird dich Fox News kaum dazu bringen, konservativ zu wählen. Wenn Fox News so viel Macht hätte, dann müsste Donald Trump viel populärer sein und dann hätte er nicht die Zwischenwahlen verloren. Die Macht von Fox News wird maßlos überschätzt."