Was treibt Sie an im Kampf für Menschenrechte?
Ob es um Flüchtlinge in Deutschland geht oder die Menschenrechtslage in anderen Ländern: Bei vielen Themen ist die Stimme von Amnesty International derzeit gefragt. Die deutsche Sektion leitet seit fast drei Jahren Selmin Çalişkan. Was treibt sie an im Kampf für die Menschenrechte?
Sie ist die erste Amnesty-Generalsekretärin mit Migrationshintergrund. Aufgewachsen im rheinischen Düren, hat sich die 48-jährige Selmin Çalişkan schon früh mit Frauenrechten beschäftigt und unter anderem für die Hilfsorganisation Medica Mondiale in Afghanistan gearbeitet.
Was treibt sie an im Kampf für die Menschenrechte? Warum soll der Kosovo kein sicheres Herkunftsland werden? Und was kann sie an der Spitze von Amnesty für die Akzeptanz von türkischstämmigen Deutschen tun? Darüber haben wir mit Selim Çalişkan in unserer Sendung "Im Gespräch" gesprochen.
Dabei kritisierte sie auch den jüngsten Asyl-Kompromiss der Bundesregierung. "Die Menschenrechte von Schutzsuchenden werden durch das Ergebnis beschnitten", so Caliskan. Denn Asyl-Schnellverfahren seien rechtlich schwierig. "Ich habe Zweifel, dass ein individuelles, unvoreingenommenes Asylverfahren auf diese Weise möglich ist. Besonders kritisch sieht Caliskann, dass nun auch die Asylanträge von Afghanen im Schnellverfahren behandelt werden sollen. Dadurch könnten die Anerkennungsquoten nach unten gedrückt werden.
Im Hinblick auf die Beziehung der EU zur Türkei, gerade im Zusammenhang mit Flüchtlingen, meinte Caliskan: "Deutschland und die EU machen sich sehr abhängig von der Türkei." Die EU habe schon vor Jahren den richtigen Zeitpunkt verpasst, die Türkei mit in die Union zu holen. Jetzt komme man als Bittsteller in die Türkei, obwohl die Menschenrechtslage dort sehr schwierig sei. Caliskan: "Amnesty International verzeichnet eine hohe Polizeigewalt, wenn Menschen in der Türkei ihr Recht auf Meinungsfreiheit und Versammlung wahrnehmen. Bei den Gezi-Park-Protesten gab es über 8.500 Fälle, wo Menschen verletzt wurden. Es gab auch Tote. Und derzeit sind nur sechs Polizisten deswegen angeklagt."