Seltene Erden aus China

Naturzerstörung für unsere Windräder

24:08 Minuten
Schwarz-Weiß-Foto von den Auswirkungen auf die Natur beim Abbau von Seltenen Erden im chinesischen Baotou, Innere Mongolei.
Die chichesische Regierung hat Bestrebungen geäußert, gegen die fatalen Auswirkungen des Abbaus von Seltenen Erden auf die Natur vorzugehen. © picture alliance / dpa / Chinafotopress / Weng Huan
Moderation: Andre Zantow · 16.01.2023
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Seltene Erden werden für Windräder, LEDs oder Elektroautos benötigt und sind somit wichtig für die Energiewende. Abgebaut werden sie vor allem im Norden Chinas. Wegen der großen Naturzerstörung dort hoffen einige auf Alternativen in Europa.
Neodym, Dysprosium und Lanthan sind einige der Metalle, die zu den 17 Seltenen Erden zählen. Ihr Vorkommen in der Natur ist nicht selten, nur die Konzentration oft gering. Daher lohnt sich ein Abbau und eine Extraktion aus den Erzlagerstätten bei den momentanen Weltmarktpreisen selten.
Gebraucht werden die 17 Metalle, die immer im Verbund vorkommen, auch für die Energiewende. In Dauermagneten von Windrädern, Motoren von Elektroautos oder sparsamer Beleuchtung.

China wollen USA als Kunden halten

Der größte Lieferant weltweit ist mit Abstand China. Vor allem durch ihre Abbaugebiete in der Inneren Mongolei nahe der Stadt Baotou.
"Ein Drittel der Produktion von Seltenen Erden geht in den Export", so Peking-Korrespondent Benjamin Eyssel. Im vergangenen Jahr seien das 50.000 Tonnen gewesen. "Zwei Drittel dieser Exporte gehen in die USA und nach Japan."
Das kann überraschen, weil die USA im vergangenen Jahr gegenüber China Exportverbote von Hochtechnologie-Produkten verhängt haben, um Chinas Chip-Industrie zu schwächen. Warum im Gegenzug China nicht den Zugriff auf Seltene Erden beschränkt, erklärt Chris Miller - Wirtschaftshistoriker aus den USA und Autor des Buches "Chip War":
„Der Grund, warum Seltene Erden vor allem aus China kommen, ist nicht, weil die Vorkommen so riesig sind. Australien hat auch viele Lagerstätten. Oder die USA. Aber in China ist es günstiger. Und die Umweltauflagen sind geringer. Die Produktion könnte also auch in andere Länder wechseln. Wenn China den Zugang zu Seltenen Erden beschränken würde, würde es schnell große Investitionen woanders auf der Welt geben. Das geschieht sogar schon in Australien und den USA. Dort werden ökologischere Prozesse entwickelt, die sind nur noch nicht wirtschaftlich bei den aktuellen Preisen. Die Expertise ist da. Daher sind Seltene Erden kein gutes Mittel für Vergeltung.“

Naturzerstörung in der Inneren Mongolei

Wie die Produktion von Seltenen Erden in der Inneren Mongolei abläuft, konnte Ruth Kirchner 2012 mit eigenen Augen sehen. Die damalige Peking-Korrespondentin traf einen Hirten, dessen Lebensgrundlage durch die Abwässer zerstört wurde.
„Die Zähne der Schafe wurden schwarz, als sie das verseuchte Wasser tranken. Ein Zahn ist dann meist größer und länger geworden als alle anderen. Die Tiere konnten nicht mehr richtig fressen, sind abgemagert und dann verendet."
Seitdem habe die Regierung Bestrebungen geäußert, den Abbau nachhaltiger zu gestalten, sagt Ruth Kirchner heute: 2016 wurde die gesamte Industrie umstrukturiert, um die Branche besser kontrollieren zu können. Eine ganze Reihe illegaler Minen sollte geschlossen werden, auch ein großes Absetzbecken mit schwach radioaktiv verseuchtem Klärschlamm sollte gesichert werden.
Ob es wirklich substanzielle Fortschritte gab, lässt sich bezweifeln. Im vergangenen Jahr wurde in einem UN-Bericht zu den 50 am meisten verschmutzen Regionen der Welt auch das Gebiet um die Stadt Baotou genannt. Das seien laut dem UN-Sonderberichterstatter: "Schandflecken auf dem Gewissen der Menschheit."

Alternativen zu China

Alternativen zu Seltenen Erden aus China gibt es, meint Arndt Uhlendorf - Geschäftsführer des Unternehmens „Institut für Seltene Erden und Metalle AG“ in der Schweiz.
"Schweden ist durch den neuesten Fund sehr interessant, auch die Mongolei, Kasachstan, Kirgistan, Indien, Pakistan. Das sind die Länder mit denen wir uns beschäftigen."
Eine Exploration der Lagerstätten in Schweden dauere allerdings sieben bis zehn Jahre. Und bis zur geplanten Produktionsanlage würden vorraussichtlich 15 Jahre vergehen. Bis dahin müssten sich die Weltmarktpreise verdreifachen, dann wäre es für europäische Lagerstätten interessant. Fortschritte erhofft sich der Unternehmer vor allem beim Recycling.
"In Europa sind wir Forscher, Tüftler und Hersteller. Wir sind auf Rohstoffe angewiesen. Um die Abhängigkeitkeit nicht nur von China und Russland zu reduzieren, sollte man ganz vorne ab an Recyclingmaßnahmen arbeiten. Bisher geht man beim Handyrecyling zum Beispiel nur auf die niedrig hängenden Früchte: Gold, Platin, Kupfer, Nickel. Neodym und Dysprosium landen meistens auf der Müllkippe. Das sollte sich sicherlich ändern."

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