Seltene Verheißungen

Von Claudia Altmann · 17.04.2013
In Sachsen gibt es "die größte Lagerstätte Mitteleuropas". Da, wo schon zu DDR-Zeiten gesucht wurde - und man es damals auch wusste. Nur findet man noch viel mehr, wenn man noch tiefer gräbt. Die Visionen kursieren, aber wie realistisch sind sie?
Bernhard Cramer: "Der Bergbau ist nicht tot in Sachsen. Er erlebt gerade wieder eine Renaissance und die ist sehr lebendig. Bergbau ist in Sachsen immer ein Thema gewesen auch vor dem derzeitigen Berggeschrey.

Wir haben einen sehr intensiven Bergbau auf Braunkohle, Steine, Erden, alles, was wir an Massenrohstoffen haben. Aber was wirklich neu ist, sind die Erze und Spate. Und da ist Sachsen insgesamt - wenn man europaweit schaut-– wirklich eine Ausnahmeregion in der derzeitigen Situation."

Bernhard Cramer, Sachsens Oberberghauptmann, hat viel zu tun. Vom sächsischen Eldorado ist die Rede, von einem neuen Berggeschrey. Nicht zu vergleichen mit dem vor fast 900 Jahren auf Silber oder jenem in den 1950er-Jahren auf Uran. Nein, diese Zeiten sind vorbei. Aber von dem, was von damals geblieben ist, profitieren heute die Rohstoffhungrigen, nämlich von der Besonderheit:

"Dass über die 850 Jahre Bergbau, insbesondere auch in der DDR über den Wismut-Bergbau ein hervorragender Informationsstand über die Lagerstätten und die Geologie insgesamt existiert. Das heißt, das ist für Firmen, die hier reinkommen keine völlig unbekannte Gegend. Es gibt sehr viele Daten und der Erkundungsaufwand ist dadurch geringer, als wenn man in eine Region kommt, wo noch nicht so viel bekannt ist."

Cramer spricht von einer regelrechten Erkundungswelle.

Im Bohrkernlager der Deutschen Rohstoff AG in Chemnitz liegt Seltenes und das gleich kiloweise. In flachen Holzkisten liegen hier Bohrkerne, die Seltene Erden enthalten. Graue, ein Meter lange Stäbe von zehn Zentimeter Durchmesser, fein säuberlich archiviert. Die ganze Halle ist damit voll gestellt.

Ohne die darin verborgenen Metalle gäbe es keine Hightech-Geräte. Sie stecken in Handys, Elektroautos, Windkraftanlagen, Energiesparlampen, Plasma- und LCD-Bildschirmen, Brennstoffzellen, Superlegierungen, Radaranlagen, Kernspintomographen, Brillengläsern und vielem mehr. Der schier unstillbare Bedarf an diesen Rohstoffen wird derzeit zu 97 Prozent durch China abgedeckt. Aber von dort kommen die Bohrkerne in Chemnitz nicht. Sie wurden im nur hundert Kilometer nördlich gelegenen Storkwitz bei Delitzsch aus der Erde geholt.

Vier Monate lang haben hier auf einem kleinen Areal auf einem Getreidefeld Probebohrungen stattgefunden. Das Ergebnis holt Bernhard Giessel, Vorstand der Seltenerden Storkwitz AG - einer Tochtergesellschaft der Heidelberger Deutschen Rohstoff AG - aus einer der Kisten.

Bernhard Giessel: "Das sehen wir hier sehr schön. Also jetzt haben wir hier ein Stück eines Bohrkerns aus einer Tiefe von 615 Meter.

Und man sieht hier sehr schön diese Einschlüsse. Das sind Taubgesteine, das heißt, die sind nicht wertmineralisiert. Die Wertminerale, das heißt, die Seltene Erdminerale sind in dieser sehr sehr feinen Matrix zu sehen."

Sagt Giessel und legt den Bohrkern vorsichtig wieder an seinen Platz.

Eigentlich täuscht der Name, denn Seltene Erden sind gar nicht so selten. Sie sind weit verbreitet und in jedem Sandstein enthalten. Aber in erhöhten Konzentrationen sind sie nicht oft zu finden. In Europa gibt es einige größere Vorkommen in Skandinavien. Storkwitz ist das einzige größere Vorkommen in Mitteleuropa, das vielleicht eine Lagerstätte - also abbauwürdig - sein könnte.

Solche Lagerstätten gibt es in China und unter anderem in Schweden, Australien und Kanada. Dass auch in Sachsen ein solcher Schatz liegt, ist nicht erst seit gestern bekannt. Zu DDR-Zeiten hatte die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut den Boden systematisch nach Uran abgesucht. In den 1970er-Jahren auch rund um Delitzsch, erinnert sich der Wismut-Geologe Frank Möckel.

Frank Möckel: "Es war die Bohrung 530/76, die diesen Körper erstmals erbohrt und durchbohrt hat. Das war eine Überraschung auf jeden Fall. Man hat auch im ersten Moment nicht genau gewusst, was man jetzt konkret vor sich hatte.

Man wusste zwar, dass solche Eruptivbrekzien in Delitzsch vorkommen und dass die auch irgendwas mit Karbonatiten zu tun haben, war auch irgendwie bekannt. Aber erst, nachdem die Proben ins Labor gegangen sind und untersucht worden sind, hat man festgestellt, dass hier extrem hohe Gehalte an Seltene Erden Elementen drin sind."

Die deutschen und sowjetischen Geologen gingen damals davon aus, dass die Konzentration nach unten weiter zunimmt. Alle Informationen jedoch waren unter Verschluss und nur einem kleinen Kreis von Spezialisten bekannt.

Es ging immerhin um strategische Rohstoffe und Geheimhaltung war bei der Wismut oberstes Gesetz. Mitte der 1980er-Jahre gab es Abbaupläne. Aus zwei Schächten sollte gefördert werden. Der Bedeutung ihres Fundes waren sich die Geologen bewusst, aber auch der Grenzen, die ihnen in der damaligen wirtschaftlichen Situation gesetzt waren.

Frank Möckel : "Wenn man dort in dem Bergbaugebiet Delitzsch Bergbau hätte betreiben wollen, hätte man ungefähr eine Anfangsinvestition gebraucht von siebenhundert Millionen DDR-Mark. Und siebenhundert Millionen DDR-Mark waren halt nicht so ohne Weiteres verfügbar gewesen am Ende dieser DDR-Zeit. Deshalb hat man das erst mal als Staatsreserve belassen und hat sich gesagt: Okay, wir wissen, die Vorräte sind da, und wir können die dann nutzen, wenn wir ein bisschen mehr Geld haben."

Dazu kam es bekanntlich nicht. Stattdessen hatte sich das Projekt mit dem Ende der DDR erledigt. Tausende Kilometer Bohrkerne wurden nach der Wende auf Halde verkippt. Möckel hat einige gerettet. Auch bei ihm sind sie nach Geologenart ordentlich in mehreren Kisten sortiert.

"Ein strategischer Rohstoff"
Was in der grauen Matrix eingeschlossen ist, sieht das bloße Auge des Laien auch hier nicht. Aber der Geologe ist von den Silber glänzenden Metallen so fasziniert, dass er sie sich in kleinen Glasröhrchen per Internet gekauft hat.

Frank Möckel: "Lanthan, Cer, Neodym, Praseodym, Samarium, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, und das letzte ist das Lutetium."

Bei der Auswertung des Storkwitzer Vorkommens haben die Wismut-Geologen in der Fachwelt anerkannte Arbeit geleistet. Nach 30 Jahren aber erlauben die weiterentwickelten Labormethoden eine exaktere Bestimmung der Konzentration. Die neuen Bohrungen waren zudem erforderlich, weil für die Exploration eine moderne international anerkannte Klassifikation erforderlich ist und die historischen Daten aus DDR-Zeiten für den Börsengang der Seltenerden AG nicht ausgereicht hätten, erklärt Vorstand Bernhard Giessel.

Mit den Ergebnissen, die Anfang des Jahres ein unabhängiger australischer Gutachter vorgelegt hat, ist das Unternehmen mehr als zufrieden. Die Daten und Prognosen wurden in vollem Umfang bestätigt: Im erbohrten Teil der Lagerstätte liegen 4,4 Millionen Tonnen Erz mit einem durchschnittlichen Seltenerd-Oxydgehalt von 0,45 Prozent. Das entspricht 20.100 Tonnen Seltenerd-Oxid.

Die alten Berechnungen bis 900 Meter hatten 7,9 Millionen Tonnen Erz mit 38.000 Tonnen Seltenerden ergeben. Das hofft das Unternehmen mit einem zweiten Bohrprogramm bis in eine Tiefe von 1200 Metern in diesem Jahr nicht nur bestätigen zu können. Es will mindestens 80.000 Tonnen Metallinhalt nachweisen. Das wäre ein Schatz von mehreren Milliarden Euro. In den kommenden drei Jahren muss dann die wirtschaftliche und technische Machbarkeit des Abbaus nachgewiesen werden. Das ist die Voraussetzung für die Lizenz.

Bernhard Giessel: "Es hängt sicherlich erst mal davon ab, dass wir für uns entscheiden, ist die Lagerstätte wirtschaftlich so groß, dass wir sie über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren abbauen können. Wir setzen da in Bezug einen Verbrauch, den wir in Deutschland letztlich auch absetzen können und zielen mit unserer Positionierung ganz klar auf die deutsche Wirtschaft.

Wir sind als erstes deutsches Selten-Unternehmen mit dieser - ich sag‘ mal - am Anfang strategischen Reserve auf jeden Fall für die deutsche Wirtschaft angetreten und wollen eigentlich Deutschlands erstes Selten-Erden-Unternehmen etablieren, was auch die Produktion von Seltenerden in Deutschland auch möglich macht, um letztlich Kompetenz in Deutschland wieder aufzustellen."

Diese Kompetenz sei die eigentliche Herausforderung. Sie ist im Westen komplett verloren gegangen, seit China in den vergangenen 20, 30 Jahren diesen Markt systematisch für sich erobert hat. Wo er auch hinkomme, überall spüre er eine erwartungsfrohe Haltung, sagt Giessel.

Bernhard Giessel: "Das macht mich als verantwortlicher Manager auch sehr euphorisch. Wir haben hier in der Tat die besten infrastrukturellen Voraussetzungen gerade in dem Gebiet um die Stadt Delitzsch herum. Das heißt, wir haben hervorragende Industriebetriebe angesiedelt im Bereich Bitterfeld und so weiter.

Und da kann man sagen, das ist ja nun eigentlich schon fast mehr als eine Renaissance des Bergbaus, die wir ja da entsprechend beabsichtigen, sondern eigentlich viel mehr die Einbindung angestammter Industrie in einen neuen innovativen Bereich".

Hoffnungen
Darauf hofft man auch in Storkwitz. Oberbürgermeister Manfred Wilde freut sich nicht nur über die Aufmerksamkeit, die seiner Stadt dank der Aktivitäten des Seltenerden-Unternehmens zuteil wird.

Manfred Wilde: "Und dann hoffe ich natürlich, dass wir vielleicht einen kleinen Wirtschaftkreislauf haben, der dadurch entsteht. Das heißt nicht nur der Abbau dieser Seltenen Erden, sondern eben auch eine Höherveredlung, Weiterverarbeitung. Das wäre schon ganz gut.

Vor allem vor dem Hintergrund dessen, dass wir hier bei uns in unmittelbarer Umgebung Porsche, BMW haben. Wir haben selbst mit unseren erneuerbaren Energien ein gutes Feld, das wir damit besetzen und dafür bietet sich Delitzsch halt an."

Auch im Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologien der Bergakademie Freiberg sieht man die infrastrukturellen Vorteile des Unterfangens. Direktor Jens Gutzmer gibt aber zu bedenken.

Jens Gutzmer: "Allerdings muss man auch ganz ehrlich sagen, dass die Seltenerden-Gehalte und auch der Wertstoffinhalt des jetzt bekannten Vorkommens sicherlich nicht vergleichbar ist mit anderen Seltenerden-Erkundungsprojekten in Europa oder auch weltweit."

Außerdem liegen die Vorkommen in Schweden, Russland, Kanada und Australien direkt an der Erdoberfläche, erfordern also keinen sehr teuren Tiefbau, sondern können im Tagebau gewonnen werden. Meist jedoch kommt dort die Produktion nicht in Gang. In Australien etwa wird zwar gefördert. Die Weiterverarbeitung soll in Malaysia erfolgen. Aber das dazu errichtete chemische Werk steht wegen eines Rechtsstreites mit der Bevölkerung still. In Schweden und Kanada dagegen fehlt zurzeit noch das Kapital.

Jens Gutzmer: "Eine Seltenerden-Verarbeitung, metallurgische Verarbeitung bis zu den reinen Elementen hin ist sehr teuer, ist technologisch sehr aufwendig. Sie haben hier Investitionsbedarf, der bis in die Milliarden von Euro geht.

Und zur Zeit ist der Investorenmarkt, der Kapitalgebermarkt nicht bereit, dieses Geld einfach so aufzubringen. Zum einen, weil es sehr viele konkurrierende Projekte gibt im Seltenerden-Bereich, zum anderen, weil die Preise für die Seltenen Erden eingebrochen sind."

"Der Preis der Seltenen Erden"
In den vergangenen anderthalb Jahren auf fast ein Zehntel. Marktbeherrscher China hatte zuvor durch die Ankündigung, den Export zu verringern, Panik an den Märkten ausgelöst. Es wurde gekauft, was das Zeug hält. Seltene Erden wurden fast schon als Kapitalanlage gehandelt. Durch die Überversorgung platzte die Blase und ließ die Preise in den Keller fallen. Im Fall von Europium – unentbehrlich zur Herstellung von Leuchtstoffen etwa für Plasmabildschirme und fälschungssichere Euro-Scheine – stürzte der Kilopreis von 300 auf 80 Dollar.

Zwar werden die Preise wohl wieder steigen, wenn auch nicht so hoch wie durch die Spekulationen in der Vergangenheit. Für die meisten Seltenerden-Metalle sei aber abzusehen, dass sich der Preis auf ein realistisches Niveau einpegelt, schätzt Gutzmer. Und für seltenere Seltene Erden wie das zur Herstellung von extrem starken Magneten nötige Neodym sind die Preise nach wie vor hoch. Daher gewinnt auch das Recycling immer mehr an Bedeutung. Für Neodym und Samarium zum Beispiel wurde bereits eine neue Technologie am Dresdner Frauenhofer Institut entwickelt. Und auch in Freiberg sucht man nach Alternativen. Jens Gutzmer ist sich aber sicher:

Jens Gutzmer: "Das eine wird das andere nicht ausschließen, weil wenn sie sich anschauen, wie wenig der Seltenen Erden bisher im Wirtschaftskreislauf sind und wo wir die überall einsetzen wollen. Das Beispiel der Windgeneratoren zum Beispiel, wo sie mehrere Hundert Kilogramm an Seltenen-Erden-Magneten benötigen. Diese Windgeneratoren werden für 20, 25 Jahre Energie produzieren. Das heißt, der Bedarf am primären Rohstoff wird uns für Generationen begleiten. Wir können den Bedarf nicht über reines Recycling abdecken, aber wir sollten die Recycling-Potentiale nutzen, vollständig."

In Storkwitz stellt sich für ihn jedoch die Gretchenfrage: Wie groß ist dieser Körper, wie lange kann der Abbau erfolgen und lohnt sich die Primärinvestition, um die weiterverarbeitende Industrie anzusiedeln.

Jens Gutzmer: "Wenn der Rohstoffkörper groß genug wäre bei Storkwitz, dann müsste dort ganz hoch spezialisierte Industrie angesiedelt werden, um diesen Rohstoff zu verarbeiten. Man kann jetzt nicht davon ausgehen, dass diese Industrie dann sofort auch Rohstoffe aus anderen Lagerstätten importieren könnte und verarbeiten könnte.

Und man muss auch sagen, dass die Primärinvestition, die notwendig ist, um diese Industrie aufzubauen - gerade die chemische Verarbeitung der Seltenen-Erden-Rohstoffe - ist sehr kapitalintensiv."

Wenn der Rohstoffkörper zu klein ist und man nur den Bergbau und eine physikalische Aufbereitung des Rohstoffes betriebe, dann müsste ein Konzentrat zur chemischen Verarbeitung an einen anderen Standort exportiert werden. Das aber wäre keine erweiterte Wertschöpfung der Seltenen Erden.

Generell seien die in Deutschland noch vorhandenen Rohstoffe in ihrer Gewinnung und Verarbeitung schwierig, sagt Gutzmer. Es brauche neue Technologien nicht zuletzt unter dem Aspekt des Umweltschutzes. Damit könnte nicht nur das eigene Rohstoffpotential genutzt werden. Zugleich könnte das Hochtechnologieland Deutschland mit neuen Exportgütern aufwarten. Auch daran arbeitet sein Institut.

"Wer hat das Geld?"
Die Seltenerden Storkwitz AG hat für die erste Bohrung 700.000 Euro ausgegeben. Für die nächste in der zweiten Jahreshälfte geplante sind 1,2 Millionen veranschlagt. Diese sollen durch den Börsengang finanziert werden.

Außerdem nutzt das Unternehmen ein Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums, das seit Jahresbeginn in Kraft ist. Die vergebenen Darlehen müssen bei Erfolg zurückgezahlt werden. Wenn dieser ausbleibt.

Jens Gutzmer: "Ja, dann hätte sich der Steuerzahler daran beteiligt, hier zu erkunden. Das ist ein gewisses Risiko. Aber da können sie die Erkundung ansetzen, als wenn sie Grundlagenforschung machen. Sie müssen den geologischen Untergrund erkunden.

Sie müssen das wirtschaftliche Potential abschätzen können. Und letztlich ist es sicherlich von volkswirtschaftlichem Interesse zu erfahren, ob man die Lagerstätte oder das Vorkommen Storkwitz wirtschaftlich nutzen könnte oder nicht."

Die Landesregierung beteiligt sich nicht finanziell an Bergbauerkundungen. Allerdings will sie zur Stärkung des Rohstofflandes Sachsen mit der Erstellung einer Datenbank beitragen. Mit dieser flankierenden Maßnahme soll in den kommenden Jahren der große Datenschatz, der bisher auf 18 Archive verteilt ist, gesichert, aufgearbeitet und Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Das Unternehmen Seltene Erden verfolgt Oberberghauptmann Cramer aufmerksam.

Bernhard Cramer: "Sehr interessante Erkundungsergebnisse im Bezug auf die Lagerstätte. Sehr engagierter Unternehmer. Aber der Erkundungsstand ist noch nicht so, dass man da schon abschließend etwas sagen könnte."

Er plädiert für Augenmaß und Realismus.

Bernhard Cramer: "Wir haben das ja in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt, dass Firmen ihre Berechtigung zurückgegeben haben."

In diesen Fällen könne der Schaden für den Unternehmer schon sehr groß sein. Aber für den gesamten Prozess habe auch das etwas Gutes.

Bernhard Cramer: "Interessant ist vielleicht, dass man sehr genau weiß, dass wir noch gute Lagerstätten haben und der Bergbau ja jederzeit möglich ist. Das heißt auch in ein zwei Generationen haben wir die Lagerstätten.

Da haben wir auch ganz andere Technologien und auch andere Bergbaumöglichkeiten als heute wahrscheinlich. Nur die Rahmenbedingungen bestimmen, wann und wie Bergbau weitergeht."

Wenn sich Storkwitz als wirtschaftlich herausstellt, so schätzt die Deutsche Rohstoff AG, könnte frühestens in sechs Jahren der Abbau beginnen. Aber könnte das mit Blick auf die Konkurrenz nicht zu spät sein?

Jens Gutzmer: "Eher nicht, wirklich nicht. Sie brauchen Vorlauf bei Bergbauprojekten von fünf bis zehn Jahren. Und es geht nicht darum, es kann nicht darum gehen, einfach nur zu sagen, die Wirtschaftlichkeit ist gegeben aus betriebswirtschaftlichen Gründen.

Sondern es wäre eine Entscheidung zu sagen: Wir wollen einen Teil des Rohstoffbedarfs in Europa selbst abdecken und würden dann auf ein solches Vorkommen wie bei Storkwitz zurückgreifen und würden dann strategisch investieren, um diesen Rohstoff zu gewinnen und selbst verarbeiten zu können, um nicht abhängig zu sein von einem einzigen Land, das die Versorgung derzeit leistet und das ist China."

Bernhard Giessel von der Seltenerden Storkwitz AG ist in jedem Fall optimistisch.

Bernhard Giessel: "Und wenn man bedenkt, dass dieses Vorkommen zur Tiefe hin immer weiter abbaubar sein wird, dann sind wir zumindest sicher, dass man auch im weiteren Weg der technologischen Entwicklung über die nächsten Jahre doch etwas hier in Deutschland hat, was schon eine gewisse Reserve auch darstellt und ein bisschen beruhigen kann. Man muss es nur angehen."

Und dann würde auch hier vielleicht wieder die in Sachsen wohl vertraute Glocke zu hören sein.
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