Sendelizenz für "Bild Digital Live TV"

Nach langem Streit am Ziel

06:26 Minuten
Auf dem Bildschirm eines Laptops ist die Website der "Bild"-Zeitung zu sehen.
'Bild' gibt es nicht nur im Print oder im Internet, sondern nun auch als privates Fernsehen im Livestream. © imago-images/Schöning
Steffen Grimberg im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
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Die "Bild" des Axel-Springer-Konzerns hat für ihr lineares Livestream-Angebot "Bild Digital Live TV" die ersehnte Rundfunklizenz bekommen. Der Medienjournalist Steffen Grimberg ordnet die medienpolitische Bedeutung dieser Entscheidung ein.
Nach einem anderthalbjährigen Streit mit den Zulassungsbehörden hat der Axel Springer Konzern nun eine Lizenz für sein privates Fernsehen "Bild Digital Live TV" bekommen. Der Konzern war ursprünglich der Meinung gewesen, keine Rundfunklizenz für das geplante Angebot zu benötigen.
Die Medienbehörden sahen das anders und auch das Berliner Verwaltungsgericht urteilte, dass Livestream-Angebote zulassungspflichtiger Rundfunk sind und forderte einen Antrag auf eine Rundfunklizenz. Den hat der Springer-Konzern gestellt und nun eine Lizenz für privates Fernsehen bekommen.

Keine ernsthafte Konkurrenz für etablierte Sender

Der Medienjournalist Steffen Grimberg sagt, dass der Konzern das führende digitale Medienhaus werden wolle. "Da gehört natürlich ein Angebot mit bewegten Bildern dazu." Der Konzern sei mit dem Nachrichtenkanal "Welt" schon vertreten und wolle nun mit dem großen Boulevard-Flaggschiff "Bild" nachziehen. "Bild.de" sei schon eine der erfolgreichsten deutschen Onlineplattformen, aber im Bereich der bewegten Bilder habe es noch gehapert.
Grimberg sieht in dem geplanten Angebot keine ernsthafte Konkurrenz für die etablierten Sender heranwachsen. "Man hat sich eher gewundert, warum 'Bild' so lange gebraucht hat, seine eigenen Boulevard-Inhalte als Fernsehen, als Video- und Streaming-Angebot zu präsentieren."
Eine Art "Bild-TV" habe es zwar schon vorher in gewisser Weise gegeben. Da habe "Bild" diese bewegten Bilder aber nicht selber genutzt, sondern habe mit anderen Sendern zusammengearbeitet, bei denen dann die Umsetzung für das klassische Fernsehen erfolgt sei.
"Aber ich mache mir da keine Sorgen. Alle etablierten Sender, auch die privaten, die auf dem Boulevard natürlich mehr mit 'Bild' konkurrieren als die öffentlich-rechtlichen, können sich da, glaube ich, relativ beruhigt hinlegen. Da ist genügend Platz für alle im Markt und ganz so viel machen sie nicht. Wir sehen jetzt, dass sie gerade zur Corona-Krise eine ganze Menge an den Start bringen. Aber das ist alles noch recht am Anfang."

Talkshow-Sendung "Hier spricht das Volk"

Es gebe auf "Bild Digital Live TV" ein Format, das von Chefredakteur Julian Reichelt moderiert werde: "Hier spricht das Volk". Da habe Reichelt sehr plakativ versucht, mit klassischen "Bild"-Schlagzeilen Stimmung zu machen. "Hoch interessant war aber zu beobachten, dass die Menschen, die dort saßen, wirklich sehr reflektiert, sehr überlegt und vernünftig waren. Die haben ihn auflaufen lassen."
Darin sei es um die Klimadebatte gegangen und die Gäste hätten sich nicht auf die Lesart des Moderators eingelassen, wonach bei der Klimadebatte die Deutschen die Dummen seien, weil sie versuchten, möglichst viel zu tun, während die ganze Welt über sie lache.
Die Gäste hätten das gar nicht so gesehen sondern gesagt, sie würden gerne auf das Auto verzichten oder dass sie beispielsweise schon auf Ökostrom umgestiegen seien. "Das war hochinteressant anzuschauen. Man muss ja auch ganz klar sagen: die Auflage der 'Bild'-Zeitung geht seit Jahren zurück. Diesen ganz großen Wumms, den 'Bild', sagen wir mal in den Achtzigern und Neunzigern entfalten konnte, den hat der gesamte 'Bild'-Kosmos heute gar nicht mehr."
(rja)
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