Das deutsche Filmerbe in Gefahr
Das deutsche Filmerbe ist in Gefahr - lautlos zerfallen unzählige kostbare Unikate aus den vergangenen 100 Jahren. Im "Fazit" widmen wir uns deshalb der digitalen Rettung der Filme und sprechen mit Experten.
Um das bewegte Bild zu retten, muss es umkopiert oder digitalisiert werden. Das fordert jetzt auch die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Schließlich hatte sich die aktuelle Regierung die Digitalisierung des Filmbestandes in den Koalitionsvertrag geschrieben. Wie das aussehen soll, nimmt jetzt, zwei Jahre nach Regierungsantritt, langsam Konturen an.
Zwei Millionen Euro zur Verfügung - 473 Millionen wären nötig
Während die Initiative "Filmerbe in Gefahr" seit 2013 auf eine schnelle Digitalisierung und Archivierung drängt, ist vor zwei Wochen endlich ein grundlegendes Gutachten zur Kostenabschätzung vorgelegt worden, das die Deutsche Filmfördergesellschaft (FFA) bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers (PWC) in Auftrag gab. Daraus folgt: Es wären 473 Millionen Euro nötig, um sämtliche 170.000 vorliegenden Filme (davon rund 50.000 Langfilme von 90 Minuten) zu digitalisieren.
Zur Verfügung stehen den betreffenden Institutionen momentan zwei Millionen Euro jährlich, die im besten Fall und mit großen Bemühungen auf zehn Millionen im Jahr aufgestockt werden sollen. Daraus könnten in zehn Jahren 100 Millionen werden, aber wie, ist noch vollkommen offen. Nur zum Vergleich: Frankreich hat 400 Millionen für die Digitalisierung und Umkopierung seines Filmerbes bereitgestellt.
Vernichtung der Originale nach der Digitalisierung?
Die Digitalisierung wird jetzt also auch in Deutschland in Angriff genommen - aber zu welchem Preis? Wenn momentan zwei von 473 benötigten Millionen Euro zur Verfügung stehen, kann nur ein Bruchteil des Filmbestandes digitalisiert, damit konserviert und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wir fragen uns: Wer trifft diese Auswahl? Was wird ausgewählt?
Und ein weiteres Problem steht im Raum: Das erwähnte Gutachten legt die Vernichtung eines Großteils der Originale nach ihrer Digitalisierung nahe, was nicht nur bei Filmemachern außerordentlich umstritten ist, birgt doch jede Umkopierung unter anderem einen Verlust an Farbe und Ton. Eine Umkopierung ist aber nicht eingepreist. Dazu kommt die Frage, wie und wo die nicht-digitalisierten Filme gelagert werden.
Unsere Reihe zum Filmerbe:
Ein unwiederbringlicher Verlust an deutscher (Film-)Kultur steht zu befürchten. Deshalb widmen wir uns im "Fazit" eine Woche lang diesen drängenden Fragen. Hier finden Sie unsere bisherigen Interviews zu dem Thema:
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Montag, 17. August
Empörte Filmemacher: Gutachten rät zur Vernichtung der Originale nach der Digitalisierung
Interview mit Helmut Herbst, Filmemacher von der Initiative "Filmerbe in Gefahr"
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Dienstag, 18. August
Digitalisierung ohne Geld: Welche Archivierungsstrategie verfolgt die deutsche Filmförderanstalt?
Interview mit Bernd Neumann, ehemaliger Kulturstaatssekretär und heute Verwaltungsratschef der deutschen Filmförderanstalt
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Mittwoch, 19. August
Nur ein Bruchteil des deutschen Filmerbes soll digitalisiert werden: Wer trifft die Auswahl und nach welchen Kriterien?
Interview mit Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek
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Donnerstag, 20. August
Ist die Digitalisierung auf eigene Kosten die Lösung?
Interview Thomas Heise, Regisseur und Unterzeichner der Initiative "Filmerbe in Gefahr"
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Freitag, 21. August
Digitalisierung schafft Zugang - ist aber kein Archiversatz
Interview mit dem Historiker Dirk Alt
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Sonnabend, 22. August
Der Meister macht's selbst - Digitalisierung mit "K4"
Interview mit Wim Wenders
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