Senioren testen Technik
Unser Alltag wird von Technik bestimmt, Computer sind fast lebensnotwendig geworden. Allerdings ist die Technik oft komplex - und häufig auf die Bedürfnisse junger Menschen zugeschnitten. Die Senior Research Group an der Technischen Universität Berlin möchte das ändern.
Der 76-jähirge Detlef Gühmann hat sein berufliches Leben ganz der Technik gewidmet: Er studierte Verfahrenstechnik, arbeitete dann als Ingenieur. Seit zehn Jahren ist er nun in der Senior Research Group tätig. Die will Technikentwickler dafür sensibilisieren, dass bei der Herstellung neuer Geräte die Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigt werden. Denn Detlef Gühmann weiß: Viele ältere Menschen gehen ganz anders mit neuer Technik um als junge Menschen.
"Ein junger Mensch wird, wenn er vor eine neue Situation gestellt wird, von vorneherein versuchen, dort dass in mehreren Varianten zu lösen, er probiert. Ein Älterer geht von vorneherein davon aus, dass er sicher sein will, dass er das Gerät beherrschen will."
Am Beispiel des Handys wird das deutlich: Smartphones sind oft mit einer Vielzahl an Programmen ausgestattet, entsprechend unübersichtlich ist zunächst die Benutzeroberfläche. Um die zu erkunden, bietet sich das Prinzip Versuch und Irrtum an - zumindest für junge Menschen. Ältere Menschen haben da ein ganz anderes Bedürfnis, sagt Detlef Gühmann.
"Der wird sich also beispielsweise, um noch mal beim Handy ober Mobilephone zu bleiben, er wird dort nicht alle möglichen Tasten drücken, sondern er will von vorneherein wissen, welche Taste habe ich jetzt zu drücken, damit ich dort hinkomme, wo ich hinmöchte."
Solch sichere Orientierung ist für viele ältere Menschen ein zentrales Bedürfnis, sagt Eliseo Hernandez. Der junge Spanier forscht am Zentrum für Technik und Gesellschaft der TU Berlin - und er koordiniert die Arbeit der Senior Research Group:
"Ich denke, das liegt an der Reaktion auf eine unbekannte Umgebung. Jüngere Menschen sind da flexibler, sie können sich schneller umgucken, unmittelbar fragen oder sich neu orientieren, wenn sie sich etwa verirrt haben. Sie haben die Energie dafür. Bei älteren Menschen ist das anders. Sie möchten möglichst direkt zum Ziel kommen - und sie wollen sich dabei sicher fühlen."
"Ein junger Mensch wird, wenn er vor eine neue Situation gestellt wird, von vorneherein versuchen, dort dass in mehreren Varianten zu lösen, er probiert. Ein Älterer geht von vorneherein davon aus, dass er sicher sein will, dass er das Gerät beherrschen will."
Am Beispiel des Handys wird das deutlich: Smartphones sind oft mit einer Vielzahl an Programmen ausgestattet, entsprechend unübersichtlich ist zunächst die Benutzeroberfläche. Um die zu erkunden, bietet sich das Prinzip Versuch und Irrtum an - zumindest für junge Menschen. Ältere Menschen haben da ein ganz anderes Bedürfnis, sagt Detlef Gühmann.
"Der wird sich also beispielsweise, um noch mal beim Handy ober Mobilephone zu bleiben, er wird dort nicht alle möglichen Tasten drücken, sondern er will von vorneherein wissen, welche Taste habe ich jetzt zu drücken, damit ich dort hinkomme, wo ich hinmöchte."
Solch sichere Orientierung ist für viele ältere Menschen ein zentrales Bedürfnis, sagt Eliseo Hernandez. Der junge Spanier forscht am Zentrum für Technik und Gesellschaft der TU Berlin - und er koordiniert die Arbeit der Senior Research Group:
"Ich denke, das liegt an der Reaktion auf eine unbekannte Umgebung. Jüngere Menschen sind da flexibler, sie können sich schneller umgucken, unmittelbar fragen oder sich neu orientieren, wenn sie sich etwa verirrt haben. Sie haben die Energie dafür. Bei älteren Menschen ist das anders. Sie möchten möglichst direkt zum Ziel kommen - und sie wollen sich dabei sicher fühlen."
Alte Menschen können schnell den Überblick verlieren
Dieses Bedürfnis nach direkter Orientierung gilt in einer unbekannten Umgebung wie Bahnhof oder Flughafen genauso wie im Umgang mit Technik. Denn auch in den zahlreichen Apps auf einem Smartphone können einige alte Menschen schnell den Überblick verlieren, sodass sie verwirrt zurückbleiben, sagt Detlef Gühmann.
"Sicher ist auch ihre Aufnahmefähigkeit zum Teil beschränkt. Und insofern sollten sie eine einfache Lösung und Unterstützung haben."
Extra Geräte für Senioren könnten da eine Lösung sein: Handys beispielsweise, die einfach zu bedienen sind und die nur die nötigsten Funktionen kennen. Doch dieser Weg führt schnell in eine Sackgasse - auch die Senior Research Group musste das erleben.
Gühmann: "Es geht nicht darum, dass wir nun unbedingt neue Produkte für Senioren entwickeln wollen. Das haben wir in der Vergangenheit auch mal getan. Wir haben sogar mal ein eigenes Handy entwickelt, mit einem Hersteller, das ist auch in den Markt gekommen, bei Aldi, immerhin ist das ja nun nicht irgendwer, aber, das hat sich auf Dauer nicht durchgesetzt."
Denn solche Seniorengeräte sind Nischenprodukte, die Herstellungskosten dementsprechend hoch. Und: Sobald sie bekannt sind, hat sie die technische Entwicklung häufig überholt. Erleben musste die Gruppe das auch mit einem eigens entwickelten Computer für Senioren: Der Simplico kannte nur vier Funktionen - für Büro und Organisation, für E-Mails, für Spiele und für Information. Doch das Gerät floppte.
Gühmann: "Der Simplico hatte eigentlich zwei Nachteile: Er ist zu teuer gewesen, und er war sicher auch schon wieder zu einfach. Er hatte mit den Möglichkeiten, die man heute mit Internet und Computer hat, natürlich lange nicht mehr Schritt gehalten."
Mittlerweile geht die Senior Research Group daher einen anderen Weg: Die 15 Mitglieder sind vor allem beratend tätig. Denn: Oft werden Computer, Smartphones oder auch elektronische Haushaltsgeräte von jungen Ingenieuren entwickelt - und die Senior Research Group will deren Sicht um die Perspektive älterer Menschen erweitern, erläutert Eliseo Hernandez:
"Nun, das ist genau das, was wir wollen: Den Blick der Senioren den Ingenieuren nahe bringen, die die Geräte entwickeln. Das ist das beste Szenario für uns: Wenn die Senioren ihre Bedürfnisse und Erfahrung bereits in die Produktentwicklung einbringen können - und sie nicht erst dann gehört werden, wenn das Gerät bereits marktreif ist."
"Sicher ist auch ihre Aufnahmefähigkeit zum Teil beschränkt. Und insofern sollten sie eine einfache Lösung und Unterstützung haben."
Extra Geräte für Senioren könnten da eine Lösung sein: Handys beispielsweise, die einfach zu bedienen sind und die nur die nötigsten Funktionen kennen. Doch dieser Weg führt schnell in eine Sackgasse - auch die Senior Research Group musste das erleben.
Gühmann: "Es geht nicht darum, dass wir nun unbedingt neue Produkte für Senioren entwickeln wollen. Das haben wir in der Vergangenheit auch mal getan. Wir haben sogar mal ein eigenes Handy entwickelt, mit einem Hersteller, das ist auch in den Markt gekommen, bei Aldi, immerhin ist das ja nun nicht irgendwer, aber, das hat sich auf Dauer nicht durchgesetzt."
Denn solche Seniorengeräte sind Nischenprodukte, die Herstellungskosten dementsprechend hoch. Und: Sobald sie bekannt sind, hat sie die technische Entwicklung häufig überholt. Erleben musste die Gruppe das auch mit einem eigens entwickelten Computer für Senioren: Der Simplico kannte nur vier Funktionen - für Büro und Organisation, für E-Mails, für Spiele und für Information. Doch das Gerät floppte.
Gühmann: "Der Simplico hatte eigentlich zwei Nachteile: Er ist zu teuer gewesen, und er war sicher auch schon wieder zu einfach. Er hatte mit den Möglichkeiten, die man heute mit Internet und Computer hat, natürlich lange nicht mehr Schritt gehalten."
Mittlerweile geht die Senior Research Group daher einen anderen Weg: Die 15 Mitglieder sind vor allem beratend tätig. Denn: Oft werden Computer, Smartphones oder auch elektronische Haushaltsgeräte von jungen Ingenieuren entwickelt - und die Senior Research Group will deren Sicht um die Perspektive älterer Menschen erweitern, erläutert Eliseo Hernandez:
"Nun, das ist genau das, was wir wollen: Den Blick der Senioren den Ingenieuren nahe bringen, die die Geräte entwickeln. Das ist das beste Szenario für uns: Wenn die Senioren ihre Bedürfnisse und Erfahrung bereits in die Produktentwicklung einbringen können - und sie nicht erst dann gehört werden, wenn das Gerät bereits marktreif ist."
Arbeit zeigt Erfolge
Denn auch die Erfahrung haben die pensionierten Mediziner, Ingenieure und Architekten der Senior Research Group gemacht, dass ihre Vorschläge zwar gehört wurden - aber erst dann, wenn die Geräteentwicklung abgeschlossen war. Doch ihre Arbeit zeigt auch Erfolge: Zurzeit berät die Gruppe die Entwickler eines Navigationssystems - das sich an den Bedürfnisse älterer Menschen orientieren soll.
Gühmann: "Es geht nicht darum, dass wir also sozusagen spezielle Geräte für Ältere bloß brauchen, sondern eigentlich, dass allgemeingültige Produkte auch von älteren Menschen genutzt werden können - und vernünftig genutzt werden können!"
Gerätefunktionen, die man nicht direkt benötigt, sollten sich daher einfach ausblenden lassen, empfiehlt Detlef Gühmann. Die Orientierung auf einem Navi etwa wäre so einfacher.
Und das Bedürfnis nach einer intuitiven und sicheren Handhabung wäre befriedigt. Wertvoll sind solche Perspektiven schon heute: Schließlich werden wegen der demografischen Entwicklung künftig sehr viele alte Menschen in unserer Gesellschaft leben.
Gühmann: "Es geht nicht darum, dass wir also sozusagen spezielle Geräte für Ältere bloß brauchen, sondern eigentlich, dass allgemeingültige Produkte auch von älteren Menschen genutzt werden können - und vernünftig genutzt werden können!"
Gerätefunktionen, die man nicht direkt benötigt, sollten sich daher einfach ausblenden lassen, empfiehlt Detlef Gühmann. Die Orientierung auf einem Navi etwa wäre so einfacher.
Und das Bedürfnis nach einer intuitiven und sicheren Handhabung wäre befriedigt. Wertvoll sind solche Perspektiven schon heute: Schließlich werden wegen der demografischen Entwicklung künftig sehr viele alte Menschen in unserer Gesellschaft leben.