Im Rahmen des Poesiefestivals Berlin spricht Charles Simic am 5. Juni um 18.30 Uhr in der Berliner Akademie der Künste mit dem Verleger Michael Krüger über sein Leben und Werk.
Warum Charles Simic nicht auf Serbisch schreibt
Als Jugendlicher schrieb Charles Simic Gedichte eigentlich nur, um Mädchen zu imponieren. Heute ist er einer der wichtigsten zeitgenössischen Lyriker der USA: Pulitzer-Preisträger, "Poeta Laureatus" - und Stargast auf dem Poesiefestival Berlin.
Stargast des diesjährigen Poesiefestivals Berlin ist der serbisch-amerikanische Dichter Charles Simic. Der 78-Jährige gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Lyriker der USA und wurde mit dem Pulitzer-Preis und als "Poeta Laureatus" augezeichnet.
Viele seiner Gedichte handeln von kleinen, alltäglichen Gegenständen: "Für mich hat das alles wohl im Jahr 1964 angefangen. Ich wohnte in New York, ich war arm, ich hatte zwar eine Arbeit, aber es war trotzdem ein hartes Leben, ich besuchte die Abenduniversität", erinnert sich Simic.
"Eines Abends saß ich da und stellte fest: ich hatte eine Gabel, ein Messer und einen Löffel. Das war meine ganze Habe. Diese drei Alltagsgegenstände stammten aus unterschiedlichen Restaurants. Ich hatte sie nicht käuflich erworben, ich weiß nicht, wie sie in meinen Besitz gelangt sind. Und plötzlich kam es mir vor, sie seien so interessant. Sie erschienen mir wie Einzelpersönlichkeiten. Und so fing das Ganze an. Ich schrieb also ein Gedicht über diese drei Gegenstände."
Von Anfang an Gedichte auf Englisch
Simic war als 16-Jähriger mit seiner Familie aus Jugoslawien in die Vereinigten Staaten. Bereits ein Jahr später begann er, Gedichte auf Englisch zu schreiben. Vor allem um Mädchen zu beeindrucken, wie er sagt. Mit diesem Argument begegnet er auch denen, die ihm vorwerfen, er habe als Dichter seine serbische Muttersprache aufgeben:
"Ihnen erwidere ich dann: Tja, tut mir leid. Mir liegt eben viel daran, mit den Menschen zu kommunizieren, mit denen ich lebe. Insbesondere den jungen Damen meine Aufwartung zu machen. Ich kann ja nicht sagen: Edna, schau mal, ich habe hier ein wundervolles Gedicht geschrieben. Es ist in Serbisch, aber du kannst mir glauben, es ist voller Liebe für dich."