Tödliches Schmuckstück für 50.000 Euro
Schmuck findet sich überall. Auch bei Waffen. Wer will, kann sich beispielsweise Standardpistolen mit Bärenfiguren oder Ornamenten verzieren lassen. Für einen deftigen Aufpreis. Fragt sich nur: Wozu? Ein Besuch bei einem Waffenhersteller.
Eckernförde, Gewerbegebiet. Eine Tankstelle, zwei Supermärkte, "Famila" und Edeka, ein Verkehrskreisel. Dahinter der anthrazitfarbene Flachbau von Sig Sauer.
Der Firmensitz ist "männlich-elegant" eingerichtet: Viel Chrom und Grau-Schwarz-Töne. Glas vor allem dort, wo es dahinter was zu sehen gibt: Sig-Sauer-Waffen zum Beispiel, von der P 320, mit der jetzt auch die amerikanische Armee beliefert wird, bis hin zu Langwaffen, die man aus Filmen kennt, die ich nicht schaue. Eine fremde Welt.
Klar hängt an so einer Waffe viel dran: Schmutzige Geschäfte. Fetischcharakter. Besessene Schützen, die im Keller ganze Waffenarsenale lagern. Ich frage mich, wie sich das im Aussehen so einer Pistole widerspiegelt, die ja erstmal als sehr funktionales Werkzeug daherkommt.
"Also an der Konstruktionsweise hat sich seit Jahrhunderten nicht mehr wirklich was getan", sagt Tobias Werner, gelernter Büchsenmacher und Maschinenbauingenieur. Bei Sig Sauer leitet er den Mastershop, dort kann man sich seine Pistole nach persönlichen Wünschen aufpimpen lassen.
"Das ist einfach etwas für Liebhaber"
Das industriell gefertigte Produkt wird mit Gravuren und reliefartigen Applikationen manuell nachbearbeitet. Vor mir liegt "The Flying Dutchman", aufgepfropfte Piratenthematik. Mit "form follows function" hat das nicht mehr viel zu tun.
Reporterin: "Ich bin geneigt zu sagen: Ein ganz martialisches Modell!"
Werner: "Ja, da stimme ich zu. Das ist eine exklusive Gravurwaffe, das ist dann einfach so was für Liebhaber, die sich das Ding wo es erlaubt ist, mehr oder weniger offen auf den Tisch legen."
Reporterin: "Ahh so ein Statussymbol?"
Werner: "Könnte man sagen, ja."
Reporterin: "Was würde die kosten?"
Werner: "Die bewegt sich so bei 50- bis 60.000 Euro."
Werner: "Ja, da stimme ich zu. Das ist eine exklusive Gravurwaffe, das ist dann einfach so was für Liebhaber, die sich das Ding wo es erlaubt ist, mehr oder weniger offen auf den Tisch legen."
Reporterin: "Ahh so ein Statussymbol?"
Werner: "Könnte man sagen, ja."
Reporterin: "Was würde die kosten?"
Werner: "Die bewegt sich so bei 50- bis 60.000 Euro."
Schmucklos, also ganz pur im Design, wechselt die P 226 für um die 800 Euro den Besitzer.
Reporterin: "Wer mag sowas?"
Werner: "Das geht dann in die arabischen Länder rüber."
Werner: "Das geht dann in die arabischen Länder rüber."
Todeswaffe oder Sportgerät?
Sig Sauer genießt den Ruf als Mercedes unter den Herstellern, war auch mal einer der größten Arbeitgeber in Eckernförde. Inzwischen wird auch an anderen Standorten produziert, zum Beispiel in den USA. Da ich keine Atmo-Aufnahmen im Werk machen darf, streune ich später ein bisschen durchs Internet. Die Fankultur treibt Blüten - vom Selbstversuch am Schießstand bis zur Zusammenstellung von Filmausschnitten, in denen mit einer P226 geschossen wird. James Bond zum Beispiel.
Reporterin: "Das hat ja auch Fetisch-Charakter, da müssen wir uns ja nichts vormachen. Das ist ein Gerät, das mal erfunden wurde, um potenziell ein Tier oder einen Menschen zu töten."
Marketinchef Grewe: "Generell wird eine Waffe bei Sig Sauer nicht hergestellt, um irgendwas zu töten."
Marketinchef Grewe: "Generell wird eine Waffe bei Sig Sauer nicht hergestellt, um irgendwas zu töten."
Sondern als Sportgerät. Da musste sich der Marketingchef der Firma dann doch einschalten. Auf den Produktionsstandort Eckernförde mag das zutreffen. Aber nur auf den. In den Prospekten draußen im Foyer wirbt Sig Sauer mit "Global Defense". Natürlich nicht mit einer "Flying Dutchman".
Reporterin: "Wenn Sie sagen, da gibt jemand so und so viel Geld aus, dafür dass er dieses Gerät bei irgendwelchen Verhandlungen auf den Tisch legt, dann ist das etwas anderes als ein Sportgerät!"
Werner: "Das spielt in den Köpfen der Leute garantiert auch eine Rolle. Manch einer würde auch sagen: Schwanzverlängerung."
Werner: "Das spielt in den Köpfen der Leute garantiert auch eine Rolle. Manch einer würde auch sagen: Schwanzverlängerung."
Der Marketingmann gibt jetzt ein Zeichen, dass wir aufhören sollen. Wir haben ja noch einen Termin am Schießstand. Ich würde schon gerne wissen, wie so eine aufgepimpte, vergoldete, mit Gravuren übersäte P226 von Sig Sauer zum Kunden kommt. Und wer das ist.
Reporterin: "Kommt man da in Schwulitäten, weil der Kunde möglicherweise selbst illegal mit Drogen oder Waffen...?"
Entsetzen, was für eine Frage! Ein paar Minuten später stehe ich am Schießstand. Die Instruktionen sind streng. Die Pistole schwerer als ich dachte. Wir fangen mit dem kleinen Kaliber an. Dann 9mm.
Wumms! Rückschlag! Qualm! Die Patronen klimpern. Wie im Film. Geil.