Endstation Dresden
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Gerade kommen unzählige Flüchtlinge - auch Eritreer - im "Zug der Hoffnung" über München in Dresden an. Am Bahnhof: Bilder von Menschen, die es geschafft haben. Kaputt sind, aber auch erleichtert. Auch Khaled kam auch im Zug an, im Juli 2014, in München. Er hatte geschafft, wovon viele seiner Landsleute träumen: endlich Deutschland, endlich Sicherheit. Und dann endete seine Reise hier.
Warum, das soll jetzt der Strafprozess in Dresden klären, den die Autorin Jenni Roth begleitet. Der Menschenrechtsaktivist Yonas Endrias hat mit der Vollmacht von Khaleds Mutter eine zweite Obduktion beantragt. Und eine Anwältin engagiert, die er durch den Fall Oury Jalloh kannte, den Mosambikaner, der an lebendigem Leib in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte. Sie soll im Auftrag von Khaleds Familie herausfinden, was wirklich passiert ist.
Nur: Was heißt das, die Wahrheit? Selbst wenn es gelingen würde, den Tathergang lückenlos zu rekonstruieren und juristisch zu bewerten - was wissen wir dann? Dass ein Asylbewerber einen anderen getötet hat. Aber das ist ja eigentlich nur das traurige Ende dieser Geschichte. Die mit dem Polizeistaat in Eritrea angefangen hat. Mit der Flucht. Oder mit unserem Asylsystem. Oder mit der unheiligen Kombination all dieser Aspekte. Auch mit Blick auf die NPD-Vertreter in den Zuschauerreihen: Ist dieser Prozess also vielleicht mehr als nur die Aufklärung eines Tathergangs?