Jung, weiblich, wütend
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Die Serie "Para – Wir sind King" handelt von vier Freundinnen aus Berlin-Wedding, die in prekären Verhältnissen leben. Ihre Probleme seien differenziert erzählt und die Figuren großartig gespielt, meint die Autorin Arpana Berndt.
Um vier Jugendliche aus prekären Verhältnissen aus Berlin-Wedding dreht sich die TNT-Serie "Para - Wir sind King", das neue Werk der Macher von "4 Blocks". Es sind wütende junge Frauen, sie haben Stress mit ihren Eltern und feiern wild. Drei von ihnen sind Personen of Color, die Komponente der migrantischen Lebensverhältnisse nimmt großen Raum ein.
Arpana Berndt, Autorin und Mitglied des Filmkollektivs "Jünglinge", schaut aus postmigrantischer Sicht auf die beschriebenen Lebensverhältnisse und Milieus. In der Grundkonstellation in "Para" sieht sie eine Gefahr und eine Chance zugleich. "Die drei sind ganz klar die Sympathieträger und ich finde, das diskriminierungskritisch zu erzählen, heißt nicht, Personen of Color nur als die Guten zu erzählen, oder die moralisch Überlegenen, sondern ihnen auch zu erlauben, Fehler zu machen", sagt sie.
"Ich meine, Jugendliche bauen Scheiße und versuchen ihren Weg durch die Welt zu finden, und ich sehe deshalb hier voll das Potenzial, das differenzierter zu erzählen, als wir das sonst sehen."
"Großartig geschauspielert"
Und noch etwas hebt Berndt hervor. "Dass sich die Hauptfiguren nicht nur über ihr Nicht-Weißsein definieren, sondern ganz eigene individuelle Struggles haben, finde ich großartig – und ich finde es großartig geschauspielert."
Beispielsweise gelinge es hier, die Wut von Hajra nachvollziehbar zu erzählen – und nicht nur als Klischee eines Mädchens aus dem Wedding. Auch die Familienverhältnisse seien spannend gezeichnet. "Die haben alle sehr unterschiedliche Backgrounds und begegnen sich eben darin, dass sie in ihren Familienverhältnissen Struggle haben, darauf baut ja auch ein bisschen diese Freundinnenschaft auf, aber jede der Figuren hat ihre eigene spannende Beziehung zu den Eltern."
Switchen zwischen den Sprachen
Gelungen sei auch das Switchen zwischen den Sprachen in der Familie und im Freundinnenkreis. Statt die Eltern "nur in gebrochenem Deutsch einen halben Satz sprechen zu lassen", werde da mit Untertiteln gearbeitet. "Meistens wird eine erste Migrationsgeneration so gezeigt, als hätten sie nichts zu sagen", sagt Berndt. Zudem tappe die Serie nicht in die Romantisierungsfalle: arm gleich glücklich.
Offen sei jedoch die Frage, wer von solchen Filmen profitiere. "Es sind eben nicht die schwarzen Personen of Color, Frauen aus dem Wedding mit Arbeiterhintergrund, die an die Filmhochschulen gehen und Filme machen", sagt Berndt. "Ich frage mich, welche Ausbeutungsverhältnisse hier stattfinden oder gefestigt werden."
(cwu)