Sex und Technologie

"Wir sollten die Scham einfach abschütteln"

Ein Besucher hat auf der Computerspielmesse Gamescom in Köln eine Virtual Reality Brille an und spielt "Resident Evil 7".
Technologie kann das Leben aufregender machen, sagt die Forscherin Maya Ofir Magnat - auch im Sexleben. © Imago / Rüdiger Wölk
Maya Ofir Magnat im Gespräch mit Christine Watty |
Die Republica steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Liebe. Die Berliner Internet- und Technikkonferenz befasst sich daher auch mit Sexfragen. Für einen entspannten Umgang mit Technologie im Intimbereich plädiert die Forscherin Maya Ofir Magnat.
Unter dem Motto "Love Out Loud" (in etwa: "Lasst die Liebe aus Euch raus") hat sich die Internet- und Technologiekonferenz Republica im zehnten Jahr ihres Bestehens der Mehrung von Glückseligkeit zwischen den Menschen verschrieben. Wer die Begriffe "Liebe" und "Internet" hört, denkt aber meistens eher an vereinsamte Menschen, die auf der Suche nach etwas Zuwendung traurig durch Chatrooms schlurfen.

Dating Apps sind im Mainstream angekommen

Eine überkommene Vorstellung, sagte Maya Ofir Magnat im Deutschlandfunk Kultur. Die ausgebildete Theaterregisseurin und Sexratgeberin aus Tel Aviv hält auf der Konferenz den Vortrag "F*cking Technology - Making Love with Machines" und forscht über das Verhältnis zwischen Intimität und Technologie. Für sie steht außer Frage, dass Menschen sich online genauso verlieben können wie offline - und das dies tagtäglich geschieht: "Früher hieß es immer, wer sich online verliebt, der kann vielleicht besser schreiben als reden oder ist im echten Leben einfach ein bisschen schüchterner. Heute aber nutzen wir alle diese Technologie. Meine Freunde, ich - jeder nutzt Dating Apps und Websites."
Gängigen Auffassungen, nachdem Technologie uns eher voneinander entfremdet, sieht sie etwas differenzierter. "Einerseits kann sie uns mit Menschen verbinden, denen wir ansonsten nie begegnet wären. Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch die Erfahrung, dass man zu zweit miteinander im Bett liegt und jeder für sich auf sein Smartphone starrt."
Die Referentin Maya Ofir Magnat bei der re:publica 2017
Die Referentin Maya Ofir Magnat bei der re:publica 2017© Deutschlandradio / Simon Detel

Aufklärung im Internet

Technologie ist in Magnats Augen also zunächst einmal nur ein Werkzeug. Wichtig sei, wie Menschen sie einsetzen - ob bloß zum Gelderwerb oder mit der Absicht, Menschen glücklicher zu machen und deren Lebenssituation zu verbessern. Als positives Beispiel führt sie eine Website wie omgyes.com an, die es Menschen gestattet, ohne Scheu und Scham zu lernen, wie man Frauen zum Orgasmus bringt.
Sollte man Technologie also am besten möglichst unbefangen nutzen? Schließlich hört man immer wieder davon, dass zum Beispiel in privaten Chats geteilte Nacktfotos öffentlich im Netz landen können (mehr dazu hier und hier). Magnat appelliert hier zunächst an die persönliche Eigenverantwortung. Zugleich vertritt sie einen Ansatz, der sich mit den Überzeugungen der Post-Privacy-Bewegung vergleichen lässt: "Wir sollten in diesen Dingen einfach die Scham abschütteln." Jede und jeder verschicke schließlich Nacktbilder. (thg)
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