Von einer "süßen Maus" und männlichem Machterhalt
Der Berliner Noch-Innensenator Frank Henkel steht wegen Sexismus-Vorwürfen unter Druck – er soll eine Parteifreundin als "süße Maus" bezeichnet haben. Die Kulturwissenschaftlerin Stefanie Lohaus sieht in solchen Äußerungen männliche Machtstrategien.
Da war doch was: Vor geraumer Zeit stolperte der FDP-Politiker Rainer Brüderle über seinen Hormonspiegel, die Oberweite einer Journalistin hatte ihn zu anzüglichen Kommentaren verleitet.
Nun gibt es einen neuen, ähnlichen Fall und erneut die gleiche Sexismus-Debatte: Die Berliner CDU-Nachwuchspolitikerin Jenna Behrends wirft dem Noch-Innensenator der Stadt, Frank Henkel, vor, er habe sie als "süße Maus" bezeichnet - und einen Kollegen gefragt: "Fickst du die?"
Der Sexismus-Vorwurf der jungen Kommunalpolitikerin beschäftigt inzwischen auch die Parteispitze. CDU-Generalsekretär Peter Tauber betonte unbeholfen, wie wichtig es sei, "dass es nun diese Debatte gibt". Er hätte sie seiner Partei wohl lieber erspart.
Für die Kulturwissenschaftlerin und Mitherausgeberin des Missy-Magazins, Stefanie Lohaus, ist der neue Fall keine große Überraschung.
Sexismus ist Alltag, nicht Ausnahme
Sexismus sei ein grundlegendes und strukturelles Problem der Gesellschaft und lasse sich nicht mal eben wegwischen, sagte Lohaus im Deutschlandradio Kultur auf die Frage, ob die Gesellschaft denn aus dem "Fall Brüderle" nichts gelernt habe.
Sexismus müsse als Alltag, und nicht als Ausnahme, begriffen werden, forderte Lohaus. In Organisationen werde permanent sexistisch agiert. Denn es gehe dabei schlicht um die Verteilung von Macht und Ressourcen: Sexismus verstehe sie als männliche Strategie, "um Frauen klein zu halten".
Sie kenne keine einzige Frau in einer Machtposition, die nicht bereits Sexismus erlebt habe, sagte Lohaus. Auch Angela Merkel fällt der Kulturwissenschaftlerin da ein – die sei schließlich mal "Kohls Mädchen" gewesen. (ahe)