Wieder keine Frau auf dem Cover
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Die Aufregung war groß: Das Cover des "Rolling Stone" zeigt Bruce Springsteen statt Joy Denalane und Ilgen-Nur. Ihr Gespräch über Sexismus wird zur Randnotiz. Eine marktwirtschaftliche Entscheidung, sagt die Musikjournalistin Annett Scheffel.
Im Interview mit der deutschen Ausgabe des Musikmagazins "Rolling Stone" sprachen Joy Denalane und Ilgen-Nur Borali, die als Ilgen-Nur auftritt, noch darüber, wie unwahrscheinlich es sei, dass der "Rolling Stone" zwei Frauen auf dem Cover zeige.
Statt ihres Gesprächs über Rassismus, Sexismus und Homophobie in der Musikindustrie, aufs Cover zu heben, entschied sich das Magazin bei seiner August-Ausgabe dann tatsächlich für ein 45 Jahre altes Bild von Bruce Springsteen. Sein Album "Born to run" war vor 45 Jahren erschienen.
Dass das Interview mit Denalane und Ilgen-Nur über Sexismus zur Randnotiz auf dem Titel wurde, mache sie fast schon wütend, sagt die Musikjournalistin Annett Scheffel. Andererseits sei das auch dem sehr altmodischen, deutschen Musikmarkt geschuldet.
Popmusik wird konsumiert statt debattiert
Stars, die vor 20 Jahren international funktioniert haben, würden hierzulande immer noch funktionieren. Deutsche kauften auch immer noch CDs. Popmusik werde in Deutschland gerne konsumiert, aber nicht als Teil einer gesellschaftlichen Debatte oder als Impulsgeber wahrgenommen. Sie diene mehr der Unterhaltung und solle Gemütlichkeit ausstrahlen. Und da setzten Deutsche auf Bewährtes.
Mit der Entscheidung Bruce Springsteen auf dem Cover abzubilden, folge der "Rolling Stone" somit der Nachfrage, sagt Scheffel. Zahlreiche progressive Musikzeitschriften wie Spex oder Intro, die divers über Rockmusik berichteten, gebe es heute nicht mehr. Das gleiche Bild zeige sich beispielsweise in England.
Somit entstehe der Eindruck, so Scheffel, dass es zwar Menschen gebe, die progressiven Musikjournalismus konsumieren, aber diesen am Ende nicht als Zeitschrift kaufen würden.
(nis)