"Ein wichtiger präventiver Wert"
Ein Bündnis besorgter Eltern wehrt sich gegen einen ihrer Meinung nach zu frühen Sexualkunde-Unterricht. Zu Recht? Nein, meint die Sexualpädagogin Anja Hennigsen, denn Aufklärung über Sexualität sei nicht mit Sex gleichzusetzen.
Nehmen wir unseren Kindern die Kindheit, wenn sie in Kita und Grundschule zu früh mit Sexualkunde und ihrer eigenen Sexualität konfrontiert werden? Ein Bündnis besorgter Eltern wehrt sich gegen einen ihrer Meinung nach zu frühen Sexualkunde-Unterricht.
Anja Hennigsen, Juniorprofessorin für Sexualpädagogik an der Uni Kiel, sagte dazu im Deutschlandradio Kultur: "Diese Frage an sich kann ich gar nicht verstehen, weil ja auch häufig dieser Kampfbegriff genutzt wird - Frühsexualisierung - von den besorgten Eltern." Menschen seien von Geburt an sexuelle Wesen und schon kleine Kinder im Kindergartenalter hätten sehr viele Fragen zu Gefühlen und zum eigenen Körper.
Die Verteidigung konservativer Werte
Es habe einen "wichtigen präventiven Wert", diese Fragen mit Kindern zu bearbeiten. Dabei gehe es eben nicht nur um Sex im Sinne von Geschlechtsverkehr, sondern um viel mehr. Hennigsen kritisierte die Netzwerke besorgter Eltern und deren Sorge um die Gefährdung "ihrer konservativen Werte, die sie gerne transportieren möchten".
Sie könne auch die Kritik mancher Eltern nicht verstehen, Sexualkundeunterricht, der die sexuelle Vielfalt propagiere, solle zur Homosexualität "umpolen". Dabei gehe es doch eigentlich um eine Form der Toleranzerziehung und darum, Empathie für "Leute zu entwickeln, die nicht dem Mainstream entsprechen."
Welt mit hoher sexueller Relevanz
Ziel müsse es sein, dass Eltern und Schulen zusammenarbeiteten. Sexualunterricht sei unverzichtbar - "denn was machen wir mit den Jugendlichen, die in unserer Welt leben, die eine hohe sexuelle Relevanz hat, jedoch keine Ansprechpartnerinnen und -partner haben und ihre Fragen nicht loswerden."