"Die Debatte muss so offen wie möglich geführt werden"
Nun auch in der deutschen Filmbranche: Schauspielerinnen erheben harte Vorwürfe gegen den Regisseur Dieter Wedel. Um die sexuelle Belästigung zu bekämpfen, könne eine Hotline sinnvoll sein, meint Jenni Zylka, Grimme-Preis-Jurorin: Es müsse einen Ort geben, an den Betroffene sich wenden könnten.
In der Nacht von Sonntag auf Montag wollen Schauspielerinnen in Los Angeles bei der Verleihung der Golden Globes aus Protest gegen sexuelle Übergriffe schwarz gekleidet erscheinen.
Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis #MeToo auch die deutsche Film- und Theaterbranche erreichen würde. Drei Schauspielerinnen haben schwerwiegende Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen den Regisseur Dieter Wedel erhoben.
Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis #MeToo auch die deutsche Film- und Theaterbranche erreichen würde. Drei Schauspielerinnen haben schwerwiegende Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen den Regisseur Dieter Wedel erhoben.
Wie reagieren die Instituionen der Film- und Fernsehbranche hierzulande? Jenni Zylka, Journalistin und stellvertretende Jury-Vorsitzende für die Kategorie "Information & Kultur" des Grimme-Preises 2018, meint:
"Es ist ja dieses Polanski-Problem: Wie kann man die Kunst eines Menschen trennen von seiner Art und Weise, mit den Menschenrechten umzugehen?"
Sie selbst habe damit auch Probleme.
"Ich bin ein großer Polanski-Fan.(…) Und frage mich auch: Kann ich die Kunst dieses Menschen noch richtig genießen, wenn ich weiß oder meine, zu wissen, dass der bestimmte Sachen gemacht hat, die absolut undenkbar sind."
Viele reden nicht, solange sie zum System gehören
Grundsätzlich gehe es in all diesen Fällen um Machtstrukturen, nicht um das Flirten zweier Menschen auf Augenhöhe. Deshalb hätten die meisten Opfer von sexuellen Übergriffen auch Angst, damit sofort an die Öffentlichkeit zu gehen und würden erst dann darüber reden, wenn sie nicht mehr Mitglied des Systems seien. Das zeige auch das aktuelle Beispiel der Schauspielerinnen, die die schweren Vorwürfe gegen Dieter Wedel erhoben hätten: Sie würden heute nicht mehr als Schauspielerinnen arbeiten.
Zylka hält die Einrichtung einer anonymen Hotline für Betroffene bei einem der großen Berufsverbände für sinnvoll. Zwar gebe es immer der Risiko falscher Beschuldigungen, "aber dennoch wäre ich auf jeden Fall dafür so eine Hotline einzurichten, bei der man anonym anrufen kann. Sicher, das hat was von Denunzieren. Aber ich weiß nicht, wie man das Ganze sonst in den Griff bekommen kann, wenn es keinen Ort gibt, an den ich mich wenden kann."
Die Debatte müsse auf jeden Fall so offen wie möglich geführt werden. Zylka sagte weiter, sie habe die Hoffnung, dass sich durch eine junge, neue Männergeneration, die anders sozialisiert sei, in der Filmbranche die Situation ändern werde.
(mkn)