Sind safe spaces die Lösung?
Alkohol, Drogen und junge Männergruppen in Feierlaune. Auf Festivals machen Frauen nicht immer die besten Erfahrungen. Notfallcodes und safe spaces sollen Sicherheit geben und vor sexuellen Übergriffen schützen. Reicht das?
Klar ist, richtige Fans lassen sich weder von schlechtem Wetter noch von Dixieklos abschrecken. Die Musikfestivalsaison hat begonnen und in diesem Jahr soll die Freude am gemeinsamen Zelten, Abhängen und Applaudieren sogar noch ungetrübter sein: Festivalveranstalter allerorts reagieren nämlich auf die Erfahrungen, die vor allem weibliche Livemusikfans oft machen müssen. Ungewollt angesprochen, angemacht oder angefasst zu werden, das haben viele Besucherinnen schon erlebt. Und das scheint situationstypisch zu sein.
"Dann hat das natürlich schon mit gesteigertem Alkoholkonsum zum einen zu tun, und dann auch Drogenkonsum, den man auch überall findet, dass natürlich da Intimsphären überschritten werden, würde ich sagen, aber einfach klassische Anmachen."
Sagt Katharin Arend, die unter anderem für das von elektronischer Musik dominierte Artlake-Festival und für das Feel Festival in Brandenburg arbeitet. Große, internationale Festivals wie das legendäre Glastonbury im Südwesten Englands begegnen dem Thema aus diesen Gründen seit dem letzten Jahr mit dem Errichten von so genannten "safe spaces", klar abgetrennten Bereichen, zu denen nur weibliche Fans Zutritt haben. Aber kann das Separieren der Geschlechter wirklich zu einem gleichberechtigteren Zusammenleben führen?
"Dann hat das natürlich schon mit gesteigertem Alkoholkonsum zum einen zu tun, und dann auch Drogenkonsum, den man auch überall findet, dass natürlich da Intimsphären überschritten werden, würde ich sagen, aber einfach klassische Anmachen."
Sagt Katharin Arend, die unter anderem für das von elektronischer Musik dominierte Artlake-Festival und für das Feel Festival in Brandenburg arbeitet. Große, internationale Festivals wie das legendäre Glastonbury im Südwesten Englands begegnen dem Thema aus diesen Gründen seit dem letzten Jahr mit dem Errichten von so genannten "safe spaces", klar abgetrennten Bereichen, zu denen nur weibliche Fans Zutritt haben. Aber kann das Separieren der Geschlechter wirklich zu einem gleichberechtigteren Zusammenleben führen?
Codefrage "Wo geht’s nach Panama?"
"Wenn man sich das mal vorstellt, man hat ne Bühne auf nem Festival wo nur Frauen reindürfen, das führt automatisch zu Problematiken." Arend will darum lieber schon viel früher, beim Aussuchen, also beim Booking der Acts und bei den Strukturen im Musikbereich ansetzen: "Dieses Verständnis ist gar nicht dafür da, wie fühlt sich eigentlich eine Frau, gerade wenn viele Männer miteinander zusammenhängen. Ich glaube es ist aber auch wirklich sehr, sehr abhängig davon was für ein Festival es ist."
Der Festivalveranstalter FKP Scorpio hat in diesem Jahr erstmalig eine Kampagne zum Thema gestartet: Das Hamburger Unternehmen, das unter anderem das Hurricane und das Southside sowie das Elbjazz Festival ausrichtet, bietet auf seinen Veranstaltungen jedem und jeder schnelle, unkomplizierte Hilfe an, die oder der sich mit der Codefrage "Wo geht’s nach Panama?" bemerkbar macht.
Der Festivalveranstalter FKP Scorpio hat in diesem Jahr erstmalig eine Kampagne zum Thema gestartet: Das Hamburger Unternehmen, das unter anderem das Hurricane und das Southside sowie das Elbjazz Festival ausrichtet, bietet auf seinen Veranstaltungen jedem und jeder schnelle, unkomplizierte Hilfe an, die oder der sich mit der Codefrage "Wo geht’s nach Panama?" bemerkbar macht.
Zu der Aktion, die ursprünglich aus Großbritannien stammt, erklärt PR-Sprecher Jonas Rohde: "Grundidee des Konzeptes ist es dass Personen die sich in irgendeiner Form bedrängt oder einfach nur überfordert fühlen auf ganz einfache Art Hilfe bekommen. Das heißt sie können zum Personal gehen - auf dem Festival sind das all unsere Mitarbeiter - und eben nach Panama fragen, und werden dann ganz schnell erst mal aus der Situation in der sie sich gerade befinden entfernt und an einen sicheren Ort gebracht."
Musik ist für alle da
Getestet werden konnte das offene Hilfsangebot bereits Ende Juni beim Southside und beim Hurricane Festival. Und laut Rohde kam es gut an. Dass schon bei der Selektion der Bands auf Seiten der Veranstalter Stimmungen angelegt oder Verhaltensweisen gefördert werden könnten, davon hält Rohde nichts: "Ich glaube Musik ist für alle da und ich glaube da gibt es keinen Zusammenhang zwischen Genre und Problemen, nein, auf keinen Fall."
Für die Veranstalter des queeren Yo, Sissy Festivals in Berlin sind die Safe Spaces ebenfalls ein Thema. Eins, das sie so ganzheitlich wie möglich angehen: "Wir sagen lieber Queer spaces, denn wir möchten uns jedem Ort feministisch und humanistisch nähern. Und damit hoffentlich sich weiblich identifizierenden Menschen genauso wie femininen Schwulen, Freaks und Verrückten eine Heimat geben!"
Soweit Parker, einer der beiden Verantwortlichen des Ende Juli zum dritten Mal stattfindenden Festivals. Sein Kollege Sampson sieht das Problem der ungewollten Anmachen ebenfalls eher strukturell bedingt – die Auswahl der Musik sei der Schlüssel: "If you look on any line up of any festival this summer thats coming up throughout Germany you’ll generally see a phenomenon that we call a bro space where it’s the line ups is predomionantly white cis dudes.”
Dass die meisten Festival-Line Ups in Deutschland einen Bro Space, eine Kumpelzone präsentieren, in der weiße Hetero-Kerle die Bühne dominieren, das beanstandet der Yo Sissy-Festivalmacher. Vielleicht liegt die Lösung, oder besser ein Lösungsansatz also genau dazwischen: Schnelle Hilfe für jeden und jede, der oder die sich bei einem Musikfestival sexuell belästigt oder verängstigt fühlt, das sollte selbstverständlich sein. Und nicht nur in ausgewiesenen safe spaces gelten. Dennoch könnte ebenfalls helfen, schon bei der Bandauswahl auf Diversität zu achten – weibliche und/oder queere Acts ziehen anderes Publikum an, und Heterogenität ist schließlich erwünscht.
Einen Teil der Verantwortung könnte man sich auch noch mit den Bands teilen, die den Aufruf zum respektvollen Umgang systematisch vor ihren Auftritt setzen sollten. Denn dass eine Besucherin mit Schaudern an sein Konzert zurückdenkt, das will schließlich kein Künstler.
Für die Veranstalter des queeren Yo, Sissy Festivals in Berlin sind die Safe Spaces ebenfalls ein Thema. Eins, das sie so ganzheitlich wie möglich angehen: "Wir sagen lieber Queer spaces, denn wir möchten uns jedem Ort feministisch und humanistisch nähern. Und damit hoffentlich sich weiblich identifizierenden Menschen genauso wie femininen Schwulen, Freaks und Verrückten eine Heimat geben!"
Soweit Parker, einer der beiden Verantwortlichen des Ende Juli zum dritten Mal stattfindenden Festivals. Sein Kollege Sampson sieht das Problem der ungewollten Anmachen ebenfalls eher strukturell bedingt – die Auswahl der Musik sei der Schlüssel: "If you look on any line up of any festival this summer thats coming up throughout Germany you’ll generally see a phenomenon that we call a bro space where it’s the line ups is predomionantly white cis dudes.”
Dass die meisten Festival-Line Ups in Deutschland einen Bro Space, eine Kumpelzone präsentieren, in der weiße Hetero-Kerle die Bühne dominieren, das beanstandet der Yo Sissy-Festivalmacher. Vielleicht liegt die Lösung, oder besser ein Lösungsansatz also genau dazwischen: Schnelle Hilfe für jeden und jede, der oder die sich bei einem Musikfestival sexuell belästigt oder verängstigt fühlt, das sollte selbstverständlich sein. Und nicht nur in ausgewiesenen safe spaces gelten. Dennoch könnte ebenfalls helfen, schon bei der Bandauswahl auf Diversität zu achten – weibliche und/oder queere Acts ziehen anderes Publikum an, und Heterogenität ist schließlich erwünscht.
Einen Teil der Verantwortung könnte man sich auch noch mit den Bands teilen, die den Aufruf zum respektvollen Umgang systematisch vor ihren Auftritt setzen sollten. Denn dass eine Besucherin mit Schaudern an sein Konzert zurückdenkt, das will schließlich kein Künstler.