Sexy, schlank und krank? Schönheitsideale und ihre Folgen
Spätestens im Sommer, wenn wir uns im Bikini oder Badehose möglichst rank und schlank präsentieren wollen, stellt sich für viele die Frage: Bin ich zu dick, sehe ich gut aus, bin ich attraktiv genug? Immerhin 76 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag der Weight Watchers vor den Sommerferien durchgeführt hat, wollten bis zum Urlaub noch die überschüssigen Pfunde los werden.
- Welches Bild von Schönheit steckt hinter diesem Wunsch?
- Welchen Vorbildern eifern wir nach, wenn wir uns auf eine vermeintliche Idealfigur herunterhungern?
"Wir Schönheits-Junkies", so hat die Autorin Christiane Zschirnt ihr neues Buch betitelt, das gerade im Goldmann-Verlag herausgekommen ist. Darin geht sie der Frage nach, warum insbesondere Frauen – auch drei Jahrzehnte nach der Frauenbewegung - nach wie vor von dem Wunsch nach Perfektion und Schönheit beherrscht werden. Frauen könnten Staaten regieren, Weltfirmen managen, dabei noch ihre Familien versorgen – aber sie seien eben auch perfekt darin, ihren Körper abzulehnen. Es werde diätet, gelasert, geliftet und trainiert, was das Zeug hält.
"Mir geht es darum, dass die Leute sehen, wie gehen wir mit der Schönheit um?", sagt die 43-Jährige, "Was meinen wir, wenn wir von Schönheit sprechen? Da kommen Dinge wie Erfolg und Lebensglück dazu, diese Überhöhung des Begriffs, die Utopie, die wir an den schönen Körper koppeln, das ist das Problem. Dahinter stecken Fragen wie: Was erwarte ich von Schönheit? Wer bin ich? Was bin ich? Welche Rolle kann ein schöner Körper für mich spielen? Es ist ja schön und gut, schön zu sein. Aber Schönheit kann nicht die Antwort auf alle Probleme sein, so wie es der Schönheitswahn suggeriert."
Gerade Mädchen und junge Frauen würden von den allseits verfügbaren Bildern beeinflusst: Von scheinbar makellosen, dünnen Models, von gutaussehenden Karrierefrauen und Fernsehstars. Sie fordert, das Jugendliche aufgeklärt werden, was hinter den Versprechungen dieser Glamourwelt steckt: "Man sollte ihnen klarmachen, was sie sehen, wenn sie Plakate sehen: Sind das reale Personen oder mit Bildbearbeitung veränderte Personen?"
Auch die Ärztin Lisa Pecho beschäftigt sich in ihrer Arbeit vermehrt mit den negativen Folgen der Schönheitsideale. Die 47-jährige ärztliche Leiterin der Beratungsstelle für Essgestörte ANAD e.V. in München betreut Betroffene im Alter zwischen 12 und 40 Jahren - vermehrt auch Jungen und Männer. "Die Jugendlichen kommen in erster Linie mit dem Gefühl zu uns, ´Ich bin zu unattraktiv, dick, zu hässlich, keiner mag mich.`" Viele gerieten in eine regelrechte Hungerspirale, eine 16-jährige Patientin, die seit drei Jahren an Magersucht leidet, habe an ihrem Tiefstpunkt nur noch 25 Kilo gewogen.
Lisa Pecho beobachtet seit einigen Jahren aber auch eine neue Tendenz:
"Ich erlebe immer mehr eine Entwicklung bei Frauen, die man den zweiten Altersgipfel nennt. Der erste ist die Pubertät, der zweite betrifft Frauen über 40. Ich habe diese Thematik viel häufiger als früher: ´Ich muss die Figur eines Mädchens bewahren, weil ich sonst nichts mehr wert bin`. Das hängt mit der Menopause zusammen, da kommt für viele die Sinnfrage: Soll das alles gewesen sein? Und das hängt auch damit zusammen, dass Attraktivität heutzutage mit Erfolg und Schönheit gleichgesetzt wird. Ich erlebe viele Frauen, die dann auf einmal ins Fitnessstudio gehen und die regelrecht mit ihren Töchtern konkurrieren. Ich habe einen aktuellen Fall, da ist die Mutter dünner als die Töchter, und die Töchter haben jetzt auch schon eine Bulimie entwickelt."
"Sexy, schlank und krank? Schönheitsideale und ihre Folgen." Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit der Ärztin Lisa Pecho und der Autorin Christiane Zschirnt. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 - 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet unter:
[url=http://www.anad-pathways.de/
title="http://www.anad-pathways.de/
" target="_blank"]http://www.anad-pathways.de/
[/url]
Literaturhinweis:
Christiane Zschirnt, "Wir Schönheits-Junkies. Plädoyer für eine gelassene Weiblichkeit", Goldmann Verlag 2008
- Welchen Vorbildern eifern wir nach, wenn wir uns auf eine vermeintliche Idealfigur herunterhungern?
"Wir Schönheits-Junkies", so hat die Autorin Christiane Zschirnt ihr neues Buch betitelt, das gerade im Goldmann-Verlag herausgekommen ist. Darin geht sie der Frage nach, warum insbesondere Frauen – auch drei Jahrzehnte nach der Frauenbewegung - nach wie vor von dem Wunsch nach Perfektion und Schönheit beherrscht werden. Frauen könnten Staaten regieren, Weltfirmen managen, dabei noch ihre Familien versorgen – aber sie seien eben auch perfekt darin, ihren Körper abzulehnen. Es werde diätet, gelasert, geliftet und trainiert, was das Zeug hält.
"Mir geht es darum, dass die Leute sehen, wie gehen wir mit der Schönheit um?", sagt die 43-Jährige, "Was meinen wir, wenn wir von Schönheit sprechen? Da kommen Dinge wie Erfolg und Lebensglück dazu, diese Überhöhung des Begriffs, die Utopie, die wir an den schönen Körper koppeln, das ist das Problem. Dahinter stecken Fragen wie: Was erwarte ich von Schönheit? Wer bin ich? Was bin ich? Welche Rolle kann ein schöner Körper für mich spielen? Es ist ja schön und gut, schön zu sein. Aber Schönheit kann nicht die Antwort auf alle Probleme sein, so wie es der Schönheitswahn suggeriert."
Gerade Mädchen und junge Frauen würden von den allseits verfügbaren Bildern beeinflusst: Von scheinbar makellosen, dünnen Models, von gutaussehenden Karrierefrauen und Fernsehstars. Sie fordert, das Jugendliche aufgeklärt werden, was hinter den Versprechungen dieser Glamourwelt steckt: "Man sollte ihnen klarmachen, was sie sehen, wenn sie Plakate sehen: Sind das reale Personen oder mit Bildbearbeitung veränderte Personen?"
Auch die Ärztin Lisa Pecho beschäftigt sich in ihrer Arbeit vermehrt mit den negativen Folgen der Schönheitsideale. Die 47-jährige ärztliche Leiterin der Beratungsstelle für Essgestörte ANAD e.V. in München betreut Betroffene im Alter zwischen 12 und 40 Jahren - vermehrt auch Jungen und Männer. "Die Jugendlichen kommen in erster Linie mit dem Gefühl zu uns, ´Ich bin zu unattraktiv, dick, zu hässlich, keiner mag mich.`" Viele gerieten in eine regelrechte Hungerspirale, eine 16-jährige Patientin, die seit drei Jahren an Magersucht leidet, habe an ihrem Tiefstpunkt nur noch 25 Kilo gewogen.
Lisa Pecho beobachtet seit einigen Jahren aber auch eine neue Tendenz:
"Ich erlebe immer mehr eine Entwicklung bei Frauen, die man den zweiten Altersgipfel nennt. Der erste ist die Pubertät, der zweite betrifft Frauen über 40. Ich habe diese Thematik viel häufiger als früher: ´Ich muss die Figur eines Mädchens bewahren, weil ich sonst nichts mehr wert bin`. Das hängt mit der Menopause zusammen, da kommt für viele die Sinnfrage: Soll das alles gewesen sein? Und das hängt auch damit zusammen, dass Attraktivität heutzutage mit Erfolg und Schönheit gleichgesetzt wird. Ich erlebe viele Frauen, die dann auf einmal ins Fitnessstudio gehen und die regelrecht mit ihren Töchtern konkurrieren. Ich habe einen aktuellen Fall, da ist die Mutter dünner als die Töchter, und die Töchter haben jetzt auch schon eine Bulimie entwickelt."
"Sexy, schlank und krank? Schönheitsideale und ihre Folgen." Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit der Ärztin Lisa Pecho und der Autorin Christiane Zschirnt. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 - 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet unter:
[url=http://www.anad-pathways.de/
title="http://www.anad-pathways.de/
" target="_blank"]http://www.anad-pathways.de/
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Literaturhinweis:
Christiane Zschirnt, "Wir Schönheits-Junkies. Plädoyer für eine gelassene Weiblichkeit", Goldmann Verlag 2008