She She Pop

Diversifizierte Mauerbetrachtung

10:14 Minuten
Szenenbild aus der Aufführung von "Mauern" des Künstler*innenkollektivs "She She Pop". Zu sehen sind verschiedene Überblendungen. Im Vordergrund eine Person mit roter Mütze, die einen Spiegel hält. Links davon, knieend, eine Frau im roten Kleid. Rechts im Hintergrund ein eingeblendetes Gesicht.
Gedankliche Fortsetzung von "Schubladen": She She Pop haben auch für "Mauern" Gäste eingeladen. © Dorothea Tuch
Von Susanne Burkhardt |
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Vor genau zehn Jahren untersuchte das West-Performance-Kollektiv She She Pop mit gleichaltrigen Ost-Frauen die Identitätsschubladen, in die man sich gegenseitig geschoben hatte. Jetzt folgt mit "Mauern" eine Fortsetzung dieser Auseinandersetzung.
Als sich She She Pop vor zehn Jahren ein paar Frauen eingeladen hat, die ostdeutsch sozialisiert waren, da war das Leben dieser Frauen für die Westperformerin Lisa Lucassen noch "ein fremder Kontinent". Man wusste wenig übereinander, und in dem Stück wurden Klischees, Projektionen und Vorurteile ausgetauscht, aber man lernte sich auch kennen und näherte sich an, umkreiste die systemischen Bedingungen, die die unterschiedlichen Identitäten hervorgebracht hatten.
Jetzt, zehn Jahre später, setzt das Berliner Kollektiv diese Annäherungsversuche fort. "Mauern" heißt ihr neues Stück und darin geht es um eine Mauer, die sich "pluralisiert" hat, wie Lisa Lucassen von She She Pop sagt.
"Es ist nicht mehr die eine Mauer, um die wir uns ausschließlich kümmern, sondern wir haben festgestellt: Nachdem der Eiserne Vorhang hochgegangen ist und die Berliner Mauer eingestürzt, sind blitzschnell (oder schon dagewesen) neue Mauern dazugekommen oder wir haben sie neu entdeckt, gegen die man auf eine andere Weise läuft und die Leute von Leuten trennen, die Teilhabe verhindern. Die uns auch im Weg stehen und die wir durchlässiger machen wollen. Wir haben uns diversifiziert in unserer Mauerbetrachtung."

Nicht gelöste Sachen und neue Probleme

Statt Dualismus müssten jetzt komplexere Fragen behandelt werden. Aber, so Annett Gröschner, die als Gast in der Produktion zu sehen sein wird: "Wir gehen immer wieder zurück auf diese Mauer." Denn: "Viele Sachen, die wir besprochen haben, sind nicht erledigt. Es sind ja viele Sachen nicht gelöst und jetzt sind neue Probleme dazugekommen."
Ein Streitpunkt, der noch immer nicht geklärt sei, so Gröschner, sei das Thema "Eigentum". Themen wie diese müssten immer wieder neu verhandelt werden. Manchmal aber müsse man so etwas auch einfach stehen lassen.

"Mauern" von She She Pop feiert am 7.12. Premiere im Berliner HAU Hebbel am Ufer. Weitere Termine: 08., 10., 11., 12., 13. Dezember 2022, 26. und 27. Januar 2023.

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