Shikiba Babori: "Die Afghaninnen - Spielball der Politik"
Campus Verlag, 224 Seiten, 22 Euro
Buchautorin Shikiba Babori
In der Öffentlichkeit der westlichen Länder sei zu oberflächlich über vermeintliche Fortschritte bei den Frauenrechten berichtet worden, kritisiert Shikiba Babori. © Campus Verlag / Deutschlandradio
"Die Burka ist nicht das Problem der Afghaninnen"
12:12 Minuten
Shikiba Babori beschreibt die dramatische Situation von Frauen in Afghanistan. Sie analysiert, wie deren Befreiung wiederholt als Begründung für Kriege genutzt wurde und allen Bekenntnissen zum Trotz die Frauenrechte immer wieder geopfert wurden.
Babori wurde in Kabul geboren und ist Ende der 70er-Jahre mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Sie arbeitet als Journalistin und Ethnologin, seit 2003 auch immer wieder in Afghanistan. In ihrem Buch „Die Afghaninnen - Spielball der Politik“ schildert sie, wie mutige Frauen weiterhin gegen das Unrecht ankämpfen.
Warum hat auch die Verfassungsänderung von 2004, als Frauen den Männern rechtlich gleichgestellt wurden, so wenig verändert? „Die patriarchalische afghanische Gesellschaft lässt das einfach nicht zu. Das ist darin nicht vorgesehen, dass Frauen den Männern gleichgestellt sind“, sagt Babori.
Gleichheit nur auf dem Papier
Die damalige Regierung habe versucht, beiden Seiten gerecht zu werden – den patriarchalischen Strukturen und dem Westen, der eine moderne demokratische Gesellschaft verwirklichen wollte. In derselben Verfassung sei ein Paragraf enthalten gewesen, der besagte, dass ein Gesetz, das sich gegen die Scharia richten würde, nicht gelten würde. Dadurch sei das auf dem Papier stehende Recht der Frauen ausgehebelt worden.
Der Westen habe immer wieder die Befreiung der afghanischen Frauen als Ziel einer Intervention ausgegeben, kritisiert Babori. Man habe „krampfhaft“ nach einer Legitimation von militärischen Einsätzen gesucht. Die Frauenrechte seien 20 Jahre lang für die westliche Öffentlichkeit in den Vordergrund geschoben worden.
Versagen der westlichen Medien
Babori findet, dass westliche Medien während der vergangenen 20 Jahre versagt haben: „Jeder Fortschritt wurde anhand der Situation von Frauen demonstriert. Dass es Professorinnen gab, Politikerinnen, Ärztinnen – die hat es auch früher in Afghanistan gegeben.“ Die Burka sei nicht das Problem der afghanischen Frauen, „sondern, dass sie nicht zu Ärzten können, einfach weil sie keinen Zugang zu Krankenhäusern haben“.
Eine der wenigen Hoffnung bringenden Ideen ist für Babori das Konzept einer feministischen Außenpolitik, das auch von Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock angekündigt wurde. Dies sei sehr gut und wichtig: „Nur so ist es möglich, dass die UN-Resolution 1325, die ganz explizit die Rechte der Frauen in Kriegsgebieten vorsieht, nicht Symbolik bleiben kann. Dass man mehr nachfragt und Bedingungen stellt, bevor man Milliarden von Hilfsgeldern an eine Regierung bezahlt, von der man weiß und lange Jahre wusste, wie korrupt sie ist.“
(cre)