Shinichi Ishizuka: "Blue Giant Supreme"
Übersetzt aus dem Japanischen von Luise Steggewentz
Carlsen Verlag 2020
192 Seiten, 8 Euro
Jazz-Manga aus Japan nimmt München unter die Lupe
05:36 Minuten
Musikalische Mangas sind in Japan beliebt, nach Deutschland schaffen sie es eher selten. Nun ist mit "Blue Giant Supreme" ein Band auf deutsch erschienen, der in München spielt und mit einem interessanten Blick auf hiesige Gepflogenheiten aufwartet.
Die Songs des Saxophonisten John Coltrane (1926-1967) lieferten die Inspiration zu "Blue Giant Supreme", einem japanischen Manga über einen jungen Jazzmusiker. Nun ist das Buch im Carlsen Manga Verlag in deutscher Übersetzung erschienen.
In Deutschland sei ein Manga über Musik vielleicht ungewöhnlich, aber in Japan sei das ein beliebtes Genre, sagt die Manga-Journalistin Sabine Scholz. Das Land sei ganz anders als Deutschland mit den USA verbunden und dort lebten sehr viele Jazzliebhaber.
"Deshalb gibt es dort auch Comics zu diesem Musikstil, da die Japaner alles in ihren Mangas verarbeiten", sagt Scholz. Es gebe in Japan eine Fülle musikalischer Mangas, sowohl für eine junge Leserschaft wie auch für Erwachsene. "Die kommen leider selten nach Deutschland, weil die Absatzaussichten hier eher schlecht sind."
In "Blue Giant Supreme" bricht der japanische Jazzmusiker Dai nach München auf. "Dort will er der beste Musiker der Welt werden und seine Karriere starten", erzählt Scholz. Aber er blitzt zunächst überall ab und verliert fast seinen Mut. Eines Tages trifft er aber am Flussufer der Isar, wo er immer übt, eine begeisterte alte Dame. Als er für sie Musik von Miles Davies spielt, schöpft er neuen Mut.
Recherche in München
Der Zeichner Shinichi Ishizuka habe in Deutschland sehr viel recherchiert und zeige München mit bekannten Ansichten. Ein Jazzlokal sei seither wichtiger Anlaufpunkt japanischer Touristen, erzählt die Journalistin.
Eigentlich gibt es in Japan bereits den preisgekrönten Vorgängerband "Blue Giant", der in Deutschland noch erscheinen soll, so Scholz. Der Verlag habe aber den zweiten Band "Blue Giant Supreme" vorgezogen, weil er mit dem Schauplatz München für das deutsche Publikum deutlich zugänglicher sei. In dem Manga sei die japanische Sicht auf deutsche Gepflogenheiten und Verhaltensweisen tatsächlich sehr interessant.
Konservativer Zeichenstil
"Klar geht durch diese umgekehrte Reihenfolge etwas verloren", sagt Scholz. In der Ausgabe erfahre man wenig über den Werdegang der Hauptfigur und ihre Motivation. Auch ein paar charmante Details gingen unter, beispielsweise, dass Dai auch in Japan schon an Flussufern geübt habe. "Aber Blue Giant Supreme funktioniert auch ohne Vorkenntnisse erzählerisch sehr gut."
Sie könne den Comic sowohl inhaltlich wie auch optisch einem breiten erwachsenen Publikum empfehlen, sagt Scholz. Der Zeichenstil sei eher konservativ, mit sehr vielen realistischen Details und erinnere an bekannte japanische Künstler.
(gem)