Autorin schlachtet Kaninchen - und erntet Hass im Netz
"Kaninchen fraß meine Petersilie – ich esse jetzt das Kaninchen": Mit dieser Twitter-Meldung hat sich die britische Schriftstellerin Jeanette Winterson eine Menge Ärger eingehandelt. Doch sie verteidigt ihre provokante Aktion.
In ihrem Twitter-Account schreibt sie über sich: Jeanette Winterson, Schriftstellerin, Buch-, Opern- und Naturliebhaberin. Mit einer solch gewaltigen Resonanz auf ihren Tweet am Sonntag hat sie nicht gerechnet:
"Das hat mich überrascht. Schlimmer als nach der Boulevard-Schlagzeile: Freddie Starr aß meinen Hamster. Ich hatte mindestens 100 Tweets pro Minute seit Sonntag – ich werde überschwemmt damit."
Die 54-jährige Autorin, die in den 90er-Jahren in Deutschland bekannt wurde mit ihrem Roman "Orangen sind nicht die einzige Frucht", hat viele Fans verprellt. Vor fünf Tagen stellte sie Fotos von einem selbst gefangenen, getöteten, geteilten, gebratenen und gegessenen Kaninchen ins Internet. Und eines von ihrer Katze, die sich über die Innereien hermacht. Dazu die Erläuterung: Kaninchen fraß meine Petersilie – ich esse jetzt das Kaninchen.
Rabbit ate my parsley. I am eating the rabbit. http://t.co/36rOpIxqxj— JEANETTE WINTERSON (@Wintersonworld) 15. Juni 2014
Viele beschwerten sich über die Fotos, Jeanette Winterson rechtfertigte sich im Radio:
"Ich halte das überhaupt nicht für ein ekelhaftes Foto. Was Leute 24 Studen täglich im Internet sehen, ist sehr viel grausamer als ein Tier, das ich säuberlich geschlachtet und zum Kochen vorbereitet habe. Ich halte die einfach für überempfindlich."
Schon vor einigen Monaten war es in Großbritannien zu einem kleineren Aufruhr gekommen, als sich besorgte Briten darüber empörten, dass eine Dorfmetzgerei Schweinehälften in der Auslage hatte. Ein solcher Anblick sei Schulkindern nicht zumutbar, meinten manche.
Jetzt schrieb eine erboste Jacqueline an die Autorin: "Ich werde Dir nicht länger folgen, Du machst mich krank; nie wieder werde ich auch nur ein einziges Wort von Dir lesen; Ruhe in Frieden, kleines Kaninchen!"
"Warum ist Aufzucht-Fleisch okay, aber selbst Erlegtes ekelhaft?"
Worauf Jeanette zurücktwitterte: "Liest Du nur Vegetarier? Und wenn nicht – warum ist Aufzucht-Fleisch okay, aber selbst Erlegtes ekelhaft? Denk mal drüber nach!"
Hunderte Hass-Tweets konnten Jeanette Winterson bislang nicht zu dem in England so inflationär genutzen Sorry verleiten.
"Ich kann einfach nicht erkennen, warum ich ein besserer Mensch sein sollte, wenn ich in den Supermarkt gehe und Fleisch in der Plastikverpackung kaufe. Dieses Kaninchen war ein sehr leckeres Mahl für zwei, gekocht in Apfelwein mit Rosmarin und Thymian und ich gab der Katze die Innereien. Die Kaninchen-Population ist in diesem Jahr außer Kontrolle – keiner weiß wieso. Und Du kannst sie nicht einfach sich vermehren lassen. Man muss was tun dagegen. Wenn Du es tötest, warum sollst Du es nicht auch essen – warum es verschwenden?"
Die auf dem Land lebende Autorin veröffentlichte weitere Fotos von ihrem zerstörten Salat und von einer von insgesamt acht lebendig gefressenen Rosen und es gab auch viel Zustimmung im Netz. Sie hat jetzt sogar 2500 Follower mehr als vor dem Aufruhr. Einer twitterte "mutig von Dir" und "wie hast Du es gefangen?" In einer Falle neben dem Petersilienbeet, erläuterte die Schriftstellerin freimütig. Ed, Rosie und Irfan meinten: nur gerecht, das wird dem Karnickel eine Lehre sein.
"Es gibt viele Menschen, die sagen, wir müssen verstehen, wo die Lebensmittel herkommen. Wenn Du Fleisch isst, warum bist Du dann überempfindlich, wenn Du jemanden siehst, der ein Kaninchen fängt, mit eigenen Händen zerlegt und es isst."
Here is the rabbit washed and jointed for the pot pic.twitter.com/u3sWUAVIF9— JEANETTE WINTERSON (@Wintersonworld) 15. Juni 2014