Shopping-Gigant erobert Innenstädte
Das Hamburger Unternehmen Einkaufs-Center-Entwicklung (ECE) betreibt mehr als 100 Einkaufszentren in Deutschland - rund ein Viertel aller Malls hierzulande. In Trier und Mainz will man monotone Beton-Bauten neben UNESCO-Weltkulturerbestätten verhindern.
Stadtplaner Rolf Junker führt durch ein Dortmunder Einkaufszentrum, wie es sie viele gibt hierzulande: Textil- oder Schuhgeschäfte auf mehreren Etagen, verbunden durch Rolltreppen. Zu Recht werden diese Verbindungswege offiziell ganz nüchtern als "Verkehrsflächen" bezeichnet. Passagen, wie es sie in der europäischen Stadt seit dem Mittelalter gibt, bieten Einkaufscenter eben nicht, erklärt Rolf Junker:
"Passagen verbinden einen Punkt mit dem anderen, wenn sie richtig angelegt sind und wenn da 1000 oder 2000 Quadratmeter Verlaufsfläche dran sind, dann sind sie 200 Meter lang. Das ist was für Flaneure, wo man durchgehen kann. Aber das sind ja Einkaufsmaschinen. Hier in Dortmund war neulich ein Leserbrief von einer alten Dame, die das Center lobte und sagte: Nur, ich finde da gar nicht so gut raus!"
Stadtplaner Rolf Junker hat vor Kurzem für die Stadt Mainz ein Gutachten zu der Frage gemacht, wie ein Einkaufszentrum aussehen muss, damit es in die Mainzer Innenstadt passt.
Den Anlass für sein Gutachten gab ECE. Diese drei Buchstaben stehen für
"Einkaufs-Center-Entwicklung mbH". Hinter diesem schlichten Namen steckt ein Gigant in Sachen Shopping-Mall. Eine Firma, die in Europa 187 Einkaufszentren betreibt und sich selbst als kontinentaler "Marktführer" im Center-Geschäft bezeichnet. Nun hat ECE einen Gebäudekomplex direkt neben dem Mainzer Dom gekauft und will dort in Kürze eine Mall mit rund 100 Geschäften bauen. Rolf Junker:
"Ich denke, so ein Konzept kann man machen. Man muss auf die Größe achten und auf das Verhältnis zur sonstigen Innenstadt. Dass jetzt total abzulehnen, ist, glaube ich, nicht richtig. Es ist eine Verkaufsform, die auch Kunden wünschen. Handel ist Wandel und von daher ist diese Form auch richtig."
ECE-Eigentümer ist die Hamburger Unternehmerfamilie Otto, die zu den reichsten deutschen Familien gehört. In der Wirtschaftswunderzeit der 1960er-Jahre wurde die Familie vor allem mit dem Versandhandel über den "Otto-Katalog" bekannt. Daraus entstand die "Otto Group" mit heute mehr als 50.000 Beschäftigten. Nach Amazon ist die Firma der weltweit zweitgrößte Internethändler. Alexander Otto, ein Spross der Familie, kümmert sich um das Geschäft mit den Einkaufszentren – also um ECE. Stadtplaner Rolf Junker beobachtet ECE schon lange.
"Die sind in Deutschland der führende Entwickler, der entwickelt, besitzt und auch betreibt. ECE ist letztlich ein großer Konzern aus Hamburg, im Wesentlichen von der Familie Otto gegründet, die dann im Grunde zweigleisig fahren konnte: Einmal das Versandgeschäft, das hat Michael Otto in der Hand. Der Vater ist ja Werner Otto und der jüngere Sohn, Alexander Otto hat dann den Part der Einkaufscenter bekommen und seit 1995 erfolgreich nach vorne gebracht."
Immer mehr drängt die Hamburger Firma ECE seit Jahren vom Stadtrand in die Innenstädte. Bundes- und europaweit. In Mainz will das Unternehmen nun direkt neben dem Dom bauen. Die Kirche bangt um den Domblick, der alt eingesessene Einzelhandel um die Existenz. Auch in der Politik gibt es große Bedenken, die ECE-Projektentwickler Jan Röttgers ausräumen muss:
"Ich kann Ängste verstehen. Es ist immer so, wenn was Neues kommt, dann gibt es Ängste. Wichtig ist, dass wir vor allem in die Innenstädte gehen und die Innenstädte stärken. Und ich glaube, das Thema ist heute viel mehr, dass viel Wettbewerb auf der grünen Wiese stattfindet und wir die Innenstädte stärken müssen. Wir müssen ja auch Antworten finden, da sind wir nicht alleine. Sondern auch gemeinsam mit den Städten, mit Stadtentwicklungskonzepten. Wichtig ist, dass die Innenstadt funktioniert, weil auch wir darauf angewiesen sind, im Austausch mit der Innenstadt."
"Passagen verbinden einen Punkt mit dem anderen, wenn sie richtig angelegt sind und wenn da 1000 oder 2000 Quadratmeter Verlaufsfläche dran sind, dann sind sie 200 Meter lang. Das ist was für Flaneure, wo man durchgehen kann. Aber das sind ja Einkaufsmaschinen. Hier in Dortmund war neulich ein Leserbrief von einer alten Dame, die das Center lobte und sagte: Nur, ich finde da gar nicht so gut raus!"
Stadtplaner Rolf Junker hat vor Kurzem für die Stadt Mainz ein Gutachten zu der Frage gemacht, wie ein Einkaufszentrum aussehen muss, damit es in die Mainzer Innenstadt passt.
Den Anlass für sein Gutachten gab ECE. Diese drei Buchstaben stehen für
"Einkaufs-Center-Entwicklung mbH". Hinter diesem schlichten Namen steckt ein Gigant in Sachen Shopping-Mall. Eine Firma, die in Europa 187 Einkaufszentren betreibt und sich selbst als kontinentaler "Marktführer" im Center-Geschäft bezeichnet. Nun hat ECE einen Gebäudekomplex direkt neben dem Mainzer Dom gekauft und will dort in Kürze eine Mall mit rund 100 Geschäften bauen. Rolf Junker:
"Ich denke, so ein Konzept kann man machen. Man muss auf die Größe achten und auf das Verhältnis zur sonstigen Innenstadt. Dass jetzt total abzulehnen, ist, glaube ich, nicht richtig. Es ist eine Verkaufsform, die auch Kunden wünschen. Handel ist Wandel und von daher ist diese Form auch richtig."
ECE-Eigentümer ist die Hamburger Unternehmerfamilie Otto, die zu den reichsten deutschen Familien gehört. In der Wirtschaftswunderzeit der 1960er-Jahre wurde die Familie vor allem mit dem Versandhandel über den "Otto-Katalog" bekannt. Daraus entstand die "Otto Group" mit heute mehr als 50.000 Beschäftigten. Nach Amazon ist die Firma der weltweit zweitgrößte Internethändler. Alexander Otto, ein Spross der Familie, kümmert sich um das Geschäft mit den Einkaufszentren – also um ECE. Stadtplaner Rolf Junker beobachtet ECE schon lange.
"Die sind in Deutschland der führende Entwickler, der entwickelt, besitzt und auch betreibt. ECE ist letztlich ein großer Konzern aus Hamburg, im Wesentlichen von der Familie Otto gegründet, die dann im Grunde zweigleisig fahren konnte: Einmal das Versandgeschäft, das hat Michael Otto in der Hand. Der Vater ist ja Werner Otto und der jüngere Sohn, Alexander Otto hat dann den Part der Einkaufscenter bekommen und seit 1995 erfolgreich nach vorne gebracht."
Immer mehr drängt die Hamburger Firma ECE seit Jahren vom Stadtrand in die Innenstädte. Bundes- und europaweit. In Mainz will das Unternehmen nun direkt neben dem Dom bauen. Die Kirche bangt um den Domblick, der alt eingesessene Einzelhandel um die Existenz. Auch in der Politik gibt es große Bedenken, die ECE-Projektentwickler Jan Röttgers ausräumen muss:
"Ich kann Ängste verstehen. Es ist immer so, wenn was Neues kommt, dann gibt es Ängste. Wichtig ist, dass wir vor allem in die Innenstädte gehen und die Innenstädte stärken. Und ich glaube, das Thema ist heute viel mehr, dass viel Wettbewerb auf der grünen Wiese stattfindet und wir die Innenstädte stärken müssen. Wir müssen ja auch Antworten finden, da sind wir nicht alleine. Sondern auch gemeinsam mit den Städten, mit Stadtentwicklungskonzepten. Wichtig ist, dass die Innenstadt funktioniert, weil auch wir darauf angewiesen sind, im Austausch mit der Innenstadt."
Zweifel am innerstädtischen Interesse
Doch Elena Wiezorek bezweifelt, dass sich der ECE-Konzern mit seinen "Einkaufsmaschinen" wirklich für die Innenstadt drum herum interessiert. Elena Wiezorek ist Stadtplanerin und Hauptgeschäftsführerin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Shopping-Center sind für sie klassische Parallelstrukturen zur Innenstadt – in den USA einst für die grüne Wiese erfunden:
"Sie haben in den Anfängen genau das gemacht, sie haben sich an den Rändern der Innenstadt angesiedelt und sie haben nur auf Druck der öffentlichen Diskussion die Stadtortverschiebung in die Innenstädte nachvollzogen. Mittlerweile haben diese Entwickler gemerkt, dass es auch für sie ein Vorteil ist, sich mittendrin anzusiedeln, weil der Kunde dort auch ganz gut in der Menge zu erreichen ist. Aber sie haben deswegen mitnichten ihr Konzept geändert, dass sie die Stadt drum rum für ihre Konzeption und für ihr Sein brauchen. Sie bleiben autark, sie nutzen den Standort ausschließlich für ihre Lage und treten nicht in Kommunikation mit dem Ort."
Diese Kommunikation will Marianne Grosse nun erzwingen. Die sozialdemokratische Baudezernentin der Stadt Mainz hat intensiv mit ECE verhandelt, um zu verhindern, dass der Hamburger Konzern ausgerechnet neben dem 1000 Jahre alten Mainzer Dom eines seiner geschlossenen Einkaufszentren baut. Ihre Vorgaben für diese Verhandlungen bekam Marianne Grosse vom Stadtparlament. Nach öffentlichen Foren, in denen sich auch eine große Zahl von Bürgern mit ihren Ideen zu Wort meldeten.
"Es geht für uns darum, dass wir ein Mainztypisches Einkaufsquartier bekommen. Wir legen einen sehr großen Wert auf einen Wettbewerb, der auch stattfinden wird. Verhandelt mit ECE sind fünf eigenständige Gebäudekörper, kleingliedrig, erkennbar als eigenständige Architektur und mit besonderer eigener Fassade. Das ist verhandelt und das gilt es jetzt im Wettbewerb umzusetzen. Wie die aussehen werden, wie modern die sein werden, wie da die jeweiligen Wettbewerber mit der Architektur spielen, das kann ich ihnen nicht beantworten, das kann ich ihnen erst sagen, wenn die Ergebnisse vorliegen."
In Mainz sind sich alle einig: Eine gesichtslose Mall neben dem mittelalterlichen Dom muss unbedingt verhindert werden. Die Firma ECE soll dazu gebracht werden, ihre Pläne so weit an die politischen Vorgaben anzupassen, dass auch die Bürgerschaft zufrieden ist. Doch schon jetzt ist klar: Ein neues Quartier, in dem es neben Shops auch Wohnungen, ein Hotel oder auch eine Kita gibt, wie es sich die Bürgerschaft gewünscht hätte, ist mit ECE in Mainz nicht zu machen. Baudezernentin Marianne Grosse:
"Tastsächlich ist das etwas, was wir uns auch gewünscht hätten. Eine urbane Mischnutzung in dem Quartier, das dort entstehen soll. Das hat natürlich viele Vorteile. Es ist mir völlig klar. Eine lebendige Stadt ist eine durchmischte Stadt und nicht eine Stadt, die tot ist und in der Mitte eine Stadt in der Stadt hat, wo dicht gedrängt alles stattfindet."
Sagt auch der Mainzer Soziologie Hartwig Daniels, einer der Sprecher der Bürgerinitiative Ludwigsstraße. Die Ludwigsstraße ist die zentrale Straße der Stadt, an der ECE die Mall bauen will. "Wir haben viel zu verlieren - Vielfalt statt Shopping-Monster" – das ist der Leitsatz, den die BI auf ihre Homepage geschrieben hat. Anders als Baudezernentin Marianne Grosse will sich Hartwig Daniels mit dem jetzt mit ECE verhandelten Einkaufscenter nicht zufrieden geben:
"Wir hatten vor fast genau zwei Jahren, im September 2011 eine so genannte Projektskizze von ECE vorgestellt bekommen, die einhellig von allen abgelehnt wurde, weil es eine klassische Shoppingmall war. Und was wir heute als Zwischenergebnis der Verhandlungen wieder präsentiert bekommen, ist in abgespeckter Version eigentlich wiederum nur das alte Konzept."
Die Architektenkammer Rheinland-Pfalz teilt die Kritik der Mainzer Bürgerinitiative Ludwigsstraße. Kammer-Geschäftsführerin Elena Wiezorek hält es für bedenklich, dass die Stadt Mainz nicht auf einem neuen, öffentlichem Mischquartier mit Wohnraum, Kita, Büros oder einem Hotel neben den Einkaufsflächen besteht:
"ECE führt diese Verhandlungen zum hundertsten Mal. Die kennt genau ihre Interessen, sie weiß ganz genau, in welchen Zwicklagen die Städte sind. Wo die Interessenslagen innerhalb der Städte divergieren können. Entsprechend hat sie auch ihre Konzeption und ihre Verhandlungen schon so optimiert, dass man nur den Städten raten kann, sich sehr, sehr gut im Vorfeld zu informieren, was das mittel und langfristig für eine Stadt bedeutet, so eine Investition. Weil, das muss man auch sehen, der Handel verändert sich, der ist permanent im Wandel, die Betriebsformen verändern sich und auch die klassische Shoppingmall ist nicht gesagter maßen das klassische Erfolgsmodell für die nächsten Jahre und Jahrzehnte."
"Sie haben in den Anfängen genau das gemacht, sie haben sich an den Rändern der Innenstadt angesiedelt und sie haben nur auf Druck der öffentlichen Diskussion die Stadtortverschiebung in die Innenstädte nachvollzogen. Mittlerweile haben diese Entwickler gemerkt, dass es auch für sie ein Vorteil ist, sich mittendrin anzusiedeln, weil der Kunde dort auch ganz gut in der Menge zu erreichen ist. Aber sie haben deswegen mitnichten ihr Konzept geändert, dass sie die Stadt drum rum für ihre Konzeption und für ihr Sein brauchen. Sie bleiben autark, sie nutzen den Standort ausschließlich für ihre Lage und treten nicht in Kommunikation mit dem Ort."
Diese Kommunikation will Marianne Grosse nun erzwingen. Die sozialdemokratische Baudezernentin der Stadt Mainz hat intensiv mit ECE verhandelt, um zu verhindern, dass der Hamburger Konzern ausgerechnet neben dem 1000 Jahre alten Mainzer Dom eines seiner geschlossenen Einkaufszentren baut. Ihre Vorgaben für diese Verhandlungen bekam Marianne Grosse vom Stadtparlament. Nach öffentlichen Foren, in denen sich auch eine große Zahl von Bürgern mit ihren Ideen zu Wort meldeten.
"Es geht für uns darum, dass wir ein Mainztypisches Einkaufsquartier bekommen. Wir legen einen sehr großen Wert auf einen Wettbewerb, der auch stattfinden wird. Verhandelt mit ECE sind fünf eigenständige Gebäudekörper, kleingliedrig, erkennbar als eigenständige Architektur und mit besonderer eigener Fassade. Das ist verhandelt und das gilt es jetzt im Wettbewerb umzusetzen. Wie die aussehen werden, wie modern die sein werden, wie da die jeweiligen Wettbewerber mit der Architektur spielen, das kann ich ihnen nicht beantworten, das kann ich ihnen erst sagen, wenn die Ergebnisse vorliegen."
In Mainz sind sich alle einig: Eine gesichtslose Mall neben dem mittelalterlichen Dom muss unbedingt verhindert werden. Die Firma ECE soll dazu gebracht werden, ihre Pläne so weit an die politischen Vorgaben anzupassen, dass auch die Bürgerschaft zufrieden ist. Doch schon jetzt ist klar: Ein neues Quartier, in dem es neben Shops auch Wohnungen, ein Hotel oder auch eine Kita gibt, wie es sich die Bürgerschaft gewünscht hätte, ist mit ECE in Mainz nicht zu machen. Baudezernentin Marianne Grosse:
"Tastsächlich ist das etwas, was wir uns auch gewünscht hätten. Eine urbane Mischnutzung in dem Quartier, das dort entstehen soll. Das hat natürlich viele Vorteile. Es ist mir völlig klar. Eine lebendige Stadt ist eine durchmischte Stadt und nicht eine Stadt, die tot ist und in der Mitte eine Stadt in der Stadt hat, wo dicht gedrängt alles stattfindet."
Sagt auch der Mainzer Soziologie Hartwig Daniels, einer der Sprecher der Bürgerinitiative Ludwigsstraße. Die Ludwigsstraße ist die zentrale Straße der Stadt, an der ECE die Mall bauen will. "Wir haben viel zu verlieren - Vielfalt statt Shopping-Monster" – das ist der Leitsatz, den die BI auf ihre Homepage geschrieben hat. Anders als Baudezernentin Marianne Grosse will sich Hartwig Daniels mit dem jetzt mit ECE verhandelten Einkaufscenter nicht zufrieden geben:
"Wir hatten vor fast genau zwei Jahren, im September 2011 eine so genannte Projektskizze von ECE vorgestellt bekommen, die einhellig von allen abgelehnt wurde, weil es eine klassische Shoppingmall war. Und was wir heute als Zwischenergebnis der Verhandlungen wieder präsentiert bekommen, ist in abgespeckter Version eigentlich wiederum nur das alte Konzept."
Die Architektenkammer Rheinland-Pfalz teilt die Kritik der Mainzer Bürgerinitiative Ludwigsstraße. Kammer-Geschäftsführerin Elena Wiezorek hält es für bedenklich, dass die Stadt Mainz nicht auf einem neuen, öffentlichem Mischquartier mit Wohnraum, Kita, Büros oder einem Hotel neben den Einkaufsflächen besteht:
"ECE führt diese Verhandlungen zum hundertsten Mal. Die kennt genau ihre Interessen, sie weiß ganz genau, in welchen Zwicklagen die Städte sind. Wo die Interessenslagen innerhalb der Städte divergieren können. Entsprechend hat sie auch ihre Konzeption und ihre Verhandlungen schon so optimiert, dass man nur den Städten raten kann, sich sehr, sehr gut im Vorfeld zu informieren, was das mittel und langfristig für eine Stadt bedeutet, so eine Investition. Weil, das muss man auch sehen, der Handel verändert sich, der ist permanent im Wandel, die Betriebsformen verändern sich und auch die klassische Shoppingmall ist nicht gesagter maßen das klassische Erfolgsmodell für die nächsten Jahre und Jahrzehnte."
Internethandel - die große Unbekannte
E-Commerce, also das elektronische Geschäft, dies ist im Augenblick die große Unbekannte für den Einzelhandel. E-Commerce - das ist das Einkaufen im Internet. Bei Amazon, bei Zalando, aber auch im Online-Handelssektor der Familie Otto, der auch ECE gehört. Schon jetzt werden bis zu einem Fünftel aller Kleidungstücke oder Schuhe übers Internet bestellt. Was das für seine klassischen Einkaufscenter bedeutet, dies ist ECE-Projektentwickler Jan Röttgers heute noch nicht ganz klar, gibt er zu:
"Gleichwohl ist es so, dass wir merken, dass das Thema E-Commerce immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wir haben gerade vor einem halben Jahr eine Studie gemacht, zusammen mit Roland Berger und haben uns sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Weil in der Tat - es ist ja viel gefühlte Temperatur dabei, alle reden von E-Commerce, aber keiner weiß es so richtig genau. Und wir haben eben festgestellt, dass dieses Thema zunehmend an Bedeutung gewinnt."
Der Einkaufscenter-Entwickler ECE hat gegenüber der Kommunalpolitik einen entscheidenden Vorteil: Über ihren Mutter-Konzern, die Otto-Familie, kann man auch im Online-Handel zulegen, wenn nötig. Die ECE-Center sind für das Otto-Imperium nur eine von mehreren Verkaufsformen. Handel ist Wandel, der Beschluss, den gedruckten Otto-Katalog abzuschaffen, ist gefallen. Die Städte jedoch bleiben auf den gigantischen Einkaufsmaschinen sitzen, wenn deren Konsummotor nicht mehr richtig läuft. Davor warnt Annette Müller, Diplombetriebswirtin bei der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Eine enorme "Nachnutzungsproblematik" zeige sich schon seit längerem in vielen Städten auch bei klassischen Kaufhäusern, die geschlossen werden.
"Der Kaufhof ist leer, der Karstadt ist leer. Da haben sie in einer etwas kleineren Dimension eigentlich genau das Problem, über das wir eben von der Nachnutzung der großen Mall gesprochen haben."
"Gleichwohl ist es so, dass wir merken, dass das Thema E-Commerce immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wir haben gerade vor einem halben Jahr eine Studie gemacht, zusammen mit Roland Berger und haben uns sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Weil in der Tat - es ist ja viel gefühlte Temperatur dabei, alle reden von E-Commerce, aber keiner weiß es so richtig genau. Und wir haben eben festgestellt, dass dieses Thema zunehmend an Bedeutung gewinnt."
Der Einkaufscenter-Entwickler ECE hat gegenüber der Kommunalpolitik einen entscheidenden Vorteil: Über ihren Mutter-Konzern, die Otto-Familie, kann man auch im Online-Handel zulegen, wenn nötig. Die ECE-Center sind für das Otto-Imperium nur eine von mehreren Verkaufsformen. Handel ist Wandel, der Beschluss, den gedruckten Otto-Katalog abzuschaffen, ist gefallen. Die Städte jedoch bleiben auf den gigantischen Einkaufsmaschinen sitzen, wenn deren Konsummotor nicht mehr richtig läuft. Davor warnt Annette Müller, Diplombetriebswirtin bei der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Eine enorme "Nachnutzungsproblematik" zeige sich schon seit längerem in vielen Städten auch bei klassischen Kaufhäusern, die geschlossen werden.
"Der Kaufhof ist leer, der Karstadt ist leer. Da haben sie in einer etwas kleineren Dimension eigentlich genau das Problem, über das wir eben von der Nachnutzung der großen Mall gesprochen haben."
Beton-Gerippe in Kaiserslautern
Innenstadt Kaiserslautern. Das ehemalige Karstadt-Kaufhaus ist nur noch ein Beton-Gerippe. Es wird zurzeit entkernt, der Rest des Gebäudes wird in einer neuen ECE-Shoppingmall mit Namen "K in Lautern" aufgehen. 100 Geschäfte auf mehr als 20.000 Quadratmetern auf dem sogenannten "Fackelrondell" – einst einem zentralen öffentlichen Platz in der pfälzischen Stadt.
Der 70 Jahre alte Dieter Burghaus war viele Jahre Planer und Denkmalpfleger in Diensten der Stadt Kaiserslautern. Er ist fassungslos angesichts des ECE-Projektes auf dem "Fackelrondell":
"Für mich die größte Bausünde der letzten paar hundert Jahre, die Kaiserslautern hier begeht."
Dieter Burghaus legt alte Fotos auf den Tisch. Ein Bild stammt aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Es zeigt einen runden Platz mit einem Brunnen in der Mitte, aus dem eine mehrere Meter hohe Wasserfontäne in die Luft steigt. Straßen aus mehreren Richtungen laufen auf den Platz zu. Ein anderes Foto vom "Fackelrondell" ist etwas jünger, es stammt aus den 1920 Jahren. Bauhauszeit. Der Brunnen auf dem Platz ist verschwunden. Am Rande des Platzes prägt nun ein wuchtiges, sternförmig gestaltetes Gebäude im strengen, kantigen Bauhausstil das Bild. Das mehrgeschossige Gebäude betont die zentrale, offene Funktion des Platzes. Im Erdgeschoss schützen Jalousien Schaufenster vor der gleißenden Sonne. Es stammt von Hermann Hussong, einem Stadtbaumeister, der in Kaiserslautern viele Spuren der Architektur- Moderne hinterlassen hat:
"Das erste, was er gebaut hat, war im Prinzip die Bau AG in der Fischerstraße, eine tolle Wohnanlage. Oder später dann hat er sich weiterentwickelt im Sinne des Bauhauses. Im Sinne des modernen Bauens, des internationalen Bauens und das ist hier auch. Das ist der Rundbau, das sind andere Gebäude und er hat dadurch den Stadtgrundriss geprägt und diese Dinge gilt es halt zu erhalten."
In den letzten Jahrzehnten, so betont Dieter Burghaus, sei allen Architekturexperten, die sich mit dem "Fackelrondell" als einem einst zentralen Platz von Kaiserslautern beschäftigt haben, eines klar gewesen: Das Karstadt-Gebäude war ein Fehler, eine künftige Entwicklung des Platzes muss an Hussong anknüpfen. Eine private Mall auf den zentralen öffentlichen Platz war undenkbar, so Dieter Burghaus:
"Bis zu dem Zeitpunkt, als die Mall beschlossen wurde, war immer klar: Der zentrale Platz "Fackelrondell" bleibt frei. Ob das jetzt Workshops waren der Architektenkammer. Ob das Arbeiten waren von Professor Speer an der Uni. Studenten haben ein schönes Buch rausgegeben: Bauen für Kaiserslautern. Wenn man da rein guckt, ist dieser zentrale Platz immer frei. Und jetzt auf einmal wird da dieser Riegel in die Kernstadt reingesetzt."
Der Riegel in der Kernstadt von Kaiserslautern - damit ist die künftige ECE-Mall gemeint. Ein öffentlicher Platz wird privatisiert. In Dortmund war es eine öffentliche Straße, die kurzerhand durch ein neues ECE-Center unterbrochen wurde, zeigt Stadtplaner Rolf Junker beim Rundgang durch das Einkaufszentrum:
"Hier ging eine öffentliche Straße durch. Eine öffentliche Straße, die im Grunde genommen die Innenstadt vom Brauereiviertel abteilte. Und das ist jetzt mit einem Glasbau, aber einem stabilen Glasbau überbaut worden und man hat da versäumt, auch die Straßenhöhe zu halten, weil man eben diesen Weg brauchte. Und die Kunden sind jetzt gezwungen, nicht nur ins Center zu gehen, sondern müssen auch noch die Höhe wechseln, treppauf, treppab. Das Gleiche ist ja so in Kaiserslautern geplant, nur nicht mit diesem Höhensprung. Ich halte diese Straßenüberbauung für skandalös, da wird öffentlicher Raum privatisiert. Das können sich die Städte nicht gefallen lassen!"
Elena Wiezorek: "Die Kritik wendet sich gegen die Kontrolle von Stadtgesellschaft. Durch ein Bestimmen und Kontrollieren qua Hausordnung, wer sich wann und in welcher Form des Handels aufhalten darf. Im Kern leben die Städte vom öffentlichen Raum und der freien Zugänglichkeit für jeden Bürger zu jeder Zeit und natürlich in gewisser Weise mit der Nutzung, die er diesem öffentlichen Raum zuordnet."
Mit den Wünschen der Stadtbevölkerung, ihren urbanen Raum als öffentlichen Ort gegen abschließbare Malls zu verteidigen, sieht sich ECE-Projektentwickler Jan Röttgers vielerorts konfrontiert:
"Wir kennen ja diese Wünsche der Städte, die sind ja auch gar nicht neu. Es geht aber immer darum, dass sie in einer Stadt nicht nur friedliebende Menschen haben, sondern sie haben eben das Problem, das eben schnell auch Problemzonen entstehen, das auch Vandalismus vorkommt. Das heißt, wir müssen natürlich die Räume auch schützen. Das heißt, wir müssen auch für die Sicherheit sorgen, gerade in den Abendstunden."
Der 70 Jahre alte Dieter Burghaus war viele Jahre Planer und Denkmalpfleger in Diensten der Stadt Kaiserslautern. Er ist fassungslos angesichts des ECE-Projektes auf dem "Fackelrondell":
"Für mich die größte Bausünde der letzten paar hundert Jahre, die Kaiserslautern hier begeht."
Dieter Burghaus legt alte Fotos auf den Tisch. Ein Bild stammt aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Es zeigt einen runden Platz mit einem Brunnen in der Mitte, aus dem eine mehrere Meter hohe Wasserfontäne in die Luft steigt. Straßen aus mehreren Richtungen laufen auf den Platz zu. Ein anderes Foto vom "Fackelrondell" ist etwas jünger, es stammt aus den 1920 Jahren. Bauhauszeit. Der Brunnen auf dem Platz ist verschwunden. Am Rande des Platzes prägt nun ein wuchtiges, sternförmig gestaltetes Gebäude im strengen, kantigen Bauhausstil das Bild. Das mehrgeschossige Gebäude betont die zentrale, offene Funktion des Platzes. Im Erdgeschoss schützen Jalousien Schaufenster vor der gleißenden Sonne. Es stammt von Hermann Hussong, einem Stadtbaumeister, der in Kaiserslautern viele Spuren der Architektur- Moderne hinterlassen hat:
"Das erste, was er gebaut hat, war im Prinzip die Bau AG in der Fischerstraße, eine tolle Wohnanlage. Oder später dann hat er sich weiterentwickelt im Sinne des Bauhauses. Im Sinne des modernen Bauens, des internationalen Bauens und das ist hier auch. Das ist der Rundbau, das sind andere Gebäude und er hat dadurch den Stadtgrundriss geprägt und diese Dinge gilt es halt zu erhalten."
In den letzten Jahrzehnten, so betont Dieter Burghaus, sei allen Architekturexperten, die sich mit dem "Fackelrondell" als einem einst zentralen Platz von Kaiserslautern beschäftigt haben, eines klar gewesen: Das Karstadt-Gebäude war ein Fehler, eine künftige Entwicklung des Platzes muss an Hussong anknüpfen. Eine private Mall auf den zentralen öffentlichen Platz war undenkbar, so Dieter Burghaus:
"Bis zu dem Zeitpunkt, als die Mall beschlossen wurde, war immer klar: Der zentrale Platz "Fackelrondell" bleibt frei. Ob das jetzt Workshops waren der Architektenkammer. Ob das Arbeiten waren von Professor Speer an der Uni. Studenten haben ein schönes Buch rausgegeben: Bauen für Kaiserslautern. Wenn man da rein guckt, ist dieser zentrale Platz immer frei. Und jetzt auf einmal wird da dieser Riegel in die Kernstadt reingesetzt."
Der Riegel in der Kernstadt von Kaiserslautern - damit ist die künftige ECE-Mall gemeint. Ein öffentlicher Platz wird privatisiert. In Dortmund war es eine öffentliche Straße, die kurzerhand durch ein neues ECE-Center unterbrochen wurde, zeigt Stadtplaner Rolf Junker beim Rundgang durch das Einkaufszentrum:
"Hier ging eine öffentliche Straße durch. Eine öffentliche Straße, die im Grunde genommen die Innenstadt vom Brauereiviertel abteilte. Und das ist jetzt mit einem Glasbau, aber einem stabilen Glasbau überbaut worden und man hat da versäumt, auch die Straßenhöhe zu halten, weil man eben diesen Weg brauchte. Und die Kunden sind jetzt gezwungen, nicht nur ins Center zu gehen, sondern müssen auch noch die Höhe wechseln, treppauf, treppab. Das Gleiche ist ja so in Kaiserslautern geplant, nur nicht mit diesem Höhensprung. Ich halte diese Straßenüberbauung für skandalös, da wird öffentlicher Raum privatisiert. Das können sich die Städte nicht gefallen lassen!"
Elena Wiezorek: "Die Kritik wendet sich gegen die Kontrolle von Stadtgesellschaft. Durch ein Bestimmen und Kontrollieren qua Hausordnung, wer sich wann und in welcher Form des Handels aufhalten darf. Im Kern leben die Städte vom öffentlichen Raum und der freien Zugänglichkeit für jeden Bürger zu jeder Zeit und natürlich in gewisser Weise mit der Nutzung, die er diesem öffentlichen Raum zuordnet."
Mit den Wünschen der Stadtbevölkerung, ihren urbanen Raum als öffentlichen Ort gegen abschließbare Malls zu verteidigen, sieht sich ECE-Projektentwickler Jan Röttgers vielerorts konfrontiert:
"Wir kennen ja diese Wünsche der Städte, die sind ja auch gar nicht neu. Es geht aber immer darum, dass sie in einer Stadt nicht nur friedliebende Menschen haben, sondern sie haben eben das Problem, das eben schnell auch Problemzonen entstehen, das auch Vandalismus vorkommt. Das heißt, wir müssen natürlich die Räume auch schützen. Das heißt, wir müssen auch für die Sicherheit sorgen, gerade in den Abendstunden."
Quartiersentwicklung statt Center in Trier
Was Klaus Jensen will, klingt irgendwie anders. Der Trierer SPD-Oberbürgermeister und Ehemann der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer will ECE gerne als Investor in Trier gewinnen - doch nur unter bestimmten Bedingungen:
"Es geht nicht um ein Center, sondern es geht um eine Quartiersentwicklung, in der Einzelhandelsnutzung, Wohnen, Kultur und öffentliche Nutzung gleichberechtigt nebeneinander stehen. Nur auf dieser Grundlage haben wir überhaupt Gespräche geführt, denn wir wollen keinen Monolithen in der Stadt. Wir wollen gerade im Hinblick auf spätere Veränderungen eben eine sehr differenzierte Lösung, die es ermöglicht, auf wirtschaftliche Entwicklungen in der Stadt entsprechend zu reagieren."
Allerdings sah sich Klaus Jensen im Frühsommer einem Sturm der Entrüstung ausgesetzt. Der Trierer Oberbürgermeister wollte nämlich einen sogenannten "Entwicklungsvertrag" mit ECE abschließen. Doch nach großem Protest in Trier zog Jensen das Papier wieder zurück. Denn der Vertrag hätte es dem ECE erlaubt, exklusiv an der öffentlichen Planung für die Bebauung städtischer Flächen in Trier mitzuwirken. Andere Investoren wären ausgeschlossen gewesen. Richard Leuckefeld, Trierer Buchhändler und Stadtrat der Grünen:
"Diese Brisanz ist vom Oberbürgermeister nicht erkannt worden. Und da hat der Rat über Fraktionen hinweg gut reagiert, hat über die Fraktionen hinweg deutlich gesagt, dass er diese Entwicklungsvereinbarung nicht mit trägt. Und der Oberbürgermeister hat in diese Situation das einzig Richtige gemacht, er hat die Sache vom Tisch genommen, wir fangen jetzt praktisch von vorne an."
Eine Niederlage für ECE. Denn die Hamburger Center-Entwickler hatten sich schon seit einigen Jahren um gute Kontakte ins Trierer Rathaus bemüht. Die ECE-Stiftung "Lebendige Stadt" spendete schon mal 100.000 Euro für ein energiesparendes Beleuchtungskonzept für das Rathaus Trier. Und Oberbürgermeister Klaus Jensen war noch vor wenigen Wochen Redner bei einem Kongress der Stiftung. Richard Leuckefeld, Trierer Ratsmitglied der Grünen:
"Aber ich will unserem Oberbürgermeister nicht unterstellen, dass er sich im schlimmsten Fall kaufen lässt. Das tut er nicht. Sagen wir mal, er ist vielleicht ein bisschen blauäugig in diesem Punkt gewesen, aber ansonsten ist er in diesen Fragen integer."
Der Trierer OB Klaus Jensen versichert: Er habe sich nie an einem von der ECE-Stiftung ausgerichteten Fußballspiel beteiligt, bei dem Bürgermeister schon mal gegen die alten Herren von Bayern München kicken. Robert Heinemann, ECE-Pressesprecher und Vorstandsmitglied der Stiftung:
"Ich glaube, so ein Fußballspiel macht nicht deutlich, was die Stiftung normalerweise tut. Das war eine Viertelstunde am Rande eines Kongresses, bei dem es um sehr viel inhaltliche Themen ging. Und der FC Bayern, weil er sich gefreut hat, dass die Stiftung den FC Bayern dort an einer Stelle unterstützt hat, bereit war, die Allianz- Arena den dort Anwesenden entsprechend vorzustellen."
Der Dortmunder Stadtplaner Rolf Juncker sieht dies nicht ganz so locker. Er hält solche Events für einen wichtigen sozialen Baustein einer sehr geschickten ECE-Strategie des Umgarnens von Kommunalpolitikern:
"Ich denke schon, dass für viele ein Fußballspiel mit den alten Herren von Bayern München auch schon ein Erlebnis ist, da auch ein Stück weit mitzugehen."
Dass der Trierer Oberbürgermeister sich bereit zeigte, ECE exklusiv in die kommunale Planung zu holen, begründete er mit dem nahen Luxemburg. Dort gibt es zurzeit Pläne für mehrere riesige neue Einkaufszentren. In Trier befürchtet man, dass diese neuen Center gerade viele Luxemburger Käufer aus der Innenstadt weglocken werden. Oberbürgermeister Klaus Jensen:
"Ich bin ja fast teilweise wöchentlich in Luxemburg. Spreche dort mit vielen Menschen. Und die Bestätigung ist die: Natürlich werden wir, wenn es attraktive Einkaufsflächen in Luxemburg gibt, häufiger in Luxemburg einkaufen."
Doch auch ECE schaut mit Interesse nach Luxemburg, so Firmen-Vertreter Jan Röttgers:
"Luxemburg ist in der Gesamtregion interessant, das betrachten wir auch immer mit, weil es im Einzugsgebiet liegt, viele aus Luxemburg kommen ja rüber nach Trier."
Und wenn die Kunden nicht mehr nach Trier kommen? Was für die Stadt Trier ein Problem ist, muss noch lange keines für ECE sein. Von Journalisten gefragt, ob die Firma auch an den neuen, großen Einkaufszentren in Luxemburg beteiligt ist, antwortete ECE-Geschäftsführer Gerd Wilhelmus vor einigen Wochen: "Nicht direkt."
Eine vielsagende Aussage. Handel ist Wandel. Ob in Trier oder Luxemburg - für das Hamburger Unternehmen dürfte das unter dem Strich nicht entscheidend sein. Dass ECE sich nach Lage der Dinge aber im Grunde jederzeit für Luxemburg oder den Online-Handel und damit gegen Trier entscheiden könnte, ist für Richard Leuckefeld ein weiterer Grund, sich gegen eine neue Einkaufsmaschine in der Moselstadt zu wehren:
"Trier hat doch eine ganz andere Stärke, die Individualität. Und ein Alleinstellungsmerkmal, allein schon wegen unserer Baudenkmäler, die einmalig sind. Und wenn man diese Alleinstellungsmerkmale weiter rausarbeitet, dann hat man die richtige Antwort auf die Uniformität, die sich in anderen Bereichen, zum Beispiel in Luxemburg breit macht."
"Es geht nicht um ein Center, sondern es geht um eine Quartiersentwicklung, in der Einzelhandelsnutzung, Wohnen, Kultur und öffentliche Nutzung gleichberechtigt nebeneinander stehen. Nur auf dieser Grundlage haben wir überhaupt Gespräche geführt, denn wir wollen keinen Monolithen in der Stadt. Wir wollen gerade im Hinblick auf spätere Veränderungen eben eine sehr differenzierte Lösung, die es ermöglicht, auf wirtschaftliche Entwicklungen in der Stadt entsprechend zu reagieren."
Allerdings sah sich Klaus Jensen im Frühsommer einem Sturm der Entrüstung ausgesetzt. Der Trierer Oberbürgermeister wollte nämlich einen sogenannten "Entwicklungsvertrag" mit ECE abschließen. Doch nach großem Protest in Trier zog Jensen das Papier wieder zurück. Denn der Vertrag hätte es dem ECE erlaubt, exklusiv an der öffentlichen Planung für die Bebauung städtischer Flächen in Trier mitzuwirken. Andere Investoren wären ausgeschlossen gewesen. Richard Leuckefeld, Trierer Buchhändler und Stadtrat der Grünen:
"Diese Brisanz ist vom Oberbürgermeister nicht erkannt worden. Und da hat der Rat über Fraktionen hinweg gut reagiert, hat über die Fraktionen hinweg deutlich gesagt, dass er diese Entwicklungsvereinbarung nicht mit trägt. Und der Oberbürgermeister hat in diese Situation das einzig Richtige gemacht, er hat die Sache vom Tisch genommen, wir fangen jetzt praktisch von vorne an."
Eine Niederlage für ECE. Denn die Hamburger Center-Entwickler hatten sich schon seit einigen Jahren um gute Kontakte ins Trierer Rathaus bemüht. Die ECE-Stiftung "Lebendige Stadt" spendete schon mal 100.000 Euro für ein energiesparendes Beleuchtungskonzept für das Rathaus Trier. Und Oberbürgermeister Klaus Jensen war noch vor wenigen Wochen Redner bei einem Kongress der Stiftung. Richard Leuckefeld, Trierer Ratsmitglied der Grünen:
"Aber ich will unserem Oberbürgermeister nicht unterstellen, dass er sich im schlimmsten Fall kaufen lässt. Das tut er nicht. Sagen wir mal, er ist vielleicht ein bisschen blauäugig in diesem Punkt gewesen, aber ansonsten ist er in diesen Fragen integer."
Der Trierer OB Klaus Jensen versichert: Er habe sich nie an einem von der ECE-Stiftung ausgerichteten Fußballspiel beteiligt, bei dem Bürgermeister schon mal gegen die alten Herren von Bayern München kicken. Robert Heinemann, ECE-Pressesprecher und Vorstandsmitglied der Stiftung:
"Ich glaube, so ein Fußballspiel macht nicht deutlich, was die Stiftung normalerweise tut. Das war eine Viertelstunde am Rande eines Kongresses, bei dem es um sehr viel inhaltliche Themen ging. Und der FC Bayern, weil er sich gefreut hat, dass die Stiftung den FC Bayern dort an einer Stelle unterstützt hat, bereit war, die Allianz- Arena den dort Anwesenden entsprechend vorzustellen."
Der Dortmunder Stadtplaner Rolf Juncker sieht dies nicht ganz so locker. Er hält solche Events für einen wichtigen sozialen Baustein einer sehr geschickten ECE-Strategie des Umgarnens von Kommunalpolitikern:
"Ich denke schon, dass für viele ein Fußballspiel mit den alten Herren von Bayern München auch schon ein Erlebnis ist, da auch ein Stück weit mitzugehen."
Dass der Trierer Oberbürgermeister sich bereit zeigte, ECE exklusiv in die kommunale Planung zu holen, begründete er mit dem nahen Luxemburg. Dort gibt es zurzeit Pläne für mehrere riesige neue Einkaufszentren. In Trier befürchtet man, dass diese neuen Center gerade viele Luxemburger Käufer aus der Innenstadt weglocken werden. Oberbürgermeister Klaus Jensen:
"Ich bin ja fast teilweise wöchentlich in Luxemburg. Spreche dort mit vielen Menschen. Und die Bestätigung ist die: Natürlich werden wir, wenn es attraktive Einkaufsflächen in Luxemburg gibt, häufiger in Luxemburg einkaufen."
Doch auch ECE schaut mit Interesse nach Luxemburg, so Firmen-Vertreter Jan Röttgers:
"Luxemburg ist in der Gesamtregion interessant, das betrachten wir auch immer mit, weil es im Einzugsgebiet liegt, viele aus Luxemburg kommen ja rüber nach Trier."
Und wenn die Kunden nicht mehr nach Trier kommen? Was für die Stadt Trier ein Problem ist, muss noch lange keines für ECE sein. Von Journalisten gefragt, ob die Firma auch an den neuen, großen Einkaufszentren in Luxemburg beteiligt ist, antwortete ECE-Geschäftsführer Gerd Wilhelmus vor einigen Wochen: "Nicht direkt."
Eine vielsagende Aussage. Handel ist Wandel. Ob in Trier oder Luxemburg - für das Hamburger Unternehmen dürfte das unter dem Strich nicht entscheidend sein. Dass ECE sich nach Lage der Dinge aber im Grunde jederzeit für Luxemburg oder den Online-Handel und damit gegen Trier entscheiden könnte, ist für Richard Leuckefeld ein weiterer Grund, sich gegen eine neue Einkaufsmaschine in der Moselstadt zu wehren:
"Trier hat doch eine ganz andere Stärke, die Individualität. Und ein Alleinstellungsmerkmal, allein schon wegen unserer Baudenkmäler, die einmalig sind. Und wenn man diese Alleinstellungsmerkmale weiter rausarbeitet, dann hat man die richtige Antwort auf die Uniformität, die sich in anderen Bereichen, zum Beispiel in Luxemburg breit macht."