Sibylle Lewitscharoff über Dante

"Zum Niederknien gut"

10:30 Minuten
Dante und Vergil treffen Plutos
So stellte sich Gustave Doré die "Göttliche Komödie" vor: Dante und Vergil treffen hier Plutos. © IMAGO / Artokoloro
Moderation: Frank Meyer |
Audio herunterladen
Zum 700. Todestag von Dante hat die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff ein Buch über Italiens Nationaldichter geschrieben. Er habe erst das moderne Italienisch erschaffen und helfe in allen Lebenslagen, auch in allergrößter Not, sagt sie.
700 Jahre nach seinem Tod wird der Dichter Dante Alighieri noch immer gefeiert. Auch die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff war früh von ihm fasziniert und ist es bis heute. In ihrem neuen Buch "Warum Dante?" führt sie in das Werk des großen Italieners ein.
"Wir haben im deutschen Sprachraum keinen Dichter, der so weit, über Jahrhunderte hinweg, alles überstrahlt", sagt Lewitscharoff.
Die "Göttliche Komödie" sei ein "wunderbar klangschönes Gedicht": "Wenn Sie das gut rezitiert hören auf Italienisch, das ist zum Niederknien gut, dieser klingende Vokalreigen", schwärmt die Autorin. Durch seine Dichtung habe Dante erst das moderne Italienisch geschaffen.

Philosophische Geistesanregungen

Auch in den Übersetzungen seien die "Geistesanregungen" noch zu spüren, sagt Lewitscharoff: "Philosophisch, volksgeschichtlich, theologisch und literarisch."

700. Todestag Dantes in Italien [AUDIO]
Im Geburtsland des berühmten Dichters herrscht zu seinem 700. Todestag der Ausnahmezustand. Das ganze Land ist im Dante-Fieber. Nicht nur die Pizzeria nebenan kreiert Teigfladen mit seinem Namen, auch Rapper nehmen sich des Nationaldichters an.

Ein zeitgenössischer Stich des italienischen Dichters Dante Alighieri.
© picture-alliance / Diener
Dantes Dichtung sei nicht nur "wahnsinnig gut im Klang", sagt Lewitscharoff, sondern sie sei auch "absolut verständlich bis heute." Der Dichter bilde das menschliche "Gewirre und Gewurre" sehr treffend ab.

Dante ist häufig Gefängnislektüre

Die "Göttliche Komödie" ist eine Reise durch Hölle, Fegefeuer und Paradies, aber besonders die Schilderung der Hölle beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten. Lewitscharoff berichtet, dass Gefangene in ihrer Haftzeit häufig Dante gelesen hätten. "Es war für die einfach die einzige Lektüre, die in einer so entsetzlichen Gewaltsamkeit, nämlich im Höllental, das beschrieb, was sie selber erfahren haben."
Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff
Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff ist von Dante begeistert und widmet sich dem italienischen Dichter in einem neuen Buch.© Imago / Hoffmann
Das sei im Gulag und in Konzentrationslagern zu beobachten gewesen, aber auch in den Kriegsgefangenenlagern der Deutschen in Italien, sagt Lewitscharow. "Die haben richtige Kolloquien abgehalten im Freien über Dante. Das fand ich wirklich herzerhebend."
(beb)

Sibylle Lewitscharoff: "Warum Dante?"
Insel Verlag, Berlin 2021
100 Seiten, 14 Euro

Mehr zum Thema