Hören Sie auch das "Studio 9"-Interview mit dem Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich zur Frage, welche Schlussfolgerungen für die Museumswelt aus den jüngsten Angriffen auf Artefakte gezogen werden sollten:
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"Wir erleben täglich Vandalismus"
07:07 Minuten
Der Schock ist groß nach der Beschädigung von rund 70 Objekten auf der Berliner Museumsinsel. Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes, fordert mehr Unterstützung von Politik und Gesellschaft. Museen müssten den Schutz der Allgemeinheit genießen.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat sich kritisch zu den Sicherheitsvorkehrungen der Staatlichen Museen zu Berlin geäußert, nachdem auf der Museumsinsel zahlreiche Artefakte mutwillig beschädigt wurden: Die Ausstellungshäuser müssten sich nun "Fragen stellen lassen", so Grütters. Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes und Direktor des Badischen Landesmuseums, spielt den Ball zurück an die Politik. "Man würde sich wünschen, dass ein Politiker auf uns zugeht und sagt: 'So kann es nicht weitergehen, wie können wir euch helfen?'"
Museen müssten den Schutz der Allgemeinheit genießen, betont der gelernte Archäologe. Bei einem Fußballspiel schicke man ja auch Tausende Polizisten ins Rennen: "Das zeigt, dass die Gesellschaft durchaus in der Lage ist, viel zu investieren, um Dinge zu schützen, die sie für wichtig hält."
Dass Museumsaufseherinnen und -seher bewaffnet werden, hält Köhne nicht für zielführend: "Das ist ein Tabubruch, den wir bestimmt nicht begehen wollen." Wenn Museen wehrhaft seien, seien sie kein Ort unbeschwerten Kunstgenusses mehr.
Herumgekritzel mit dem Kugelschreiber
Der Fall auf der Museumsinsel sei besonders durch die hohe Anzahl von beschädigten Kunstwerken, sagt Köhne. Aber: "Wir erleben täglich Vandalismus." Da werde mit dem Kugelschreiber auf Objekten herumgekritzelt, es würden Ausstellungsstücke angefasst und beschädigt.
Politisch motivierte Angriffe auf Kunst habe es im Dritten Reich gegeben, sagt Köhne, wie die Bücherverbrennungen oder Säuberungen von Museen: "Aber das haben wir in der Bundesrepublik Deutschland Gott sei Dank nicht."
(beb)