"Weiche Ziele nicht schützbar"
Der Sicherheitsexperte Ulf Brüggemann weist Vorwürfe über mangelnde Kooperation der Behörden zurück. Gleichzeitig stellt er klar: Der Bürger selbst könne nur wenig tun, um sich vor Anschlägen zu schützen. Darin würden auch Grenzkontrollen nichts ändern.
Die Sicherheitslage müsse nicht nur in Belgien, sondern in ganz Europa als sehr kritisch eingestuft werden, sagte Ulf Brüggemann, Regierungsdirektor an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. "Man kann nicht besonders viel tun als normaler Bürger. Ich werde mein Leben normal weiter führen und ich denke: Etwas anderes bleibt einem nicht übrig", sagte Brüggemann im Deutschlandradio Kultur.
Brüggemann widersprach der Aussage, dass die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Geheimdiensten bisher zu schlecht sei: "Sie kann kaum noch enger gestaltet werden". Jeder Terroranschlag sei ein Schock. "Aber kein Sicherheitsdienst kann es verantworten, auf Informationen sitzen zu bleiben, die für ein anderes Land relevant wären", so Brüggemann.
"Weiche Ziele auch durch Grenzkontrollen nicht schützbar"
Brüggemann glaubt nicht, dass dauerhafte Grenzkontrollen wegen der terroristische Bedrohung weiterhelfen. "Wir müssen akzeptieren, dass weiche Ziele auf Dauer nicht geschützt werden können." Kritik übte er an den belgischen Sicherheitsbehörden. Diese müssten ihre Standards noch einmal überprüfen, so Brüggemann und verwies darauf, dass sich der mutmaßliche Paris-Attentäter Abdeslam lange in Belgien habe verstecken können.
Es sei sicher, dass sich die Attentäter von Brüssel "in irgendeinem Sinne" der Terrormiliz Islamischer Staat zuordnen lassen. Dem IS sei es gelungen, ein Narrativ zu entwickeln, dass viele junge Menschen attraktiv fänden, so Brüggemann. Es sei wichtig, dass der Westen Gegennarrative entwickele: "Also, dass der Westen keineswegs den Islam bekämpft, sondern das wir im Gegenteil mit der islamischen Welt befreundet sind."
Zweiter Teil des Gesprächs mit Ulf Brüggemann und dem Journalisten Alois Berger.