"Sie möchte wie eine bürgerliche Angeklagte wirken"
Zu Prozessbeginn kommt Beate Zschäpe mit einer schwungvollen Drehung in den Saal und wirft ihr Haar zurück. Die Angeklagte im NSU-Prozess wirke sehr selbstbewusst, sagt Annette Ramelsberger von der "Süddeutschen Zeitung". Allerdings trage sie bisher nicht zur Wahrheitsfindung bei.
Liane von Billerbeck: Heute ist der 20. Prozesstag im Verfahren gegen die mutmaßlichen Mörder von der NSU und damit ist fast ein Viertel der Gerichtstage verstrichen. Nachdem die geradezu absurden Probleme um die Medienakkreditierung beigelegt waren und der Prozess am 6. Mai verspätet begonnen hat, ist es nun erstaunlich ruhig geworden in der Öffentlichkeit um einen der größten Skandale der bundesrepublikanischen Geschichte. Zeit für eine Zwischenbilanz, die wir ziehen wollen im Gespräch mit Annette Ramelsberger, die das Verfahren als Gerichtsreporterin für die "Süddeutsche Zeitung" beobachtet. Frau Ramelsberger, ich grüße Sie!
Annette Ramelsberger: Ich grüße Sie auch, Frau von Billerbeck!
von Billerbeck: Wenn wir mit Ihren Augen in den Gerichtssaal schauen, was sehen wir da, welchen Eindruck haben Sie von den Verhandlungen?
Ramelsberger: Er ist immer noch ganz gut gefüllt, dieser Gerichtssaal, auch wenn es ruhig geworden ist. Die Angeklagten sind natürlich da, die müssen ja auch jedes Mal erscheinen, aber auch viele Nebenkläger kommen immer wieder in den Saal, obwohl sie ja lange anreisen müssen, aus Dortmund, aus Berlin, aus Rostock und aus Hamburg. Und trotzdem, fast immer ist einer der Angehörigen da. Die Anwälte sind fast immer auch da, und selbst auf der Pressetribüne volles Haus. Man steht an, man steht manchmal schon eineinhalb Stunden vor Beginn an, und wenn man einen Platz in der ersten Reihe kriegen will, dann sollte man um acht Uhr früh schon da sein.
von Billerbeck: Das heißt, es ist nicht der Effekt, der manchen auch großen Gerichtsverfahren innewohnt, dass das Interesse abflaut?
Annette Ramelsberger: Ich grüße Sie auch, Frau von Billerbeck!
von Billerbeck: Wenn wir mit Ihren Augen in den Gerichtssaal schauen, was sehen wir da, welchen Eindruck haben Sie von den Verhandlungen?
Ramelsberger: Er ist immer noch ganz gut gefüllt, dieser Gerichtssaal, auch wenn es ruhig geworden ist. Die Angeklagten sind natürlich da, die müssen ja auch jedes Mal erscheinen, aber auch viele Nebenkläger kommen immer wieder in den Saal, obwohl sie ja lange anreisen müssen, aus Dortmund, aus Berlin, aus Rostock und aus Hamburg. Und trotzdem, fast immer ist einer der Angehörigen da. Die Anwälte sind fast immer auch da, und selbst auf der Pressetribüne volles Haus. Man steht an, man steht manchmal schon eineinhalb Stunden vor Beginn an, und wenn man einen Platz in der ersten Reihe kriegen will, dann sollte man um acht Uhr früh schon da sein.
von Billerbeck: Das heißt, es ist nicht der Effekt, der manchen auch großen Gerichtsverfahren innewohnt, dass das Interesse abflaut?
"Das Gericht selbst hat den Prozess ganz gut im Griff"
Ramelsberger: Darauf hatte ja das Oberlandesgericht München gehofft, dass so die ersten drei Wochen noch starker Zulauf ist, aber dann es plötzlich und schlagartig ruhig wird. Es wird nicht ruhig. Auch vor dem Gerichtssaal, es stehen viele Besucher da, es gibt immer wieder Demonstrationen, es gibt Leute, die ihre Transparente hochhalten. Es ist eine ständige fürsorgliche Belagerung an diesem Gericht, und es ist ganz stark zu spüren, die Öffentlichkeit hat Interesse, vielleicht nicht jeden Tag genauso gleich, aber es ist ein beständiges Interesse vorhanden.
von Billerbeck: Was haben Sie denn für einen Eindruck vom Vorgehen des Gerichts?
Ramelsberger: Das Gericht selbst hat den Prozess ganz gut im Griff, auch wenn es recht sprunghaft ist. Also man kann sich auf nichts verlassen, man muss jeden Tag mit gleicher Aufmerksamkeit dort hin eilen, denn man weiß nie so genau, was kommt. Einmal nimmt man einen Mordfall in München wahr, einmal den Mordfall in Nürnberg, dann wieder kommt plötzlich und unerwartet das Bekennervideo, das vorgespielt wird. Dann gibt es wieder Erklärungen – es ist alles sozusagen recht kursorisch, was man da erfährt. So eine stringente Linie kann ich zumindest noch nicht feststellen.
Aber, und das muss man sagen, der Richter führt sehr klar durch die Verhandlung, nicht unfreundlich, aber doch auch nicht so, dass er alles ausufern lässt. Und er zieht sein Programm, dass er sich für jeden Tag vorgenommen hat, durch.
von Billerbeck: Die Figur, die im Mittelpunkt steht, auch in der Öffentlichkeit, das ist ja Beate Zschäpe, die, wenn man sich die Fernsehberichte ansieht, dann immer in den Saal kommt, schwungvoll eine Drehung macht, ihr Haar wirft und mit dem Rücken zum Publikum steht. Bisher hat sie ja geschwiegen – was ist das für eine Frau? Was ist das für eine Figur?
Ramelsberger: Ja, diese schwunghafte Drehung, die erleben auch wir im Gerichtssaal täglich mit. Dann aber setzt sie sich hin, neben ihre Anwälte. Und das Eigenartige ist, sie wirkt …, oder will vielleicht auch gar nicht wirken wie eine Angeklagte. Sondern sie hat, vor allem, wenn sie da ihren Hosenanzug an hat und die weiße Bluse, sieht sie eher aus wie die vierte Verteidigerin.
Sozusagen das Bild, das sie von sich zeichnen möchte, ist das einer bürgerlichen Angeklagten, einer Frau, die in der Gesellschaft steht, die also nicht irgendwie am Rande so ein rechtsradikales Groupie ist. Das sieht man ihr alles nicht an, sondern sie sitzt da, sie sitzt sehr selbstbewusst da, sie spricht mit ihren Anwälten – man hat auch immer das Gefühl, dass sie gleichberechtigt ist, wenn nicht sogar die Chefin ist. Also, es sind ihre Anwälte, es ist nicht sie, die die Mandantin der Anwälte ist. Also da sind die Gewichte genau verteilt. Und sie sitzt da und ist, ja, aufmerksam, sehr selbstbewusst, aber sie spricht kein Wort.
von Billerbeck: Rainer Binz vom Bundeskriminalamt, das tauchte auch bei Ihnen in den Texten auf, ein Rheinländer, der hat Beate Zschäpe auf einer Fahrt vom Gefängnis zu ihrer Großmutter zum Sprechen gebracht und damit so eine Art Blick in ihr Innenleben zutage gefördert. Und sie sagte da laut seiner Aussage, sie hätte sich nicht gestellt, um zu schweigen, sondern um auszusagen. Ist das noch zu erwarten?
von Billerbeck: Was haben Sie denn für einen Eindruck vom Vorgehen des Gerichts?
Ramelsberger: Das Gericht selbst hat den Prozess ganz gut im Griff, auch wenn es recht sprunghaft ist. Also man kann sich auf nichts verlassen, man muss jeden Tag mit gleicher Aufmerksamkeit dort hin eilen, denn man weiß nie so genau, was kommt. Einmal nimmt man einen Mordfall in München wahr, einmal den Mordfall in Nürnberg, dann wieder kommt plötzlich und unerwartet das Bekennervideo, das vorgespielt wird. Dann gibt es wieder Erklärungen – es ist alles sozusagen recht kursorisch, was man da erfährt. So eine stringente Linie kann ich zumindest noch nicht feststellen.
Aber, und das muss man sagen, der Richter führt sehr klar durch die Verhandlung, nicht unfreundlich, aber doch auch nicht so, dass er alles ausufern lässt. Und er zieht sein Programm, dass er sich für jeden Tag vorgenommen hat, durch.
von Billerbeck: Die Figur, die im Mittelpunkt steht, auch in der Öffentlichkeit, das ist ja Beate Zschäpe, die, wenn man sich die Fernsehberichte ansieht, dann immer in den Saal kommt, schwungvoll eine Drehung macht, ihr Haar wirft und mit dem Rücken zum Publikum steht. Bisher hat sie ja geschwiegen – was ist das für eine Frau? Was ist das für eine Figur?
Ramelsberger: Ja, diese schwunghafte Drehung, die erleben auch wir im Gerichtssaal täglich mit. Dann aber setzt sie sich hin, neben ihre Anwälte. Und das Eigenartige ist, sie wirkt …, oder will vielleicht auch gar nicht wirken wie eine Angeklagte. Sondern sie hat, vor allem, wenn sie da ihren Hosenanzug an hat und die weiße Bluse, sieht sie eher aus wie die vierte Verteidigerin.
Sozusagen das Bild, das sie von sich zeichnen möchte, ist das einer bürgerlichen Angeklagten, einer Frau, die in der Gesellschaft steht, die also nicht irgendwie am Rande so ein rechtsradikales Groupie ist. Das sieht man ihr alles nicht an, sondern sie sitzt da, sie sitzt sehr selbstbewusst da, sie spricht mit ihren Anwälten – man hat auch immer das Gefühl, dass sie gleichberechtigt ist, wenn nicht sogar die Chefin ist. Also, es sind ihre Anwälte, es ist nicht sie, die die Mandantin der Anwälte ist. Also da sind die Gewichte genau verteilt. Und sie sitzt da und ist, ja, aufmerksam, sehr selbstbewusst, aber sie spricht kein Wort.
von Billerbeck: Rainer Binz vom Bundeskriminalamt, das tauchte auch bei Ihnen in den Texten auf, ein Rheinländer, der hat Beate Zschäpe auf einer Fahrt vom Gefängnis zu ihrer Großmutter zum Sprechen gebracht und damit so eine Art Blick in ihr Innenleben zutage gefördert. Und sie sagte da laut seiner Aussage, sie hätte sich nicht gestellt, um zu schweigen, sondern um auszusagen. Ist das noch zu erwarten?
"Ihre Anwälte haben ihr natürlich geraten zu schweigen"
Ramelsberger: Dieser Satz, der wird Frau Zschäpe durch den ganzen Prozess begleiten. Das hat sie an jenem Abend gesagt, als sie sich gestellt hat. Da hat sie gesagt, ich bin nicht hergekommen, um nichts zu sagen. Und dieser Satz elektrisiert natürlich alle Vernehmer, alle Ermittler, weil sie ja immer noch sagen: Diese Frau will doch eigentlich was sagen.
Aber ihre Anwälte haben ihr natürlich schon geraten zu schweigen, vielleicht auch aus gutem Grund, denn es ist möglicherweise nicht alles nachvollziehbar und auch nicht alles nachweisbar, was ihr vorgeworfen wird. Wo sozusagen aus rein prozesstaktischen Erwägungen heraus ist es sicher vernünftig, dass sie den Mund hält.
Aber wenn es um die Wahrheit geht und wenn es um die Erforschung dessen geht, was über die ganzen Jahre hinweg im NSU passiert ist, wäre es natürlich für alle, auch gerade für die deutsche Gesellschaft sehr, sehr gut, wenn sie sprechen würde. Denn sie ist die einzige, die wirklich weiß, was war. Wie sie sich entschieden haben, wer die treibende Kraft war, was sie eigentlich wollten. Und ob das alles noch kommt, da kann ich nur sagen, ich würde es nicht ausschließen. Denn so ein Prozess ist lang und er hat gerade erst begonnen. 20 Prozesstage sind vorbei, aber dieser Prozess wird auf zwei Jahre geschätzt. Und in zwei Jahren kann viel passieren.
von Billerbeck: Im Gespräch mit dem schon erwähnten BKA-Mann, da hat ja Beate Zschäpe auch durchblicken lassen, so war es zu lesen, dass sie ihren Verteidigern skeptisch gegenüber sei. Stimmt das oder ist das nur ein cleverer Schachzug des BKA?
Ramelsberger: Ja, auch die Aussagen des BKA sollte man immer mit einer gewissen Distanz sehen. Natürlich ist es denen dran gelegen, zu zeigen, dass da nicht alles so in Butter ist und Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Und natürlich sticheln die da hinein, wo sie Schwachpunkte sehen.
Aber man muss schon sagen, ja, Frau Zschäpe hatte zwischendurch, das ist ein Gespräch gewesen, das vor einem Jahr stattgefunden hat, hat schon Zweifel gehabt. Und sie hat ja dann nicht umsonst auch noch eine dritte Anwältin hinzugezogen. Also sie hatte Herrn Heer, Herrn Stahl, die sich beide freundschaftlich verbunden sind, und dann kam Frau Sturm dazu aus Berlin, die mit diesen beiden bis dahin nichts zu tun hatte.
Und das ist sicher ein Ergebnis dieser Zweifel, die Beate Zschäpe umgetrieben haben. Und Frau Sturm ist ja niemand, der sozusagen in der rechtsradikalen Szene irgendwie als Szeneanwalt verschrien ist. Im Gegenteil, sie gilt eigentlich eher als jemand, der mehr mit der linken Szene zu tun hat. Auf jeden Fall sind alle drei gar nicht verdächtig, irgendwie sozusagen die Lieblingsanwälte der Rechten zu sein. Und das wollte Frau Zschäpe auch nie haben, sie wollte immer unbestechliche, gesellschaftlich adäquate und nicht in der Szene verhaftete Anwälte haben.
von Billerbeck: Nun sagt man ja unter Journalisten immerno jokes with names, aber die drei heißen Heer, Stahl und Sturm, und das ist ja zu verlockend, wenn eine Rechte verteidigt wird ausgerechnet von Anwälten, die diese Namen tragen.
Aber ihre Anwälte haben ihr natürlich schon geraten zu schweigen, vielleicht auch aus gutem Grund, denn es ist möglicherweise nicht alles nachvollziehbar und auch nicht alles nachweisbar, was ihr vorgeworfen wird. Wo sozusagen aus rein prozesstaktischen Erwägungen heraus ist es sicher vernünftig, dass sie den Mund hält.
Aber wenn es um die Wahrheit geht und wenn es um die Erforschung dessen geht, was über die ganzen Jahre hinweg im NSU passiert ist, wäre es natürlich für alle, auch gerade für die deutsche Gesellschaft sehr, sehr gut, wenn sie sprechen würde. Denn sie ist die einzige, die wirklich weiß, was war. Wie sie sich entschieden haben, wer die treibende Kraft war, was sie eigentlich wollten. Und ob das alles noch kommt, da kann ich nur sagen, ich würde es nicht ausschließen. Denn so ein Prozess ist lang und er hat gerade erst begonnen. 20 Prozesstage sind vorbei, aber dieser Prozess wird auf zwei Jahre geschätzt. Und in zwei Jahren kann viel passieren.
von Billerbeck: Im Gespräch mit dem schon erwähnten BKA-Mann, da hat ja Beate Zschäpe auch durchblicken lassen, so war es zu lesen, dass sie ihren Verteidigern skeptisch gegenüber sei. Stimmt das oder ist das nur ein cleverer Schachzug des BKA?
Ramelsberger: Ja, auch die Aussagen des BKA sollte man immer mit einer gewissen Distanz sehen. Natürlich ist es denen dran gelegen, zu zeigen, dass da nicht alles so in Butter ist und Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Und natürlich sticheln die da hinein, wo sie Schwachpunkte sehen.
Aber man muss schon sagen, ja, Frau Zschäpe hatte zwischendurch, das ist ein Gespräch gewesen, das vor einem Jahr stattgefunden hat, hat schon Zweifel gehabt. Und sie hat ja dann nicht umsonst auch noch eine dritte Anwältin hinzugezogen. Also sie hatte Herrn Heer, Herrn Stahl, die sich beide freundschaftlich verbunden sind, und dann kam Frau Sturm dazu aus Berlin, die mit diesen beiden bis dahin nichts zu tun hatte.
Und das ist sicher ein Ergebnis dieser Zweifel, die Beate Zschäpe umgetrieben haben. Und Frau Sturm ist ja niemand, der sozusagen in der rechtsradikalen Szene irgendwie als Szeneanwalt verschrien ist. Im Gegenteil, sie gilt eigentlich eher als jemand, der mehr mit der linken Szene zu tun hat. Auf jeden Fall sind alle drei gar nicht verdächtig, irgendwie sozusagen die Lieblingsanwälte der Rechten zu sein. Und das wollte Frau Zschäpe auch nie haben, sie wollte immer unbestechliche, gesellschaftlich adäquate und nicht in der Szene verhaftete Anwälte haben.
von Billerbeck: Nun sagt man ja unter Journalisten immerno jokes with names, aber die drei heißen Heer, Stahl und Sturm, und das ist ja zu verlockend, wenn eine Rechte verteidigt wird ausgerechnet von Anwälten, die diese Namen tragen.
"Ob man Reue erwarten kann, das wage ich bisher zu bezweifeln"
Ramelsberger: Ja, ja. Aber ich sag jetzt einfach mal, ich heiße Ramelsberger und ich weiß, was Namenswitze sind. Ich warne sehr davor, und viele sagen, ja, ja, die Deutsche Wehrmacht verteidigt Frau Zschäpe – ich würde es den Anwälten wirklich nicht zumuten, mit diesen Witzen bedacht zu werden.
von Billerbeck: Zschäpe hat einen rechtsextremen Brieffreund, der sitzt im Gefängnis in Bielefeld wegen schwerer räuberischer Erpressung, bei der er vier Schüsse auf einen Tunesier feuerte. Ihm, einem Gleichgesinnten, hat sie in einem 26-seitigen Brief anvertraut, gleichzeitig schreibt sie ihm, ihr Leben sei "eine Reise durch den Wahnsinn, durch Licht und Dunkelheit" gewesen. Wie schätzen Sie das ein, Frau Ramelsberger – sind Reue und Abkehr von rechtsextremen Ansichten und zehn Morden ja immerhin, bei ihr am Ende doch zu erwarten oder wird sie ihrer Gesinnung treu bleiben?
Ramelsberger: Na ja, wenn man weiß, dass dieses schöne Zitat mit dem Wahnsinn und dem Licht und der Dunkelheit, dass das von den "Böhsen Onkelz" stammt und die ja doch sehr, sehr gerne gehört werden am rechten Rand, dann weiß man auch, dass das jetzt nicht unbedingt etwas mit Reue zu tun hat, sondern eben ein schönes Zitat eines beliebten rechten Liedes ist.
Ob man überhaupt so etwas wie Reue erwarten kann, das wage ich bisher zu bezweifeln, denn es gibt ja keinerlei Aussage von ihr. Es gibt auch keine Distanzierung von ihr zu den Taten, es gibt ja einfach nichts. Es ist wie ein unbeschriebenes Blatt Papier, auf dem man sich dann seine Gedanken machen kann.
Was einem auffällt, ist: Es gibt keinerlei Fraternisierung vor Gericht, also die einzelnen Angeklagten, da stehen ja fünf vor Gericht, die schauen sich nicht an, die interagieren nicht, sie zwinkern sich nicht zu. Hin und wieder schaut Frau Zschäpe, wenn einer der anderen eine Aussage macht, sehr ernst und sehr interessiert zu. Aber sie äußert sich nicht. Sie lächelt nicht, wenigstens sehr, sehr selten. Und sie macht keine Bemerkungen.
Etwas aus ihren Auftritten vor Gericht zu ihrer Gesinnung heraus zu extrapolieren, das dürfte schwer sein. Aber in dem Brief, den wir auch kennen, steht schon einiges zu ihrer Persönlichkeit. Und da hatte man nicht das Gefühl, dass sich da jemand sehr distanziert, dass da jemand bereut oder dass jemand sagt, es war ein falsches Leben.
von Billerbeck: Annette Ramelsberger war das mit einem Fazit der bisherigen Verhandlungstage im NSU-Prozess in München. Sie berichtet für die "Süddeutsche Zeitung" davon. Ganz herzlichen Dank für das Gespräch!
Ramelsberger: Aber gerne!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
von Billerbeck: Zschäpe hat einen rechtsextremen Brieffreund, der sitzt im Gefängnis in Bielefeld wegen schwerer räuberischer Erpressung, bei der er vier Schüsse auf einen Tunesier feuerte. Ihm, einem Gleichgesinnten, hat sie in einem 26-seitigen Brief anvertraut, gleichzeitig schreibt sie ihm, ihr Leben sei "eine Reise durch den Wahnsinn, durch Licht und Dunkelheit" gewesen. Wie schätzen Sie das ein, Frau Ramelsberger – sind Reue und Abkehr von rechtsextremen Ansichten und zehn Morden ja immerhin, bei ihr am Ende doch zu erwarten oder wird sie ihrer Gesinnung treu bleiben?
Ramelsberger: Na ja, wenn man weiß, dass dieses schöne Zitat mit dem Wahnsinn und dem Licht und der Dunkelheit, dass das von den "Böhsen Onkelz" stammt und die ja doch sehr, sehr gerne gehört werden am rechten Rand, dann weiß man auch, dass das jetzt nicht unbedingt etwas mit Reue zu tun hat, sondern eben ein schönes Zitat eines beliebten rechten Liedes ist.
Ob man überhaupt so etwas wie Reue erwarten kann, das wage ich bisher zu bezweifeln, denn es gibt ja keinerlei Aussage von ihr. Es gibt auch keine Distanzierung von ihr zu den Taten, es gibt ja einfach nichts. Es ist wie ein unbeschriebenes Blatt Papier, auf dem man sich dann seine Gedanken machen kann.
Was einem auffällt, ist: Es gibt keinerlei Fraternisierung vor Gericht, also die einzelnen Angeklagten, da stehen ja fünf vor Gericht, die schauen sich nicht an, die interagieren nicht, sie zwinkern sich nicht zu. Hin und wieder schaut Frau Zschäpe, wenn einer der anderen eine Aussage macht, sehr ernst und sehr interessiert zu. Aber sie äußert sich nicht. Sie lächelt nicht, wenigstens sehr, sehr selten. Und sie macht keine Bemerkungen.
Etwas aus ihren Auftritten vor Gericht zu ihrer Gesinnung heraus zu extrapolieren, das dürfte schwer sein. Aber in dem Brief, den wir auch kennen, steht schon einiges zu ihrer Persönlichkeit. Und da hatte man nicht das Gefühl, dass sich da jemand sehr distanziert, dass da jemand bereut oder dass jemand sagt, es war ein falsches Leben.
von Billerbeck: Annette Ramelsberger war das mit einem Fazit der bisherigen Verhandlungstage im NSU-Prozess in München. Sie berichtet für die "Süddeutsche Zeitung" davon. Ganz herzlichen Dank für das Gespräch!
Ramelsberger: Aber gerne!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.