"Sie war eine sehr, sehr kluge Frau"

02.02.2012
Die verstorbene Lyrikerin Wislawa Szymborska sei eine "Meisterin des Wortes" gewesen, sagte der polnische Publizist Adam Krzeminski. Mit der Literaturnobelpreisträgerin verliere Polen erneut eine eine Vertreterin der Generation großer Autoritäten.
Ihre Gedichte sind "sehr ruhig, sehr verhalten, sehr still", sagte der polnische Publizist Adam Krzeminski zum Tod der 1996 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten Lyrikerin, aber trotzdem sehr klar: "Sie ist wirklich eine Meisterin des Wortes." Das liege daran, dass Wislawa Szymborska ein wunderbares Gehör gehabt habe, erklärte er.

Dass ihre Werke politisch seien, ohne das Politische plakativ zu benutzen, sei das Besondere in ihrem Schaffen, sagte Krzeminski und wies auf die große Popularität der Lyrikerin in den USA hin. Diese sei auf ein Gedicht von ihr zurückzuführen, das die in den Tod springenden Menschen des 11. Septembers thematisiert. In der Folge seien dort ihre Werke in tausendfachen Vervielfältigungen überall in der U-Bahn angeklebt worden.

Szymborska sei eine sehr kluge Frau gewesen, deren große Liebesfähigkeit nicht naiv gewesen sei, erinnert sich Krzeminski und verweist in diesem Zusammenhang auf ein Zitat der Dichterin: "Ich mag Menschen lieben, ich liebe aber die Menschheit nicht", habe sie einmal gesagt.

Mit der 88-jährigen Lyrikerin habe Polen erneut eine Vertreterin der Generation großer Autoritäten verloren, zu der auch ihr Autoren-Kollege Stanislaw Lem und Papst Johannes Paul II. gehörten, bewertete Krzeminski den Tod Szymborskas.

Das vollständige Gespräch mit Adam Krzeminski, das im "Radiofeuilleton" lief können Sie mindestens bis zum 2.7.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

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"Sie war eigentlich einfach eine scheue Persönlichkeit" - Übersetzerin zum Tod der Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska (DLF, Büchermarkt vom 2.2.2012)
Die polnische Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska ist gestorben - Ein Nachruf (DKultur, Fazit vom 1.2.2012)
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