"Ein leiser Zeuge des 20. Jahrhunderts"
Der Schriftsteller Siegfried Lenz ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Er sei "ein wirklich großer Autor und guter Freund" gewesen, sagt sein langjähriger Verleger bei Hoffmann und Campe, Günter Berg.
Günter Berg, langjähriger Verleger bei Hoffmann und Campe, würdigte den verstorbenen Autor Siegfried Lenz als bescheidenen und vollkommen unkorrumpierbaren Menschen, der die leisen Töne viel besser beherrscht habe als die lauten.
Im Gegensatz zu manchen seiner Autorenkollegen habe Lenz nie die Attitüde an den Tag gelegt, als Schriftsteller ein Verkünder von Wahrheit zu sein, weder in der Öffentlichkeit noch im privaten Gespräch, sagte der frühere Verleger und heutige Vorstand der Siegfried-Lenz-Stiftung. "Er war kein Schwadronierer, sondern es war ein großer Menschenfreund."
Große Chancen, dass Lenz weiterhin gelesen wird
Lenz zentrales Thema seien die "deutsche Schuld" gewesen und die Notwendigkeit, sich zu dieser Schuld zu bekennen. "Aber eben nicht so laut, nicht mit erhobenem Zeigefinger und auch nicht in Form von Brandreden, die dann vielleicht auf Seite Eins eines Feuilletons veröffentlicht wurden", sagte Berg. "Er war ein ganz, ganz leiser Zeuge des 20. Jahrhunderts, und als solcher hat er große Chancen, auch weiter gelesen und wahrgenommen zu werden."
In den letzten Wochen habe man sehen können, wie bei Siegfried Lenz langsam die Energie verloren gegangen sei, sagte Berg. Nachdem er sich habe sicher sein können, dass alles ordentlich bestellt sei, habe Lenz sich aufgemacht " in eine andere Welt, in die er jetzt geht".