Siemens verzichtet auf betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland
Der IG-Metall-Vertreter im Siemens-Aufsichtsrat, Dieter Scheitor, hat bestätigt, dass es beim Stellenabbau von mehr als 5000 Stellen in Deutschland keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll. Ein Eckpunktepapier sehe vor, die Streichung von Arbeitsplätzen über Alterzeitregelungen, Umschulungen und Qualifizierungen von Beschäftigten zu erreichen, betonte er.
Marcus Pindur: Der Siemens-Konzern ist schon seit längerem in schwerem Fahrwasser und insofern kam die Ankündigung eines massiven Stellenabbaus bei Siemens Ende letzten Monats nicht ganz unerwartet. Der neue Konzernchef Löscher will den Technologiekonzern weltmarkt- und konkurrenzfähig halten. Aber aus der Sicht der Arbeitnehmer wirkt das Rationalisierungsprogramm einigermaßen erschreckend. 17.000 Arbeitsplätze weltweit, davon über 5000 in Deutschland, sollen abgebaut werden. Derzeit berät der Gesamtsbetriebsrat von Siemens in Krefeld über das weitere Vorgehen und wir sind jetzt verbunden mit Dieter Scheitor. Er sitzt für die IG Metall im Siemens-Aufsichtsrat. Guten Morgen, Herr Scheitor!
Dieter Scheitor: Schönen guten Morgen!
Pindur: Es soll ja eine grundsätzliche Einigung zwischen Management und Arbeitnehmervertretern geben. Können Sie das bestätigen?
Scheitor: Ja, ich kann das bestätigen. IG Metall und Gesamtbetriebsrat haben sich mit dem Siemens-Management auf Eckpunkte geeinigt, wie der Stellenabbau gehandhabt werden soll.
Pindur: Wie sieht denn diese Einigung dann aus?
Scheitor: Der wichtigste Punkt ist sicherlich, dass der Konzernumbau ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen soll. Das war die Hauptforderung der IG Metall.
Pindur: Also, kein Arbeitsplatzabbau zunächst einmal in Deutschland, bzw. keine betriebsbedingten Kündigungen, aber an den Standorten im Ausland schon. Da war zum Beispiel vom tschechischen Siemens-Werk die Rede.
Scheitor: Ja, das ist schmerzlich. Das haben wir auch vernommen, dass das Werk in Prag geschlossen werden soll. Das bedauern wir sehr.
Pindur: Der Sanierungsplan, wie könnte der denn aussehen für Deutschland? Welche Eckpunkte sehen Sie da noch außer dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen?
Scheitor: Zu den Eckpunkten gehört auch, dass ein Bereich der Industriemontage, SIMS in der Siemens-Sprache, nicht verkauft wird und dass die Standorte des Bereichs Mobility, also Bahn- und Verkehrstechnik, nicht geschlossen werden. Allerdings wird es in diesen Bereichen zu einem größeren Stellenabbau kommen.
Pindur: Da muss saniert werden. Da sind sich ja auch Gewerkschaften und Arbeitgeber einig bei der Bahntechnik. Wird man da denn um betriebsbedingte Kündigungen dennoch herumkommen können?
Scheitor: Müssen, weil Siemens sich ja dazu verpflichtet hat, nicht betriebsbedingt zu kündigen. Jetzt fragen Sie sich sicherlich zu Recht, wie kann man das dann machen. Die beiden Hauptinstrumente werden sein Altersteilzeit, dass Kollegen, die in dem entsprechenden Alter sind, auf freiwilliger Basis selbstverständlich, zu Konditionen von Altersteilzeit das Unternehmen verlassen, und dass Kollegen, deren Job wechselt, umgeschult und qualifiziert werden auf andere Jobs im Siemens-Konzern, die frei sind.
Pindur: Nicht nur die Bahntechnik ist ein Sorgenkind, das haben Sie gerade schon erwähnt, auch die Servicegesellschaft SIMS. Wie wird es denn da funktionieren? Wird es bei den 1200 Arbeitsplätzen dort bleiben können?
Scheitor: Ob alle 1200 Arbeitsplätze zu halten sind, darum wird der Gesamtbetriebsrat noch hart mit dem Unternehmen ringen. Wir sind erstmal froh, dass die Grundsatzentscheidung, den Bereich zu verkaufen, vom Tisch ist.
Pindur: Wie ist denn generell das Vertrauensverhältnis zwischen Siemens-Management und Gewerkschaften? Es war zu lesen in einigen Zeitungen jedenfalls, dass nach dem Bekanntwerden des Sanierungsplans des Siemens-Chefs Löscher da eine Zerrüttung eingetreten ist.
Scheitor: Zerrüttung ist zu viel gesagt. Wir waren sicherlich überhaupt nicht begeistert, not amused über die Abbaupläne von Siemens. Wir müssen Herrn Löscher aber zubilligen, dass er dann sehr schnell versucht hat, mit uns ins Gespräch zu kommen und zu sehr beachtlichen Lösungen bereit ist.
Pindur: Was ja Siemens auch belastet und auch das öffentliche Ansehen von Siemens sehr stark belastet hat, das sind die Korruptionsvorwürfe. Jetzt sollen die ehemaligen Siemens-Vorstände verklagt werden von Siemens. Was erwarten Sie sich davon?
Scheitor: Wir müssen das im Aufsichtsrat sehr gründlich nächste Woche diskutieren. Unser Präsidium hat ja schon getagt und sich darüber Gedanken gemacht. Das werden wir dann, das Präsidium wird uns am nächsten Dienstag berichten, das werden wir im Aufsichtsrat sehr gründlich beraten müssen, wie wir da vorgehen.
Pindur: Hat das denn juristisch Aussicht auf Erfolg? Wie schätzen Sie das ein? Den Managern muss ja dann ein Vorsatz nachgewiesen werden.
Scheitor: Haben Sie bitte Verständnis dafür. Wir haben das im Aufsichtsrat noch nicht diskutieren können. Das muss man sehr gründlich abwägen und wenn sich die Notwendigkeit von entsprechenden Maßnahmen erweisen sollte, dann wird der Aufsichtsrat auch die entsprechenden Beschlüsse fassen.
Pindur: Vielen Dank für das Gespräch!
Scheitor: Ja, vielen Dank. Auf Wiederhören!
Pindur: Dieter Scheitor. Er ist für die IG Metall im Siemens-Aufsichtsrat. Der Gesamtbetriebsrat von Siemens berät derzeit in Krefeld über das weitere Vorgehen im Hinblick auf den geplanten Arbeitsplatzabbau. Betriebsbedingte Kündigungen sollen zumindest in Deutschland ausgeschlossen werden.
Dieter Scheitor: Schönen guten Morgen!
Pindur: Es soll ja eine grundsätzliche Einigung zwischen Management und Arbeitnehmervertretern geben. Können Sie das bestätigen?
Scheitor: Ja, ich kann das bestätigen. IG Metall und Gesamtbetriebsrat haben sich mit dem Siemens-Management auf Eckpunkte geeinigt, wie der Stellenabbau gehandhabt werden soll.
Pindur: Wie sieht denn diese Einigung dann aus?
Scheitor: Der wichtigste Punkt ist sicherlich, dass der Konzernumbau ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen soll. Das war die Hauptforderung der IG Metall.
Pindur: Also, kein Arbeitsplatzabbau zunächst einmal in Deutschland, bzw. keine betriebsbedingten Kündigungen, aber an den Standorten im Ausland schon. Da war zum Beispiel vom tschechischen Siemens-Werk die Rede.
Scheitor: Ja, das ist schmerzlich. Das haben wir auch vernommen, dass das Werk in Prag geschlossen werden soll. Das bedauern wir sehr.
Pindur: Der Sanierungsplan, wie könnte der denn aussehen für Deutschland? Welche Eckpunkte sehen Sie da noch außer dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen?
Scheitor: Zu den Eckpunkten gehört auch, dass ein Bereich der Industriemontage, SIMS in der Siemens-Sprache, nicht verkauft wird und dass die Standorte des Bereichs Mobility, also Bahn- und Verkehrstechnik, nicht geschlossen werden. Allerdings wird es in diesen Bereichen zu einem größeren Stellenabbau kommen.
Pindur: Da muss saniert werden. Da sind sich ja auch Gewerkschaften und Arbeitgeber einig bei der Bahntechnik. Wird man da denn um betriebsbedingte Kündigungen dennoch herumkommen können?
Scheitor: Müssen, weil Siemens sich ja dazu verpflichtet hat, nicht betriebsbedingt zu kündigen. Jetzt fragen Sie sich sicherlich zu Recht, wie kann man das dann machen. Die beiden Hauptinstrumente werden sein Altersteilzeit, dass Kollegen, die in dem entsprechenden Alter sind, auf freiwilliger Basis selbstverständlich, zu Konditionen von Altersteilzeit das Unternehmen verlassen, und dass Kollegen, deren Job wechselt, umgeschult und qualifiziert werden auf andere Jobs im Siemens-Konzern, die frei sind.
Pindur: Nicht nur die Bahntechnik ist ein Sorgenkind, das haben Sie gerade schon erwähnt, auch die Servicegesellschaft SIMS. Wie wird es denn da funktionieren? Wird es bei den 1200 Arbeitsplätzen dort bleiben können?
Scheitor: Ob alle 1200 Arbeitsplätze zu halten sind, darum wird der Gesamtbetriebsrat noch hart mit dem Unternehmen ringen. Wir sind erstmal froh, dass die Grundsatzentscheidung, den Bereich zu verkaufen, vom Tisch ist.
Pindur: Wie ist denn generell das Vertrauensverhältnis zwischen Siemens-Management und Gewerkschaften? Es war zu lesen in einigen Zeitungen jedenfalls, dass nach dem Bekanntwerden des Sanierungsplans des Siemens-Chefs Löscher da eine Zerrüttung eingetreten ist.
Scheitor: Zerrüttung ist zu viel gesagt. Wir waren sicherlich überhaupt nicht begeistert, not amused über die Abbaupläne von Siemens. Wir müssen Herrn Löscher aber zubilligen, dass er dann sehr schnell versucht hat, mit uns ins Gespräch zu kommen und zu sehr beachtlichen Lösungen bereit ist.
Pindur: Was ja Siemens auch belastet und auch das öffentliche Ansehen von Siemens sehr stark belastet hat, das sind die Korruptionsvorwürfe. Jetzt sollen die ehemaligen Siemens-Vorstände verklagt werden von Siemens. Was erwarten Sie sich davon?
Scheitor: Wir müssen das im Aufsichtsrat sehr gründlich nächste Woche diskutieren. Unser Präsidium hat ja schon getagt und sich darüber Gedanken gemacht. Das werden wir dann, das Präsidium wird uns am nächsten Dienstag berichten, das werden wir im Aufsichtsrat sehr gründlich beraten müssen, wie wir da vorgehen.
Pindur: Hat das denn juristisch Aussicht auf Erfolg? Wie schätzen Sie das ein? Den Managern muss ja dann ein Vorsatz nachgewiesen werden.
Scheitor: Haben Sie bitte Verständnis dafür. Wir haben das im Aufsichtsrat noch nicht diskutieren können. Das muss man sehr gründlich abwägen und wenn sich die Notwendigkeit von entsprechenden Maßnahmen erweisen sollte, dann wird der Aufsichtsrat auch die entsprechenden Beschlüsse fassen.
Pindur: Vielen Dank für das Gespräch!
Scheitor: Ja, vielen Dank. Auf Wiederhören!
Pindur: Dieter Scheitor. Er ist für die IG Metall im Siemens-Aufsichtsrat. Der Gesamtbetriebsrat von Siemens berät derzeit in Krefeld über das weitere Vorgehen im Hinblick auf den geplanten Arbeitsplatzabbau. Betriebsbedingte Kündigungen sollen zumindest in Deutschland ausgeschlossen werden.