Eduardo Halfón: "Signor Hoffman"
Aus dem Spanischen von Luis Ruby
Carl Hanser Verlag, München 2016
190 Seiten, 20,00 Euro
Fragen nach Herkunft und Zugehörigkeit
In "Signor Hoffman" begibt sich Eduardo Halfon auf die Spuren seiner jüdischen Wurzeln. In acht Geschichten nimmt der lateinamerikanische Autor den Leser mit in ein nachgebautes faschistisches Lager in Kalabrien, zu einer orthodoxen Hochzeit in Israel oder nach Harlem.
Der guatemaltekische Autor Eduardo Halfón hat nun die nächste Folge seiner autobiografischen Erkundungen vorgelegt. Manches darin mag Lesern, die bereits "Der polnische Boxer" (von 2014) gelesen haben, bekannt vorkommen: etwa die Geschichte des Großvaters, der aus Polen stammte und dank der Ratschläge eines Boxers Auschwitz überlebte. Und der behauptete, die Nummer auf seinem Arm sei seine Telefonnummer.
Kind einer arabisch-jüdischen Familie
Halfón, der 1971 in Guatemala als Kind einer arabisch-jüdischen Familie geboren wurde und beim Ausbruch des Bürgerkriegs in die USA übersiedelte, weiß, dass ein Ereignis sich in der Erinnerung auf sehr verschiedene Weise spiegeln kann. Und dass man es auf vielerlei Weise erzählen kann: unter unterschiedlichen Aspekten, aus unterschiedlichen Perspektiven – und auch mit unterschiedlichem Ausgang. Da kommt es darauf an, wo man mit dem Erzählen aufhört.
So ist dieses Buch weniger ein Roman, wie der Verlag behauptet, als eine Art Kaleidoskop: Fragen nach Herkunft und Zugehörigkeit und disparate Reisen, die sich, durcheinander geschüttelt, zu verblüffenden Mustern formen. Der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller namens Halfón, ist unterwegs in Italien, Guatemala, Belize, Israel und Polen. Er ist ein angestrengter Reisender, einer, der stets Aufgaben zu erfüllen hat: Einmal ist es die Hochzeit seiner kleinen Schwester, die ein orthodoxen Juden heiratet und selbst zur Fundamentalistin geworden ist. Ein anderes Mal ist es Lodz, wo er im Auftrag seines toten Großvaters dessen ehemalige Wohnung sucht.
So ist dieses Buch weniger ein Roman, wie der Verlag behauptet, als eine Art Kaleidoskop: Fragen nach Herkunft und Zugehörigkeit und disparate Reisen, die sich, durcheinander geschüttelt, zu verblüffenden Mustern formen. Der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller namens Halfón, ist unterwegs in Italien, Guatemala, Belize, Israel und Polen. Er ist ein angestrengter Reisender, einer, der stets Aufgaben zu erfüllen hat: Einmal ist es die Hochzeit seiner kleinen Schwester, die ein orthodoxen Juden heiratet und selbst zur Fundamentalistin geworden ist. Ein anderes Mal ist es Lodz, wo er im Auftrag seines toten Großvaters dessen ehemalige Wohnung sucht.
Klingt, als sei er lieber anderswo
Kein Wunder, dass seine Aufenthalte, wo auch immer, nicht komfortabel sind; dass er, trotz aller Verpflichtungen durch die Familie, durch die Vergangenheit, immer so klingt, als sei er lieber anderswo. Anderswo, wo es auch nicht besser sein wird.
Manchmal sind die Orte, an denen er landet, ziemlich skurril – wie die Kleinstadt in Kalabrien, wo ein ehemaliges KZ zerstört und danach als Museum aufgebaut wurde, und wo er inmitten nagelneuer Baracken von einem ignoranten Kommunalpolitiker als "Signor Hoffman" vorgestellt wird.
All diese Orte sind fremd und vertraut zugleich – und immer etwas unheimlich. Sogar als der Erzähler mit einer begehrten Frau am Strand liegt ist plötzlich die Frage gegenwärtig, welcher Preis für Zugehörigkeit oder auch nur für das nackte Überleben zu bezahlen ist.
All diese Orte sind fremd und vertraut zugleich – und immer etwas unheimlich. Sogar als der Erzähler mit einer begehrten Frau am Strand liegt ist plötzlich die Frage gegenwärtig, welcher Preis für Zugehörigkeit oder auch nur für das nackte Überleben zu bezahlen ist.