"Ich würde noch hervorheben - außer der Melancholie -, dass er ein geschichtlich und gesellschaftlich und politisch und sprachlich engagierter Schriftsteller war, also alles zugleich, und bis zuletzt ein äußerst wacher Schriftsteller", sagt Esterhazys Übersetzerin Zsuzsanna Gahse. Noch vor wenigen Wochen habe Esterhazy die ungarische Buchmesse eröffnet und auch sein letztes Werk "Bauchspeicheldrüsentagebuch" vorgestellt. Das vollständige Interview mit Zsuzsanna Gahse können Sie hier nachhören: Audio Player
Für den Nobelpreis zu früh gestorben
Peter Esterhazy sei ein "übermütiger Melancholiker" gewesen, der den Literaturnobelpreis verdient hätte, sagt Literaturkritikerin Sigrid Löffler über den verstorbenen Schriftsteller. Einsteigern in sein Werk empfiehlt sie einen Klassiker.
"Ich hätte mir gewünscht, dass er so lange gelebt hätte, dass er noch den Nobelpreis bekommt." Das sagt Literaturkritikerin Sigrid Löffler über den am Donnerstag verstorbenen ungarischen Schriftsteller Peter Esterhazy.
Esterhazy sei ein großer Ironiker und ein "übermütiger Melancholiker" gewesen, der es geliebt habe, sich in diversen Doppelgängergestalten zu spiegeln. "Er hat sein virtuoses Spiel mit den literarischen Formen auch von Roman zu Roman immer mehr verfeinert", so die Literaturkritikerin.
Esterhazys Meisterwerk: "Verbesserte Ausgabe"
Wer jetzt anlässlich des Todes des Schriftstellers noch einmal dessen Werke lesen wolle, solle mit dem Hauptwerk "Harmonia Caelestis" beginnen, das die Familiengeschichte der Esterhazys mit der ungarischen Geschichte verwebt, empfiehlt Sigrid Löffler. Für Esterhazys eigentliches Meisterwerk hält sie jedoch die Nachschrift zu Harmonia Caelestis: "Verbesserte Ausgabe" von 2003.
"Das Wichtige und Tragische ist eigentlich, dass zwei Jahre später nach Harmonia Caelestis ein Nachspiel nötig wurde. Da kam nämlich heraus, dass der Vater von Peter Esterhazy, Graf Matyas, ein Spitzel gewesen ist. Der hat als Spitzel für den ungarischen Geheimdienst gearbeitet. Also der bewunderte Vater als Informant und Spitzel entlarvt. Das war ein wirklich schwerer Schlag für den Autor Peter Esterhazy, und er musste eine Nachschrift zu seinem großen Roman schreiben", sagt Löffler.
"Diese Nachschrift ist sicher eine der schmerzhaftesten Wahrheitsübungen der zeitgenössischen Literatur."