"Die Emotion ist nicht wegzudiskutieren"
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Die Band Silbermond nimmt an der #unteilbar-Demo in Dresden teil. Sängerin Stefanie Kloß erklärt, weshalb sie dort singen will – und warum sie sich zerrissen fühlt, wenn sie über die Gewaltszenen von 2016 in ihrer Heimatstadt Bautzen diskutiert.
Das wird ganz knapp bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen. In zwei Wochen wählen die Sachsen und die Märker, und Umfragen zufolge liegt die AfD ganz vorn oder knapp hinter der führenden Partei.
Hunderte von Vereinen, Organisationen und Initiativen versuchen, in einem Sommer der Solidarität die Stimmung zu drehen. Am Samstag findet Dresden etwa die #unteilbar-Demonstration statt. Zwei Sonderzüge aus Berlin werden in Sachsens Landeshauptstadt fahren, zudem seien schon über 50 Busse angemeldet, sagen die Veranstalter.
Und neben Reden gibt es auch Musik: Auf verschiedenen Bühnen spielen Max Herre, Fatoni, Megaloh, Enno Bunger und auch Silbermond.
Silbermond kommen aus der sächsischen Stadt Bautzen und haben im Mai den Song "Mein Osten" veröffentlicht – über ihre gemischten Gefühle der Heimat gegenüber. In dem Song steht die Zeile "Versteh zum Teil auch Deine Wut". Aber was genau gibt es an der Wut zu verstehen?
"Das ist unsere Heimat, und es war schon krass für uns: 2016 läuft plötzlich der Name unserer Heimatstadt im Lauftext durchs Bild bei Nachrichtensendungen, und du denkst dir, Wow, was ist denn da passiert?", sagt Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß. "Du hast da auch auf jeden Fall eine innere Zerrissenheit: Auf der einen Seite bist du total geschockt, was da passiert, wie eine Unzufriedenheit von Menschen plötzlich auch in Gewalt umschlagen kann – auf der anderen Seite denkst du dir: Ich kenn' doch meine Heimat, da sind doch einfach nicht alle so!"
Strudel der Hilflosigkeit
Plötzlich seien alle Menschen aus Bautzen über einen Kamm geschoren worden, kritisiert Stefanie Kloß. Sie äußerte Verständnis für Leute, denen es schlecht gehe und die teilweise das Gefühl hätten, dass ihnen nicht zugehört werde: "Dann verstehe ich auch, dass sie in einen Strudel der Hilflosigkeit geraten."
Man müsse sich aber auch ganz klar gegenüber allen Extremen von rechts und links distanzieren, so Kloß: "Wir können nicht einfach nur sagen: Was regen die sich so auf? Wenn jemand besorgt ist oder sich nicht verstanden fühlt, dann ist das in erster Linie eine Emotion, die nicht wegzudiskutieren ist."
(cre)