Silicon Allee

Die nächste Sause oder endlich Geschäft?

Teilnehmer am "Battle Hack", bei dem kreative Entwicklerteams in etwa 24 Stunden ein neues Produkt schaffen
Programmierer bei der Arbeit. © picture alliance / dpa
Von Peter Podjavorsek |
Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 schießen Internet-Unternehmen derzeit wieder wie Pilze aus dem Boden. In Berlin, dem neuen Eldorado der Gründerszene, wird alle 20 Stunden ein neues Startup gegründet - befeuert von Medien, der Politik und von Geldgebern, die sich im Internet den Markt der Zukunft erhoffen.
7Moments, eine Internetplattform für privates Foto-Sharing - geschlossen im Dezember 2013, nicht einmal zwei Jahre nach der Gründung.
Buddy Beers, eine App, mit der sich Menschen ein Bier ausgeben können, auch wenn sie gerade nicht am selben Ort sind - insolvent 2013.
Modemeister, eine Shopping-Plattform für männliche Modemuffel - verschwunden 2013.
Vielen der zuletzt gegründeten Internet-Unternehmen ergeht es ähnlich. Schätzungen zufolge verschwinden in den ersten fünf Geschäftsjahren rund 40 Prozent wieder vom Markt. Langfristig überleben nur rund drei von zehn Unternehmensgründungen. Trotzdem erlebt die digitale Wirtschaft einer derzeit Gründungsboom.
Steht die nächste Blase bevor?
Doch wie tragfähig sind diese Geschäftsideen? Bisher hat kaum einer der Hoffnungsträger je schwarze Zahlen geschrieben und selbst Zalando hat noch keinen Euro Gewinn gemacht. Das zeigt ein Blick in die Bücher der gefeierten Kreativindustrie.
Und über allem steht die Frage: Kann die digitale Wirtschaft die Abwanderung der industriellen Produktion wirklich kompensieren? Können wir - in Anlehnung an den ehemaligen Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf - "davon leben, dass wir uns gegenseitig filmen?"
Trailer zur Sendung:
Auszüge aus dem Manuskript:
Was macht Berlin für Gründer so attraktiv? Trotz steigender Immobilienpreise sind die Mieten im Vergleich zu anderen Großstädten nach wie vor günstig. Es gibt eine hochkarätige Wissenslandschaft. Und nicht zuletzt gilt die Stadt weit über die Grenzen Deutschlands hinaus als hip und cool. Seit Jahren zieht sie nicht nur Kreative an, sondern zunehmend auch Gründer, Unternehmen, Finanziers.
"Berlin, du bist so wunderbar!"

Und es könnte noch wunderbarer werden. Das glaubt zumindest McKinsey, bereits 2000 ein Apologet der New Economy. In einer aktuellen Studie hat das Beratungsunternehmen festgestellt, dass in Berlin bis zum Jahr 2020 über 100.000 neue Arbeitsplätze durch Start-ups entstehen könnten. 40.000 in den Start-ups selbst. Weitere 60.000 über den Multiplikatoren-Effekt, demzufolge jeder neue Arbeitsplatz die Grundlage schafft für weitere Jobs.
Eine viel befahrene Ausfallstraße im nördlichen Berlin. In der ehemaligen australischen Botschaft in der DDR befindet sich tape.tv. Das junge Unternehmen ist eines der Start-ups, die derzeit die Fantasien von einem zweiten Silicon Valley an der Spree beflügeln.
Tape.tv hat sich das Ziel gesetzt, nichts weniger als der Nachfolger des Musikvideosenders MTV zu werden. Nicht im Fernsehen, versteht sich, sondern im Internet.
"Das Berieseln von Leuten im linearen Stream mit irgendetwas funktioniert so semigut. Das merken wir daran, wie wir selber fernsehen. Oder dass Radio ganz oft zu einem Nebenhermedium wird."
Conrad Fritzsch jedenfalls hatte irgendwann genug von der Beliebigkeit und Langeweile in TV und Radio. Das Internet wiederum bot zwar alles. Doch verstreut in allen Ecken des Netzes. Und irgendwie überforderte auch die Fülle. 2008 gründete Fritzsch deshalb mit einer Partnerin tape.tv.
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Conrad Fritzsch, Gründer von tape.tv© picture alliance / ZB
Das vollständige Manuskript zur Sendung als PDF-Dokument oder im barrierefreien Textformat.
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