"Brahms darf nicht wie Schumann klingen"
16 Jahre lang war Sir Simon Rattle Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Bevor sich der Brite am Sonntag in der Waldbühne verabschiedet, dirigiert er heute und morgen noch ein Konzert in der Philharmonie: Gustav Mahlers Sechste Sinfonie.
Gustav Mahlers Sechste Sinfonie: Ein schwerer Marsch durch alle Gefühlsregionen, brutale Hammerschläge inbegriffen. Kein leichtes Stück für den Anfang, zumal mit dieser Haltung, an die sich der Kontrabassist Ulrich Wolff erinnert:
"Er hat die Schroffheiten nicht geglättet wie Karajan, und das war dann schon sehr beeindruckend, das hat doch auch sehr, sehr viele im Orchester überzeugt."
Manchmal rau im Klang, immer präzise im Rhythmus: Zwölf Jahre nach der ersten Begegnung wählten die Berliner Philharmoniker Simon Rattle 1999 zu ihrem Chefdirigenten. Der gelernte Schlagzeuger schärfte nicht nur den Klang, sondern auch das Profil des Spitzenorchesters. Unter dem Motto "Rhythm is it" erklärte er Bildungsarbeit zur Chefsache und brachte Berliner Jugendliche zu Igor Strawinskys "Sacre du Printemps":
Gustav Mahlers Sechste Sinfonie: Ein schwerer Marsch durch alle Gefühlsregionen, brutale Hammerschläge inbegriffen. Kein leichtes Stück für den Anfang, zumal mit dieser Haltung, an die sich der Kontrabassist Ulrich Wolff erinnert:
"Er hat die Schroffheiten nicht geglättet wie Karajan, und das war dann schon sehr beeindruckend, das hat doch auch sehr, sehr viele im Orchester überzeugt."
"Rhythm is it"
Manchmal rau im Klang, immer präzise im Rhythmus: Zwölf Jahre nach der ersten Begegnung wählten die Berliner Philharmoniker Simon Rattle 1999 zu ihrem Chefdirigenten. Der gelernte Schlagzeuger schärfte nicht nur den Klang, sondern auch das Profil des Spitzenorchesters. Unter dem Motto "Rhythm is it" erklärte er Bildungsarbeit zur Chefsache und brachte Berliner Jugendliche zu Igor Strawinskys "Sacre du Printemps".
Das gefiel nicht allen. Rattle pflege den weltberühmten philharmonischen Sound zu wenig, hieß es bald – doch der äußerst vielseitige Dirigent konnte mit der Idee eines einheitlichen Klangs ohnehin nichts anfangen:
"Ich habe kein Prokrustesbett in das ich den Klang jedes Stückes zwingen möchte. Es ist eine wirkliche Gefahr, dass Sie einen außergewöhnlichen Klang haben, und dann sagen: 'Okay, das passt wunderbar zu Brahms, würde so nicht auch Schumann großartig klingen?' Ich denke, das ist äußerst unfair gegenüber beiden Komponisten."
Vom Barock bis zur Gegenwart brachte Sir Simon seinen Philharmonikern eine ungeahnte Vielfalt nahe. Neue Konzertformen wurden etabliert, und manchmal trat Rattle sogar als singender Dirigent in Erscheinung. In seinen schon jetzt legendären Late-Night-Programmen ging es nicht ohne britischen Humor zu:
Geistreich auf der Bühne, konsequent als Organisator hinter den Kulissen. Aber auch hier war Rattle ...
Immer offen für alles
"... unheimlich freundlich, freundschaftlich, also sehr, sehr angenehm, unglaublich konstruktiv auch, selbst wenn wir manchmal auch schwierigere Dinge diskutiert haben, war er immer offen für alles, und das schätze ich sehr ..."
so der Oboist und langjährige Orchestervorstand Andreas Wittmann. Und der Tonmeister Christoph Franke, der für viele Aufnahmen Rattles und der Berliner Philharmoniker verantwortlich ist, ergänzt:
"... dass sich an der Art, Musik zu machen, der Art, mit Menschen umzugehen, ihnen gegenüberzutreten und die Energie beim Musikmachen, dass sich daran nach meinem Eindruck nichts verändert hat."
Rattle ist sich also treu geblieben, und ein Publikumsliebling wie er kann sich durchaus mit den Hammerschlägen aus Mahlers Sechster Sinfonie verabschieden. Auch wenn der Groschen bei den Musikern erst später fallen wird, wie der Geiger Stanley Dodds prophezeit:
"Vielmehr ist einfach im Vordergrund, dieser wirklich wunderbare Mensch, der uns jetzt verlässt, und erst jetzt, wo die Konzerte vorbei sind, wird einem wirklich bewusst, dass er weggeht."