Hotel Strindberg
von Simon Stone nach August Strindberg
Regie: Simon Stone
mit: Franziska Hackl, Barbara Horvath, Martin Wuttke, u.a.
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Strindberg als Dramatiker des Geschlechterkampfs
Werktreue kennt Theaterregisseur Simon Stone nur im ganz übertragenen Sinn. Am Akademietheater des Wiener Burgtheaters hat er einen ganz eigenen Strindberg inszeniert. Es gehe auch um Sexismus, sagt Theaterkritiker Christoph Leibold. Doch ihm fehlt etwas Wesentliches.
Für den Regisseur Simon Stone waren "Die Kammerstücke", die August Strindberg ab 1907 für sein Intimes Theater in Stockholm geschrieben hat, der Ausgangspunkt seiner Strindberginszenierung. Aber dann wurde das Projekt immer größer.
"Stone hat eine Auswahl getroffen und nimmt Motive und Figuren von Strindberg und entwickelt neue Figuren und neue Geschichten, die er dann ineinander verschränkt erzählt", sagt Theaterkritiker Christoph Leibold im Deutschlandfunk Kultur. "Gleich am Anfang erkennt man Strindbergs 'Der Vater' wieder, nur dass der Rittmeister aus dem Stück hier ein Schriftsteller ist. So kann man 'Strindberg-Rätselraten'. Aber die Geschichte funkionieren auch ohne diese Technik. Es gibt eine Schwangere, die sitzen gelassen wird, einen Mann, der seine Frau mit deren Mutter betrügt, und ein Paar, das sich über sein Scheidungspapeire streitet."
Der Zuschauer blickt in ein Hotel
Damit das als Theaterabend funktioniert, spielen die Geschichten in einem Hotel. Durch Fensterscheiben sieht das Publikum eine Bühne mit sechs Hotelzimmern in drei Etagen.
"Simultan laufen eigentlich sechs Szenen ab, die Schauspieler tragen Mikroport-Mikrofone und da werden einzelne Szenen akustisch rausgeholt, während andere Szenen stumm weiterlaufen. Und so switcht das immer hin und her."
Von Strindberg zum Sexismus
Im Kern würden verschiedene Strindbergmotive zu einem Thema gebündelt, um dieses dann in Facetten aufzufächern, so Leibold.
"Das hat nicht wirklich 100-prozentig funktioniert. Stone nimmt Strindberg als Dramatiker des Geschlechterkampfes. Es geht wohl auch darum, wie Geschlechterrollen neu ausgehandelt werden. Also Sexismus runtergebrochen aufs Alltägliche. Das beschäftigt Stone hier mit Strindberg."
Die Geschichten sind zu einfach
Faszinierend sei der doppelte Realismus: durch die Mikrofone nah am Geschehen zu sein und gleichzeitig visuell, wie ein Voyeur, die parellelen Geschichten in den verschiedenen Zimmern aus der Distanz zu sehen.
"Schade nur, dass die Geschichten, die ich hier als Theatergucker sehe, nicht so wahnsinnig spannend sind. Es fehlt an Substanz. Schauspieler, die ich schon toll erlebt habe, wie Michael Wächter und Franziska Hackl aus Basel, bleiben dadurch ein bisschen farblos oder im Bedeutungsschwangeren hängen".