Simone Buchholz: "Beton Rouge"
Suhrkamp Nova, Berlin 2017
228 Seiten, 14,95 Euro
Dunst über der verwüsteten Reeperbahn
St. Pauli ist der Lebensmittelpunkt der Krimi-Schriftstellerin Simone Buchholz. Dort spielen auch ihre Romane um die Staatsanwältin Chastity Riley. In ihrem letzten Krimi "Beton Rouge" geht es um einen scheinbar Irren, der in Hamburg Manager entführt.
Worum geht es?
Ich verschenke Simone Buchholz' letzten Kriminalroman "Beton Rouge" – darin geht es um einen scheinbar Irren, ein unsichtbares Phantom, das in Hamburg Manager entführt, quält und anschließend nackt in Käfige sperrt und die dann vor dem Verlagshaus abstellt. Das heißt es geht diesmal in die Welt der Medien und um drei Freunde auf der obersten Chefetage, die sich dicke Boni in die Taschen stecken, während sie die Leute entlassen. Aber natürlich steckt hinter diesen Entführungen kein erboster Gewerkschafter, sondern eine richtig düstere, fiese Geschichte, die tief in die Vergangenheit der drei Männer führt.
Was ist das Besondere?
Das Besondere an allen Kriminalromanen von Simone Buchholz ist zum einen ihre Hauptfigur – die Staatsanwältin Chastitiy Riley – eine melancholische, coole und ausgesprochen trinkfeste Frau, die natürlich nicht so einfach beziehungsfähig ist, aber trotzdem einen tollen Freundeskreis hat, der aber in diesem Band bedrohlich zu bröckeln anfängt. Dafür taucht ein neuer Kollege auf, mit dem Riley in zwielichtigen Bars versackt – da bahnt sich auf jeden Fall was an.
Und dann kann Simone Buchholz einfach richtig gut schreiben: "Der Regen stellt Wände in die Nacht" – ist der erste Satz dieses Romans – Hammer, würde Riley sagen! Überhaupt das Wetter auf St. Pauli ist fast schon eine eigene Figur, die das Innenleben der Hauptfigur spiegelt – oft weiß sie gar nicht, ob da jetzt wirklich so ein dumpfiger Dunst über der morgendlich verwüsteten Reeperbahn hängt oder ob das nur ihre Stimmung ist – große Literatur!
Wem schenken Sie es und warum?
Schenken werde ich das meiner 82-jährigen Freundin Gabriel Cosack, die Alt-Äbtissin eines Benediktinerinnen-Ordens ist und begeistert Unmengen weltlicher Literatur liest, unter anderem, weil sie wissen möchte, was die Menschen "draußen" bewegt, wie sie denken, wie sie sprechen. Und sie ist – wie Chastitiy Riley – eine außergewöhnliche Persönlichkeit – intelligent, humorvoll und einfühlsam. Ich bin also gespannt, nachher mit ihr darüber zu sprechen und zu erfahren, ob sie noch mehr Verbindungen zwischen der Strenge des Klosterlebens und der der Kriminalisten gibt.