Simone Dake, Leiterin Rudolstadt-Festival

"Wir versuchen immer, politisch zu sein, Haltung zu zeigen"

Simone Dake, Leiterin des Rudolstadt-Festival für Weltmusik
Disziplin und Ehrgeiz lernte Simone Dake als Spitzensportlerin. © René Krüger
Moderation: Ulrike Timm |
Bis zu 100.000 Besucher kommen jedes Jahr in die thüringische Provinzstadt zum Rudolstadt-Festival. Simone Dake, die neue Leiterin, ist schon seit Anfang der 90er-Jahre dabei und betont auch den politischen Anspruch des Festivals.
Die ersten Jahre hat sie während des Festivals unter irgendwelchen Schreibtischen geschlafen, inzwischen ist sie die Chefin (und hat ein Bett im Büro): Simone Dake, die neue Direktorin des Rudolstadt-Festivals, der europaweit größten Veranstaltung für Weltmusik. Disziplin und Ehrgeiz lernte sie als Spitzensportlerin, das Glück im Team zu arbeiten durch die Kultur.
Der Weg zum Tanz- und Folkfestival Rudolstadt führte Simone Dake um einige Ecken. In der DDR geboren und aufgewachsen geriet sie schon als Kind ins staatliche Leistungssportsystem, Disziplin Rhythmische Sportgymnastik. Später studierte sie Psychologie mit dem Ziel, Kriminologin zu werden, schmiss das Studium aber zum Entsetzen der Eltern für eine ABM-Stelle in einem Rockbüro. Und seither arbeitet sie als Kulturmanagerin. Wobei ihr manches nutzt, was sie einst als Leistungssportlerin erlernt hat:
"Durchhaltevermögen, Ehrgeiz im Verfolgen von Zielen, das Miteinander, das einen ganz, ganz hohen Stellenwert für mich hat."

Trotz der Größe familiär und vertraut

Schicksalhaft war für Simone Dake die Begegnung mit dem DDR-Altrocker Cäsar Peter Gläser Mitte der 90er-Jahre, sie wurden auch privat ein Paar und blieben es bis zu Gläsers Tod 2008. Durch ihn lernte Simone Dake im Nachhinein die Rockmusikwelten der DDR kennen:
"Mir wurde dadurch der Geist aufgeschlossen."
Seit 1992 arbeitet Simone Dake im Leitungsteam des Rudolstadt-Festivals, seit kurzem als Chefin - und ist immer noch fasziniert von der einzigartigen Atmosphäre dieses Events, zu dem bis zu 100.000 Zuschauer in die thüringische Provinzstadt mit 20.000 Einwohnern kommen:
"Es ist ein Hauch von Welt in dem Augenblick, wo all die Künstler vor Ort sind, aber es ist trotz der Menschenmenge recht familiär und ganz vertraut und ganz besonders."
Ein Festival, das auch Großeltern und Enkel gemeinsam besuchen, ein "Mehrgenerations-Festival", bei dem auch mal die Oma mit dem Enkelkind Elektro-Swing hört. Und wo verortet Simone Dake sich dabei?
"Ich bin die goldene Mitte."

Ein Festival als magischer Moment

Bei der Frage nach ihren persönlichen magischen Momenten des Festivals spricht allerdings vor allem die Managerin:
"Diese gesamte Organisation, die ganze Planung, die man über das ganze Jahr so macht, wie das dann zum Festival ineinander greift – da kommen unendlich viele Mitarbeiter, Dienstleister, Helfer zusammen. Und das ist für mich alljährlich immer wieder ein magischer Moment, wie das dann wirklich auch funktioniert."
Wobei sie aber auch auf den politischen Anspruch des Rudolstadt-Festivals pocht, gerade nach den Vorgängen in Chemnitz:
"Das ist unschön, beängstigend und macht Sorge. Es ist großer Bedarf, Position zu beziehen, zu handeln und aktiv zu bleiben. Das ist auch eine Aufgabe für Rudolstadt, wir versuchen immer und sind es auch, politisch zu sein, Haltung zu zeigen, auch mit den Künstlern, die wir einladen."
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