"Rechtsextreme, die so tun als wenn sie keine wären"
Zuletzt störten sie ein Theaterstück von Elfriede Jelinek und klebten Plakate mit Zensurvorwürfen an den Eingang der "Amadeu-Antonio-Stiftung", die sich gegen Rechts engagiert: Was steckt hinter der "Identitären Bewegung", die die "Süddeutsche Zeitung" den "popkulturellen Arm" der Rechtsextremen nennt?
Die rechtsextreme "Identitäre Bewegung" machte in den vergangenen Tagen immer wieder Schlagzeilen - vor kurzem störten Mitglieder das Theaterstück "Die Schutzbefohlenen" der Autorin Elfriede Jelinek in Wien. Ebenfalls Mitte April bekam die "Amadeu-Antonio-Stiftung", die sich gegen Rechtsextremismus engagiert, Besuch von den "Identitären". Sie klebten Plakate mit Zensurvorwürfen darauf vor den Eingang und verteilten Flyer.
Wer ist diese Bewegung, die die "Süddeutsche Zeitung" am heutigen Freitag als "popkulturellen Arm" der Rechtsextremen beschreibt? Wie ist die Verbreitung rechtsextremer Botschaften über Aktionen, die der Popkultur entlehnt sind, zu verstehen? Wer ist die "Zielgruppe" dieser Bewegung und wie gefährlich ist sie?
Darüber sprechen wir mit Simone Rafael von "netz-gegen-nazis.de", einem Internetportal der "Amadeu-Antonio-Stiftung".
"Eine Demokratie, die sich gegen Minderheiten wendet"
Sie sagte im Deutschlandradio Kultur zu diesen Fragen:
"Die Identitäre Bewegung ist ein ganz interessantes Phänomen, weil es Rechtsextreme sind, die so tun, als wenn sie keine wären. (...) Wir kennen das sozusagen bei den erwachsenen Rechtsextremen als so genannte Neue Rechte, und die Identitäre Bewegung ist sozusagen die Jugendbewegung dazu. Das heißt: Die sind eigentlich genauso rassisitisch und menschenfeindlich wie die anderen Rechtsextremen auch, nur sie verzichten auf ein Detail, nämlich zu sagen: 'Wir wollen nicht mehr den Nationalsozialismus zurück, das finden wir zu old school, aber wir wollen hat stattdessen trotzdem eine Demokratie, die sich gegen Minderheiten und ähnliches wendet' - und diesen Namen eigentlich nicht mehr verdient.'"
Viele verschiene Menschen sind okay - nur bitte nicht kommen!
Rafael beschrieb die "Identitären", die 2012 in Frankreich gegründet wurden, als "eine europäische neu-rechte Jugendbewegung" - über ganz Europa verteilt:
"Das funktioniert deshalb so gut, weil die Identitäre Bewegung ebenso wie die Neue Rechte das Konzept des Ethnopluralismus verfolgt, also zu sagen: 'Es ist total okay, dass es viele verschiedene Menschen mit verschiedene Kulturen in verschiedenen Ländern gibt, sie dürfen bitte nur sich nicht mischen und nicht in unser Land kommen.'"